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6 8 Einige Worte üher die Botociiclen
äufsere Ursachen die Stärke der Färbung jener Stämme erhöhen, so bleibt
dennoch die bräunliche Grundfarbe; die aber, wie Herr VON E S C H W E G E
richtig- bemerkt, durch Kränklichkeit, besonders im Gesichte m ein bleiches
Gelb ausartet. Diese Betrachtungen widerlegen indessen den Satz
nicht, dafs die Bewohner heifser Länder im allgemeinen dunkler gefärbt
sind, als die der kältern, und die grofse Abwechslung in den Farbenabstufungen
der südamerikanischen Völkerstämme , deren nahe Verwandtschaft
übrigens niemand leugnen kann, scheint für die Abstammung der
Menschen von einem Paare zusprechen, worüber der Engländer S U M N E R
so interessant geschrieben hat (=•=).
Ungeachtet der Aehnlichkeit, welche zwischen den Mongolen, Mal
a y e n u n d den amerikanischen Völkern statt fin^^pt, scheinen diese letzteren
doch gewisse auszeichnende Züge mit einander gemein zu haben. Die
lyte Platte bildet mehrere Botocuden-Physiognomlen ab, wovon die 4te
Figur eine genaue Abbildung nach dem Leben , die ich der Güte des
Herrn S E L L O W verdanke, ein vollkommen mongolisches Gesicht zu seyn
scheint, und dennoch würde man sehr irren, wenn man allen diesen
Wilden eine ähnliche Bildung zuschreiben wollte; denn die 3te Figur zum
Beyspiel, welche die Abbildung des J U K E H Ä C K E glebt, hat ebenfalls ächt
brasilianische Züge, die aber dennoch sehr verschieden von denen des
eben erwähnten Gesichtes sind. Die 2te Figur dieser Tafel bildet die Frau
des J E P A R A C K , und die 5te den an verschiedenen Stellen erwähnten Mumienkopf
eines Brasilianers aus der Sammlung des Herrn Putter B L U M E N -
B A C H zu Göttingen ab. Die Vergleichung der Physiognomien der Esc/mmaux,
von welchen wir unlängst in der Beschreibung der Reise des Capitaln
Ross nach dem Nordpole interessante Abbildungen erhalten haben,
zeigt bedeutende Verschiedenheiten von der Bildung brasilianischer Gesichter,
und eben dieses bestätigte die Aussage der Brüder-Missionarien von
(*) Siehe J. B. S UMS E B a Treatise on tlie records of the creaLion etc.
Einige Worte über die Botocuden
Ndin, welche meinen QVACK ZU betrachten Gelegenheit hatten. Es \st
unendlich schwer, das Dunkel aufzuklären, welches den Ursprung zahlreicher
amerikanischer Völkerschaften für uns verhüllt.
Cazlken kann man die Anführer der Tapuyas nicht nennen. Dieses
Wort hat eine viel höhere Bedeutung: denn die AnRihrer der brasilianischen
Stämme unterscheiden sich durch nichts von ihren Landsleuten, die
ihnen nicht einmal besondere Achtung erzeigen; sie haben weiter keinen
Vorzug, als dafs sie durch mehr Klugheit, Erfahrung oder Tapferkeit sich
ausgezeichnet haben, und daher in der Truppe eine entscheidendere Stimme
führen. Cazlken nannte man die mächtigern Häupter der gebildeteren Völker
der neuen We k , der Mexikaner, Peruaner und anderer, deren Ansehen
und zuweilen weit ausgedehnte unumschränkte Herrschaft, den spanischen
Eroberern kräftig widerstand. Sie besafsen zum Theil grofse Reichthümer,
und eine Cultur, deren Ueberreste noch heut zu Tage den Reisenden
in Erstaunen setzen, und wovon wir von Herrn VON H U M B O L D T die
Interessantesten Schilderungen erhielten (-). ' Wie weit steht dagegen der
rohe Bewohner der brasilianischen Urwälder zurück! hier herrscht eine
thierische Gleichheit und allein der Vorzug gilt, welcher von der Stärke
des Armes erzeugt wird. In den Felsen und den Urstämmen jener Wälder,
welche Jahrhunderten trotzen, finden sich keine Hieroglyphen, noch andere
eingegrabene Zeichen, und die einzigen Monumente dieser Naturmenschen,
welche man über der Erdoberfläche findet, sind Hütten von vergänglichen
Zweigen, die nicht dem Wechsel eines einzigen Jahres zu trotzen vermögen.
Diejenigen der Brasilianer, welche eine portugiesische Soldatenmütze
tragen, haben schon ihre Originalität verloren, und interessiren daher
weniger. Ich habe nie etwas ähnliches tmter den Wilden an der Ostküste
gesehen.
F ) Hierüber siehe ALEX. V. H U M B O L D T Schriften, so >vie S . VATER im 3ten Baude 2ter
Abtlieilimg des Milhridates.