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t l e b e r die Art in Brasi l ien naturli is t o r i s c h e Rei sen zu unternehmen
mehren, eine geringe Last mit bedeutenden Kosten fortschaffen. Es ist wahr,
dafs in gewissen sehr gebürgigen Gegenden der Gebrauch der Lastlhiere grofse
Vortheile gewährt, allein diese Art des Transportes bleibt dennoch im Allgemeinen
unendlich weit hinter xinserem Fuhrwesen zurück: sie ist aber bis jetzt die allein
anwendbare, da in diesem Lande keine gangbaren Wege und Landstrafsen existiren.
Will man in das Innere von Brasilien reisen , so mufs man sich zuerst nach
guten dauerhaften Maulthieren umsehen, die man in einigen Provinzen, zum Beyspiel
in Minas Geraés, S. Paulo ^ Rio Grande wohlfeil, in anderen nur zu hohen
Preisen erhält Man kauft zu Rio de Janeiro einem Mineiro seine ganze
Trojoa (d. h. alle seine Lastthiere) ab, imd bezahlt gewöhnlich 23 bis 26000 Reis,
etwa 6 Carolin nach unserem Gelde für das Stück; in Bahía kauft man sie zu
Villa da Cacho eira de Peruagú oder Paragaagú. Fremde verstehen es nicht
solche Maiüthiere zu behandeln, z\i beschlagen, zu heilen wenn sie krank sind u. s. w.,
daher ist es nöthig sogleich einen Tropeiro oder Arrieiro in Dienst zu nehmen ;
Leute, welche von Jugend auf den Transport der Waaren mit ihren Maulthieren
besorgt haben. Immer sieben beladene Lastthiere nennt man eine Lot, und auf
diese Zahl rechnet man einen Tropeiro. Diese Leute, bey dem Geschäfte aufgewachsen,
verstehen alles dazu Nöthige vollkommen, sind abgehärtet und genügsam
wie alle Brasilianer, schlafen auf der Erde wenn es seyn mufs und gehen neben
ihren Tliieren her oder reiten, nachdem man mit ihnen überein gekommen ist. Hat
man das Glück einen guten Tropeiro zu bekommen, so ist der wichtigste Pimkt
beseitiget, welcher einen günstigen Fortgang der Reise versprechen kann. Er beladet
täglich am Morgen die Maulthiere, ladet sie am Abend ab und treibt sie, nachdem
sie während der Nacht geweidet haben wieder zusammen, wenn man am
folgenden Morgen abreisen will. Oft mufs er ihnen weit nachgehen um sie aufzufinden,
kennt aber ihre Spur und ihre Lebensart so genaii, dafs er sie gewifs
finden wird.
Die Art, wie man in Brasilien die Lastthiere beladet, ist sinnreich und einfach
eingerichtet: sie verdient daher hier auch einer Erwähnung. Ein giites Maulthier
trägt 8 Arrobas (eine Arrobe beträgt 32 Pfund) ; man ladet ihm jedoch zuweilen
bis zu 12 Arrobas auf. Zum Beladen bedient man sich eines Packsattels iCangalha
genannt). Er besteht aus einem Gestelle von Holz, das vorne und hinten
an seinem Obertlieile einen dicken starken Fortsatz in aufrechter Stellung hat, an
welchen man von beyden Seiten die Kisten anhängt. Um den Druck dieses Packsattels
zu vermindern, füttert man ihn an seiner inneren Seite mit gelrocknetem
Grase aus, welches schmale lange Blätter hat und sehr gleichförmig gelegt wird,
( * ) Hierüber siehe von E s c ii w e c e Journol von Brasilien Heft II. S. 76.
U e b e r die Art inBrasi l ien n a tu rh i s t o vi s e h e Reisen zu unternehmen 2 9 5
bringt nun inwendig über dem' Grase oder Capin noch ein Kissen von einer Piohrmatte
(^ßsteirci) an, und überzieht dieses mit Baumwoilenzeug. Auf der Oberseite
wird der so ausgefütterte Sattel mit einer itappe von Ochsenhaut bedeckt, welche
viereckig geschnitten und auf ihrem oberen Piücken mit zwey Oeffnungen versehen
ist, um die hölzernen Verlängerungen durchzulassen, an welche die Kisten gehängt
werden. An einem solchen Sattel befestigt man vorne einen breiten Brustriemen,
und hinten ein Hinterzeug, welche im Hinauf - imd Hinabsteigen der Gebürge unentbehrlich
sind. Ein lederner Riemen aus roher Ochsenhaut geschnitten, blos fest
angezogen und mit einer Schleife gebunden, giebt den Gurt des Sattels ab imd
befestigt diesen hinlänglich. Als Zaum bekommt das Lastthier nichts als eine Halfter
(Cabresto') von roher Ochsenhaiit oder von sehr fest gedrehten Pferdshaaren, welche
hinter den Ohren liegt und dem Thiere das Maul zum Grasen imd Trinken völlig
frey läfst; der an der Halfter befindliche Riemen, womit man es anbindet, wird,
sobald das Thier beladen ist, an den Sattel fest geknüpft und nun läfst man auf der
Reise ein jedes derselben hinter dem andern frey einhergehen. Die Ladung selbst
besteht in zwey Kisten von gleicher Gröfse, von denen auf jede Seite des Sattels
eine gehangen wird und welche weder zu grofs noch zu klein seyn dürfen. Die
beste Gröfse flir dieselben ist eine Länge von 29 rhcinländischen Zollen; sie werden
aus dem leichten Caschetholze gemacht, haben einen übertretenden Deckel und sind
mit Ochsenhaut (die Haare nach aufsen) überzogen. An einem jeden ihrer Enden
befindet sich ein eiserner Griff; an ihrem unteren Theile umgiebt man sie mit zwey
Piiemen von Ochsenhaut, welche sich kreuzen, um sie haltbar zumachen und bringt
an einem jeden der Handgriffe eine Schleife von Ochsenhaut an, womit sie an die
Fortsätze des Sattels angehängt werden^
Wenn der Tropeiro aufladen will, so nimmt er den Kasten auf die Schulter
und hängt ihn selbst an, wobey er hauptsächlich auf Gleichgewicht der Ladung an
beyden Seiten sieht, damit das Thier nicht gedrückt werde; haben die Kasten die
erforderliche Gleichheit der Schwere nicht, so legt man wohl auf den |leichteren
noch andere Dinge oben auf, um das Gleichgewicht hervorzubringen. Auf diese
Art beschäftigte Tropeiros stellt die Vignette des Vlllten Abschnittes vor, auch zeigt
sie die äufsere Bildung des Packsattels. ist die Ladung auf diese Art befestigt, so
bedeckt man sie mit einer grofsen trockenen Ochsenhaut, das Haar nach aufsen,
welche nun mit einem langen Riemen von Ochsenhaut, Sobrecarga genannt, zugeschnürt
wird. Dieser Uebergurt hat an seinem einen Ende einen eisernen Haken,
mit welchem man das andere Ende , welches mit einem hölzernen Knebel versehen
ist, dadurch anzieht, dafs man den letzteren durchsteckt und öfters herimi drehet.
Um zu verhindern, dafs die Ladung auf dem Sattel nicht vor - oder rückwärts
rutsche, ist an demselben vorne und hinten noch ein Piiemen angebracht mit welchem