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l l 4 Reise von Villa dos Ilheos nach S. P e d r o d'Al c a n t a r a
die Gewehre mehrmals versagt hatten. Wir waren nun nicht mehr weit
von S. Pedro^ der letzten Ansiedlung aufwärts am Fhisse Hhéos entfernt;
denn am Nachmittage traten wir aus dem dichten Walde in die Pflanzungen
der Bewohner, in denen man zwischen alten abgebrannten Stämmen
die Setzlinge der Mandiocca gepflanzt hatte (='9 und erreichten bald die
Wohnungen.
Der Ort, wo wir uns jetzt befanden, ist ein elendes Dörfchen von
acht bis zehn aus Letten erbauten Häusern mit einer Kirche, welche
ebenfalls nur ein aus Letten erbauter Schoppen ist; dennoch wird diese
Ansiedlung mit dem Nahmen der Imilla de S. Pedro d'Alcantara belegt;
man pflegt sie aber auch schlecht w^eg As Ferradas zu nennen, da nicht
fern von hier im Flusse sich eine Felsenbank befindet, welche den Nahmen
Banco das Ferradas trägt. Diese J^illa oder dies Dörfchen, wie man
sie richtiger nennen würde, hat man vor etwa zwey Jahren angelegt, als
die Minas-Strafse beendigt war. Man versammelte hier verschiedenartige
Menschen, einige Spanier, mehrere Indische Familien und farbige Leute
{Pardos), auch zog man aus den benachbarten Urwäldern eine Parthie
Camacan-lndiQV herbey, von einem Stamm der Urbewohner dieser Wälder,
welchen die Portugiesen mit dem Nahmen der ñlongoyós belegen.
Diese Wilden streifen nicht weiter südlich, als bis zum Rio Pardo, und
nördlich findet man sie bis über den Rio das Contas hinaus, allein dort
sind sie völlig entwildert. Hier in dem grofsen Sertam der Capitanía
von Bahía ist der Platz, wo man sie rloch in ihrem rohen Zustande beobachten
kann; denn viele von ihnen haben noch keinen Europäer gesehen.
Sie stehen indessen doch schon auf einem höheren Grade der Cultur, als
(*) Ueber die Art der Indier, die Waldungen zu ihren Pflanzungen niederzuhauen und
zu brennen, siehe auch die Naclirichten des Missionär WEIGI, von der Provinz Maynas und
den Ufern des Amazonenstromes, in vo^F M U R R Reisen einiger Missionäre der GeselJsciiait
Jesu. Nürnberg iy85 Seite i/|2.
R e i s e von Villa dos Ilheos nach S. Pedro d'Alcantara 1 l 5
ihre nächsten Nachbarn, die Patachos und Botocudos, denn sie sind nicht
blos Jäger, sondern pflanzen gröfstentheils auch schon gewisse Gewächse
zu ihrer Nahrung, und binden sich auf diese Art mehr oder weniger an
die einmal angebaute Stelle, obgleich dies nicht für immer ist. Es wird
sich späterhin Veranlassung finden, mehr von diesen Leuten zu sagen. In
Belmonte hatte ich, wie früher gesagt, einen kleinen Rest schon völlig
ausgearteter Indier dieses Stammes gefunden, der vor vielen Jahren von
den Paulisten an jenen Ort versprengt, und nachher gröfstentheils aus-
. gerottet wurde.
Auch die früher erwähnte P^illa de Almada am Flusse Taipe lieferte
ebenfalls einige Bewohner zu der neuen P^illa de 5. Pedro d'Alcantara
nas margems do Rio da Cachoeira, Der Oavidor der Comarca setzte
als die Kirche vollendet war, selbst den Geistlichen ein; auch erbaute man
noch einige Tagereisen weiter, da wo die neue Strafse im Sertam den
Rio Saigado erreicht, ebenfalls eine kleine Kirche, liefs dort Messe lesen
und Pflanzungen für die Reisenden anlegen, welches aber jetzt alles ver-
^vildert, in Verfall gerathen und völlig unbenutzt liegt. Umsonst waren
alle diese Anstrengungen und Unkosten, da die Strafse selbst nicht gebraucht
werden, und in kurzer Zeit nicht mehr kenntlich seyn wrd. Die
Mineiros ziehen bis jetzt dieser beschwerlichen Waldreise, den Landweg
durch die offenen Campos des innern Sertam der Capitanía da Bahía
vor, da sie zu P^illa dos llhéos weder Abnehmer ihrer Produkte, noch
Schiffe finden, um sich sogleich nach Bahía einschiffen zu können. Mit
dem Verfall der neuen Strafse, von welchem wir auf unserer Reise hinlänglich
die Erfahrung gemacht, hielt der Verfall der ^illa de 5. Pedro
gleichen Schritt; denn die mit Gewalt hier zusammengetriebenen Menschen,
die nicht gehörig unterstützt wurden, entflohen zum Theil, und ein grofser
Theil der Camacan-lnAvQv ward durch eine ansteckende Krankheit weggerafft,
weshalb die übriggebliebenen schnell in ihre Wälder zurückeilten.
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