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QO Reise vom Rio Grande de Belmonte zum Puo dos Ilhéos
Hinsicht der Stärke. Da an seinem Ufer die Fazenda von Maria
liegt, so gab man ihm den Nahmen Rio do Engenho,
Um die Ueberreste der Urbewohner in der Gegend des F'usses Ilhéos
kennen zu lernen, beschlofs ich, den Flufs Itahype (gewöhnlich Tdipe
genannt) zu besuchen, welcher sich etwa eine halbe Legoa nördlich von
der Mündung des Ehéos ins Meer ergiefst. An seinem Ufer hat man
vor Zeiten aus den Gaerens einem Stamme der Aymorés oder Botocudos^
eine Ansiedlung gebildet, welche den Nahmen Almada trägt;
man erreicht sie von der Seeküste aus in einer Tagereise. Die Fahrt
dahin, den Flufs hinauf zwischen hohen Urwäldern ist sehr angenehm,
und gewährt dem Jäger viele Unterhaltung. Der Flufs Talpe ist anfangs
nicht ganz unbedeutend : eine Menge von freundlichen Fazendas zieren
seine Ufer, welche alle mit Cocospalmen, und manche der bedeutendem
selbst mit einem völligen Cocoshaine umgeben sind. An den Ufern haben
beynahe alle Bewohner ihre Corale oder Camboas angelegt, eine zum
Fischfange sehr sinnreiche Erfindung, welche schon im ersten Theile
dieses Reiseberichts erwähnt worden istp). Gefischt wird hier sehr häufig,
auch fängt man die Flufs-Schildkröte , deren schon am Belmonte gedacht
(*) Die Camboa oder Coral ist auf folgende Art eingerichtet; man stellt am Ufer eine
senkrcclvte Rohrwand in den Flufs hinein, dermafsen, dafs sie bis auf den Gmnd des Wassers
hinabgeht. Das am Lande befindliche Ende derselben bleibt so weit Tom Ufer entfernt, dafs
man mit ähnlichen Rohrhürden noch drej runde Kammern dergestalt davor anbringen Kann,
dafs die Fisclie einen engen Eingang in dieselben haben, und diesen, wenn sie sich eingeschlossen
fühlen, nicht wieder auffinden liönnen. Von oben gesehen, hat das ganze Rohrgestclle
die Ansicht eines Kleeblattes, dessen Stiel auf das Ufer senkrecht gestellt ist, auf
diese Ari:
R e i s e vom Rio Grande de Belmonte zum Rio dos Ilheos Ql
ward{-). In den nahen Mangigebüschen vernahmen wir die leise pfeifende
Stimme der kleinen 5A/i«/-Aeffchen {Jachus penicillatus, GEOFFROV),
e ) Ich nannte sie Testado depressa. Herr Hofrath MEHREM hat ihr in seinem Systeme
der Amphibien unter dem Nahmen Emys depressa pag. 22 gedacht. Sie bildet eine bis jetzt
noch unbekannt gewesene Art, welche ich hier nur in der Kürze beschreiben will. Ihr
Körper ist sehr abgeplattet, der schlanke Hals liann nicht zurückgezogen, sondern nur seitwärts
zwischen die Ränder des Ober- und Unterpanzers gelegt werden. Um das Kinn befinden
sich zwey kurze Bartfäden. Der Oberpanzer hat in seiner Mitte drey etwa sechseckige Schildchen,
um diese rund umher stehen zehn gröfsere Felder, und^den Rand bilden fünf und zwanzig
Weine Schilde, von welchen das vorderste schmal und länglich ist. Der Brustpanzer besteht
aus dreyzehn Schildern. Die Afteröf&iung nimmt bey den Weibchen beynahe die ganze Länge
des kurzen Schwanzes ebi; das Männchen hat einen iängern Schwanz; Füfse vorne mit fünf
Zehen, mit Schwimmhäuten vereint, hinten nur vier Zehen, sämmtlich mit starken spitzi-en
Nägeln versehen. Farbe des Thiers schwärzlich oliyenfarben, die Unterseite des Halses ""ist
blafs gelblich mit schwärzlichen Flecken und Streifen, wovon einer in Gestalt eines Hufeisens
unmittelbar hinter den Bartfäden steht. Oberpanzer gewöhnlich mit einem dunkel-schwärzUchgrünen
Byssus bedeckt; gereinigt erscheint er braun mit schwarzen Streifen, welche strahknartig
von dem obern Theile eines jeden Schildchen nach seinem unteren oder vorderen Ende
hinziehen. An der vorderen Seite eines jeden Hinterfufses steht vor dem unteren Fufsgelenke
eine gelbliche nagelartige etwas zusammengedrückte Hornschwiele. Ich fand in den Sümpfen
und überschwemmten Wiesen am Espirito-Santo eine kleine sehr ähnliche Schildkröte, die in
allen Hauptkennzeichen mit der hier genannten übereinkommt, sich aber blos dadurch von ihr
unterscheidet, dafs ihr Panzer schmäler und nicht so scheibenförmig gebildet, auch an den
Seiten etwas aufgerollt erscheint; ihre Felder des Brustpanzers sind mit parallelen Reifen versehen,
und die Unterseite des Halses ist ungeileckt gelblich blafs; übrigens kommen alle Kennzeichen
beyder Thiere vollkommen miteinander überein. Ich bin zweifelhaft, ob sie ein junges
Thier der Testudo depressa ist, oder als eine besondere Art angesehen werden mufs. Es ist
merkwürdig, dafs die meisten Flufs-Schildkröten von Süd-Amerika zu der Abtheilung dieser
Thiere zu gehören scheinen, welche durch Bartfäden oder Hautfortsätze unter dem Kinne sich
auszeichnet. Ich liabe in dem ganzen von mir bereisten Striche von Brasilien nur solche Süfswasser
Schildkröten gefunden, und VON HUMBOLDT scheint uns dasselbe von den mehr nördhch
gelegenen Flüssen zu bestätigen , man sehe seine interessanten Nachrichten über die Aufsuchung
der Schildkröten-Eyer am Orinoco , im sten Bande ite Abtheilung pag. 243 der französischen
Ausgabe seiner Beise^chreibung, wo er zwey der von mir gefundenen sehr ähnliche
neue Arten, die Testudo jlfau und Testudo Terekay, beschreibt,