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7 o E i n i g e Wor t e über die Botociiden
D i e V igne t t e des iten Abschnittes.
A l s eine Erläuterung des auf der Vignette dieses iten Abschnittes abgebildeten Botoeuden-
Schädels lasse ich jetzt die erklärenden Worte folgen, welche ich der Güte des Herrn Ober-
Medicinalraths Ritters Blume liBACH Terdanke: »DerBotocude womit Ew. meine ethnologische
Sammlung bereichert haben, und der eben so sehr zu den merkwrdigsten als zu den seltensten
Stücken derselben gehört, ähnelt in seiner Totalfonn (doch ohne den Unterkiefer) dem vom
Orangutang mehr, als einem der acht Negerschädel die ich besitze, wenn gleich bey manchen
von diesen die Oberkiefer stärker als an dem brasilianischen Cannibalen prominiren.
Die eigentliche Hiraschale ist — den schmälern Querdurchmesser zwischen den Schläfen
ausgenommen — im ganzen ziemlich kugelig: von der weit vorliegenden Hinterhaupts Öffnung
bis zur Mitte des Scheitels von auffallender Höhej alle Näthe, wie es das jugendliche Mannsalter
mit sich bringt, in frischer Integrität. Hingegen etwa für dies Alter ansehnlich vorstehende
Stirnhöhlen; überhaupt der ganze Augen braunbogen stark ausgewirkt; besonders die
bogenförmige Spurlinie von der Anlage des obem Beifsmuskels (TW. temporalis) rauh wie zackig.
Die Augenhöhlen tief, aber vom eben von keinem weiten Umfange.
Die Nasenkiiochen sehr klein; ihr Rücken nach oben schmal imd scharfkantig; die Nasenhöhle
nicht gar geräumig. Die Backenknochen breit. Die Oberkiefer vorstehend, und der
Theil, der die Schneide - und Eckzalme fafst, vmgewÖlmlich gewölbt. Der Unterkiefer von
mächtiger Stärke, und der untere Rand seiner Seitenflügel durch die Ansti'engung der daran
befestigten untem Beii'smuskeln (TVf. masseteres') auswärts gebogen. Die Zähne ausnehmend
robust und fest, xmd ihre Mahlilächen, ohngeachtet des jugendlichen Alters, stark abgenutzt.
Nur die untern Schneidezähne fehlen ; und zwar die Zellen, in welchen das mittlere Paar
gesessen hat, nicht nur geschlossen und gröfstentheils absorbirt, sondern auch nach vorn durch
eine auffallende Grube eingedrückt. Olme Zweifel die Folge des anhaltenden Drucks von dem
scheibenförmigen Holzklotze, den die Botocuden in der dadurch ungelieuer ausgedehnten Unterlippe
tragen, daher ihnen allgemein schon in den zwanziger Jahren die unteren Vorderzähne
ausfallen und die Alveolen derselben schwinden.
Und um noch einmal auf den so ausgezeichneten Totalhabitus dieses so merkwürdigen
Schädels zurück zukommen, so bewährte sich auch an ihm die von mir anderwärts angegebene
Vertical-Norm (— die horizontal gelegten Köpfe aus dem Scheitelpunkt angesehn —) wodurch
sicli nahmenllich der auffallende Unterschied derselben von der Neger ihren, besonders durch
die ansehnliche Breite der Scheitel - mid Backenbeine u. s. w. auf den ersten Blick ausweiist.
II.
Reise vom Rio Grande de Belmonte zum Rio dos
Ilheos.
Der Rio Párdo; Canavieras; Patipe; Poxi; Flufs Commandatiiba; Flufs Una; die
Bäche Ara^ari, Mego und O a q u í ; Villa Nova de OUvenga; die Indier daselbst;
V e r a r b e i t u n g der Piagaba-Frucht ; Villa und Flufs dos Ilheos; Flufs Itahype, Almada;
die Guerens ein Ueberrest der alten Aymores.
D e r Aufenthalt am Flusse Belmonte und in den Urwäldern , welche
die Heimath der Botocuden sind, hatte in mir den Wunsch erweckt, einen
neuen Schauplatz aufzusuchen; man traf daher alle nöthige Anstalten,
die Reise nordwärts fortzusetzen, und meinem Plane gemäfs, quer durch
die Waldungen bis zu den Gränzen von Minas Geraes vorzudringen. Ich
erhielt für einen Theil der Reise einen willkommenen Gesellschafter in
Herrn Charles Fräser , der bis zum Flusse Ilheos mit mir gleiches
Ziel hatte.
Der Rio Grande ist bey der f^illa de Belmonte^ da er nicht weit
davon in die See mündet, ansehnlich breit und oft stark bewegt. Ich
wählte daher grofse Canoes zu unserer Ueberfahrt; meine Thiere hatten
schon am Tage zuvor schwimmend über den Flufs gesetzt. Wenn die
Ganoes das Jenseitige Ufer erreichen, schiffen sie in einen todten, schmaii
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