' • j
i S a Reise von S. Pedr o d'Alcantara durch die Urwälder
liefsen uns aber durch diese Gelegenheit zu einem geschützten Nachtquartier
nicht reizen, sondern zogen es vor^ noch bis zu einem Corrego zu gehen,
der den Nahmen Buqueiräo hat, weil wir daselbst gutes Wasser zu finden
hofften. W i r fanden indessen in demselben nur wenig und schlechtes Wasser.
Kröten und Frösche liefsen sich hier gegen Abend in Menge hören, und die
Moskiten beunruhigten uns während der Nacht sehr.
Am 2 7ten fanden wir die Strafse noch mehr, besonders mit den hohen
steifen Blättern der Heliconien und mit Dornen verwachsen; auch der
schmerzhafte Stachel d^e^v Blarimhondos vermehrte die Beschwerde des Tages.
Aber die Hoffnung, heute die ersten menschlichen Wohnungen zu erreichen
half uns diese Beschwerden fröhlich überwinden, und rasch zogen wir Berg
auf Berg ab fort, da unsere Maulthiere bey jeder Mahlzeit mit einem kräftigen
Futter von Mays unterstützt wurden. Nach einem Wege von etwa
2/, Legoas erreichte die Tropa einen Bach, an welchem die Bewohner von
^ e r w ^ a vor einiger Zeit eine Pflanzung angelegt, und dazu den Wa l d an einer
gewissen Stelle niedergehauen hatten. Hier athmeten wir etwas freyer,
denn obgleich rundum alles hoher finsterer Wal d war, so erblickten wir
dennoch einige Bergkuppen und glaubten nun schon aus dem finstern Gefängnifs
der ewigen Urwälder erlöst zu seyn. Allein es war noch ein beschwerliches
Stück Weges in der bewachsenen Strafse zurückzulegen. Viele
Stellen waren mit Taquara (Rohr) überwachsen, welches das Gebüsch mit
seinen Zweigen und kleingefiederten Blättern gleichsam zu einem Knaul verflicht,
auch war an vielen Stellen dieser Strafse das 3o bis 40 Fufs hohe,
schon öfters erwähnte Taquarussü zu bedeutenden Gehägen aufgeschossen,
welche mit ihren Dornen für uns undurchdringlich gewesen seyn wüi'den,
wenn nicht das Facäo einen W e g hindurch gebahnt hätte: seine starken Glieder
versorgten uns indessen öfters mit kühlendem Getränke, denn die Natur
giebt auf der einen Seite reichlich wieder was sie auf der andern nimmt.
Kleine Gesellschaften des gelbgrünen Kernbeifsers mit schwarzer Kehle
R e i s e von S. P edr o d'Alcantara durch die Urwälder i55
{Loxia canadensis) belebten diese hohen Bohrdickichte. Die Strafse zieht
jetzt über Höhen hinweg, welche mit Catinga bewachsen sind, und einen
steinigten Boden haben. Ob sie gleich nur sanft ansteigen , so erhebt sich
doch die Gegend allmählig immer mehr. Beynahe alle Corregos, welche
wir auf diesem Wege antrafen, waren ausgetrocknet und zeigten nacktes
Steingerölle von Urgebürgen mit vielem Quarz gemischt. Unsere Hunde
jagten öfters das Cutia {Caoia Aguti, Linn.) an diesen Höhen, wir waren
jedoch nicht so glücklich eines davon zu bekommen. Ueberhaupt bemerkten
wir in dieser Gegend sehr 'wenige Thiere, nur das hängende Nest
des kleinen Fliegenfängers war häufig. An einem Corrego fanden wir
wieder eine alte Hütte mit Binde gedeckt, in deren Nähe ein schönes
niedriges Gewächs mit röhrenförmigen, hoch brennend orangefarbigen
Blumen 0=0 ^"^ere Aufmerksamkeit häufig beschäftigte. Diese Pflanze findet
sich von hier nach den höhern Gegenden des Sertam hin häufig in der
Strafse. Noch eine halbe Legoa, und der Ruf des Hahns, dieses steten
Begleiters der Menschen, selbst in diesen entlegenen Einöden, ward plötzlich
vernommen. Wir traten an das Tageslicht, und vor uns lag eine
grofse Pflanzung von hohem Mays und Mandiocca. Der blaue Himmel
war seit langer Zeit zum erstenmale wieder auf eine bedeutende Weite
sichtbar, und über den Wäldern zeigte sich ein schönes blaues Gebürg
mit mancherley Kuppen und Felsen, deren Anblick uns neu und erfreulich
war. Wir befanden uns an dem kleinen Flusse Beruga, der hier in der
Nähe in d.^nRioPardo tritt. Hier haben die ersten Bewohner in diesem
Sertam, drey Familien von farbigen Leuten sich angebaut, als man zur
Zeit der Anlegung der Strafse zur Bequemlichkeit der Reisenden hier eine
Aldea gründen wollte. Diese Menschen besitzen schon bedeutende Pflanzungen
und sind noch immer mit dem Niederhauen der Waldungen beschäf-
{*) Ich habe die Frucht dieser schönen Pflanze nicht kenneu gelernt, sie kann dahur
nicht genau bestimmt werden, scheint aber eine Ruellia zu seyn.
o o
Th. U.