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 entdeckte  die  Bahia  de  Todos  os  Santos  im  Jahr  i5i6.  Nachher  baueten  
 die  Portugiesen  sich  an,  führten  Krieg"  mit  den  Urbewohnern,  und  es  
 g^lückte  den  Jesuiten  diese  rohen  Barbaren  zu  gewinnen,  sie  von  dem  Genüsse  
 des Menscheniieisches  abzubringen  und  sie  endlich  völlig  zu  civilisiren.  
 Nachdem  unser  Schiff  zu  Itaparica  bis  geg^en  Abend  verweilt  hatte,  
 wo  die  Ebbe  eintrat,  lichteten  wir  den  Anker  und  überschifften  quer  den  
 schönen  Meerbusen,  der  an  dieser  Stelle  bis  zur  Stadt  ^a/ i / a  5  Leg-oas  breit  
 ist.  Ein  starker  Wind  hatte  sich  erhoben  und  schwellte  gewaltig"  die  Wogen, 
   so  dafs  wir  in  unserem  kleinen  Schiffe  eine  sehr  unruhige  unangenehme  
 Fahrt  hatten,  bis  man  nach  Mitternacht  zu  Bahia  den  Anker  
 fallen  liefs.  
 Die  Qidade  de  S.  Salvador  da  Bahia  de  Todos  os  Santos  ist  die  alte  
 Hauptstadt  von  Brasilien,  in  welcher  zwey  Jahrhunderte  hindurch  die  
 General-Gouverneure  residirten.  Sie  ist  an  dem  Abhang-e  einer  steilen  
 Höhe  am  Meerbusen  derg^estalt  erbaut,  dafs  ihr  bedeutendster  Theil  oben  
 auf  dem  Rücken  der  Höhe,  und  der  andere,  der  gröfstentheils  Wohnungen  
 der  Kaufleute  enthält,  sich  unten  am  Meere  befindet.  Die  Stadt  dehnt  
 sich  eine  Legoa  weit  von  Norden  nach  Süden  aus,  ist  aber  ziemlich  unregelmäfsig  
 gebaut,  obgleich  eine  bedeutende  Anzahl  grofsei«,  ansehnlicher  
 Gebäude  vorhanden  ist.  Der  Anblick  von  Bahia  vom  Meerbusen  aus  ist  
 schön;  es  steigt  an  dem  Berge  in  die  Höhe,  und  zwischen  seinen  Gebäuden  
 treten  grüne  Gebüsche,  gröfstentheils  Orangenbäume  hervor.  Die  
 obere  Stadt  ist  der  merkwürdigere  Theil;  hier  sind  zwar  ungepflasterte  
 Strafsen,  auch  grofse  Felder  und  Gärten,  welche  zum  Theil  die  Gebäude  
 trennen,  allein  die  schöne  Vegetation  und  eine  vortreffliche  Aussicht  ersetzen  
 diese  Mängel.  Mehrere  kleinere  Thäler  sind  hier  mit  Gärten  und  
 Pflanzungen  angefüllt,  in  welchen  meine  Leute  bey  ihren  Excursionen  
 mehrere  interessante  Thiere  erlegten,  zum  Beyspiel  den  kleinen  Sahai  mit  
 weifsem  Haarbüschel  am  Ohre  {Simia  Jacchas^  LINN,  oder  Jacchas  val- 
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 garis^  GEOFFR.),  der  mir  weiter  südlich  nirgends  vorgekommen  ist;  auch  
 erhielten  sie  in  den  Gebäuden  der  Stadt  Bahía  eine  schöne  E u l e p ) ,  welche  
 sehr  mit  imserer  Schleyereule  [Strix  ßammea,  LINN.)  übereinkommt.  
 Noch  vor  kurzem  erst  hat  der  Gouverneur,  Conde  Dos  ARCOS,  einen  
 breiten  gangbaren  Weg  von  der  unteren  Stadt  nach  dem  Pallaste  hinauf  
 einrichten  lassen.  Da  es  hier  keine Wa g e n  giebt,  so  bedient  man  sich,  um  
 bey  der  Hitze  dieses  Climas  dergleichen  steile W e g e  und  Strafsen  mit  Bequemlichkeit  
 auf  -  und  absteigen  zu  können,  in  der  ganzen  Stadt  einer  
 Art  von  Tragsessel  {Cadeiras)^  bequeme  Stühle  mit  einem  Baldachin  und  
 rundum  mit  Vorhängen  umgeben,  welche  von  zwey  Negern  getragen  
 werden.  Ohne  diese  würde  man  weder  In  der  glühenden  Sonnenhitze,  
 noch  bey  nasser  Witterung  ,  wo  die  ungepflasterten  Strafsen  sehr  unreinlich  
 sind,  gut  fortkommen  können.  In  der  oberen  Stadt  sind  eine  Menge  
 von  Klöstern  und  zum  Theil  prächtige  Kirchen,  Aufser  diesen  zeichnen  
 sich  auch  die  Citadelle  und  der  ziemlich  ansehnliche  Pallast  der  Gouverneure  
 mit  dem  Paradeplatze  aus.  In  diesem  oberen  Theile  werden  die  Zusammenkünfte  
 der  verschiedenen  königlichen  Tribunale  und  Collégien  gehalten,  >  il  
 (*)  Dieser  Vogel  ist  die  von  MAECGRAT  unter  dem  Nahmen  Tuidara  pag.  2O5  bescliriebene  
 Eule,  welche  man  wohl  nur  als  eine  durch  das  Clima  erzeugte  geringe  Abänderung  
 unserer  Schleyer  -  Kirch  -  oder  Perleuie  (strix  ßammea,  LINN.)  anzusehen  hat.  Die  brasilianische  
 Varietät  Uommt  mit  der  europäischen  in  den  meisten Kennzeichen  iiberein,  nur  scheinen  
 ihre  Fülse,  Zehen  und  Nägel  stärker  und  länger,  und  das  ganze  Gefieder  ist  heller  gefärbt.  
 Alle  unteren  Theile  sind  nicht  wie  an  unserer  Art  blai'sgelblich,  sondern  weifs,  hier  und  da  
 ein  wenig  gelblich  angeflogen,  man  bemerkt  aber  dagegen  ebenfalls  die  einzelnen  dunkelen  
 Pünktchen.  Das  Gesicht  zeigt  nur  wenig  der  braunen  Farbe,  welche  die  Augen  umgiebt,  und  
 die  Schwungfedern  sind  aulser  ihren  dunkleren  Querbinden  gänzlich  dunkel  marmorirt,  dahingegen  
 unsere  europäische  Eule  diese  Theile  beynahe  ungefleckt  rostgelb  ,  und  nur  mit  dunkleren  
 (Juerbinden  bezeichnet  hat.  Schon  PENMAWT  sagt  in  seiner  arctischen  Zoologie  (ZIMMKRMANNS  
 Ueberset/ung  ß.  II.  pag.  2-24),  dafs  seine  weilse  Eule  an  den  unteren  Theilen  
 gän/lic!i  weil's  gefärbt  sey,  welches  mit  meinen  Beobachtungen  an  diesem  brasilianischen  Vogel  
 •Ölliioi   übereinstimmt.  
 Th.  H.  34  
 k  irr.  Äat>-i|