2 6 4 R e i s e von Conquista nach der Hauptstadt Bahía
entdeckte die Bahia de Todos os Santos im Jahr i5i6. Nachher baueten
die Portugiesen sich an, führten Krieg" mit den Urbewohnern, und es
g^lückte den Jesuiten diese rohen Barbaren zu gewinnen, sie von dem Genüsse
des Menscheniieisches abzubringen und sie endlich völlig zu civilisiren.
Nachdem unser Schiff zu Itaparica bis geg^en Abend verweilt hatte,
wo die Ebbe eintrat, lichteten wir den Anker und überschifften quer den
schönen Meerbusen, der an dieser Stelle bis zur Stadt ^a/ i / a 5 Leg-oas breit
ist. Ein starker Wind hatte sich erhoben und schwellte gewaltig" die Wogen,
so dafs wir in unserem kleinen Schiffe eine sehr unruhige unangenehme
Fahrt hatten, bis man nach Mitternacht zu Bahia den Anker
fallen liefs.
Die Qidade de S. Salvador da Bahia de Todos os Santos ist die alte
Hauptstadt von Brasilien, in welcher zwey Jahrhunderte hindurch die
General-Gouverneure residirten. Sie ist an dem Abhang-e einer steilen
Höhe am Meerbusen derg^estalt erbaut, dafs ihr bedeutendster Theil oben
auf dem Rücken der Höhe, und der andere, der gröfstentheils Wohnungen
der Kaufleute enthält, sich unten am Meere befindet. Die Stadt dehnt
sich eine Legoa weit von Norden nach Süden aus, ist aber ziemlich unregelmäfsig
gebaut, obgleich eine bedeutende Anzahl grofsei«, ansehnlicher
Gebäude vorhanden ist. Der Anblick von Bahia vom Meerbusen aus ist
schön; es steigt an dem Berge in die Höhe, und zwischen seinen Gebäuden
treten grüne Gebüsche, gröfstentheils Orangenbäume hervor. Die
obere Stadt ist der merkwürdigere Theil; hier sind zwar ungepflasterte
Strafsen, auch grofse Felder und Gärten, welche zum Theil die Gebäude
trennen, allein die schöne Vegetation und eine vortreffliche Aussicht ersetzen
diese Mängel. Mehrere kleinere Thäler sind hier mit Gärten und
Pflanzungen angefüllt, in welchen meine Leute bey ihren Excursionen
mehrere interessante Thiere erlegten, zum Beyspiel den kleinen Sahai mit
weifsem Haarbüschel am Ohre {Simia Jacchas^ LINN, oder Jacchas val-
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garis^ GEOFFR.), der mir weiter südlich nirgends vorgekommen ist; auch
erhielten sie in den Gebäuden der Stadt Bahía eine schöne E u l e p ) , welche
sehr mit imserer Schleyereule [Strix ßammea, LINN.) übereinkommt.
Noch vor kurzem erst hat der Gouverneur, Conde Dos ARCOS, einen
breiten gangbaren Weg von der unteren Stadt nach dem Pallaste hinauf
einrichten lassen. Da es hier keine Wa g e n giebt, so bedient man sich, um
bey der Hitze dieses Climas dergleichen steile W e g e und Strafsen mit Bequemlichkeit
auf - und absteigen zu können, in der ganzen Stadt einer
Art von Tragsessel {Cadeiras)^ bequeme Stühle mit einem Baldachin und
rundum mit Vorhängen umgeben, welche von zwey Negern getragen
werden. Ohne diese würde man weder In der glühenden Sonnenhitze,
noch bey nasser Witterung , wo die ungepflasterten Strafsen sehr unreinlich
sind, gut fortkommen können. In der oberen Stadt sind eine Menge
von Klöstern und zum Theil prächtige Kirchen, Aufser diesen zeichnen
sich auch die Citadelle und der ziemlich ansehnliche Pallast der Gouverneure
mit dem Paradeplatze aus. In diesem oberen Theile werden die Zusammenkünfte
der verschiedenen königlichen Tribunale und Collégien gehalten, > il
(*) Dieser Vogel ist die von MAECGRAT unter dem Nahmen Tuidara pag. 2O5 bescliriebene
Eule, welche man wohl nur als eine durch das Clima erzeugte geringe Abänderung
unserer Schleyer - Kirch - oder Perleuie (strix ßammea, LINN.) anzusehen hat. Die brasilianische
Varietät Uommt mit der europäischen in den meisten Kennzeichen iiberein, nur scheinen
ihre Fülse, Zehen und Nägel stärker und länger, und das ganze Gefieder ist heller gefärbt.
Alle unteren Theile sind nicht wie an unserer Art blai'sgelblich, sondern weifs, hier und da
ein wenig gelblich angeflogen, man bemerkt aber dagegen ebenfalls die einzelnen dunkelen
Pünktchen. Das Gesicht zeigt nur wenig der braunen Farbe, welche die Augen umgiebt, und
die Schwungfedern sind aulser ihren dunkleren Querbinden gänzlich dunkel marmorirt, dahingegen
unsere europäische Eule diese Theile beynahe ungefleckt rostgelb , und nur mit dunkleren
(Juerbinden bezeichnet hat. Schon PENMAWT sagt in seiner arctischen Zoologie (ZIMMKRMANNS
Ueberset/ung ß. II. pag. 2-24), dafs seine weilse Eule an den unteren Theilen
gän/lic!i weil's gefärbt sey, welches mit meinen Beobachtungen an diesem brasilianischen Vogel
•Ölliioi übereinstimmt.
Th. H. 34
k irr. Äat>-i|