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188 A u f e n t h a l t zu Vareda und Reise bis Minas Geraés
des alten Pariser Mafses, und klafterte in der Breite 7 Fufs; sein Gewicht
war 56'/, Pfund. Tn seinem muskulösen Magen fand ich kleine Cocosnüsse
und andere sehr harte Früchte, auch vielerley Grünes, Ueberreste von
Schlangen, Heuschrecken (öryllas) und anderen Insekten. Das Fleisch
des jEma hat einen etwas unang^enehmen Geruch, und wird daher nicht
gegessen, soll aber die Hunde sehr fett machen. Aus der gegerbten und
schwarz g^efärbten Haut werden hier zu Lande Beinkleider verfertigt, an
welchen die Narben der Federn sichtbar bleiben. Die Haut des langen
Halses benutzt man zu Geldbeuteln, die grofsen weifs gefärbten Eyer,
wenn sie in der Mitte durchgeschnitten werden, als Cuias oder Schüsselchen,
und die Federn zu Wedeln.
In Gesellschaft des amerikanischen Straufses oder Ema^ lebt in allen
diesen Campos ein anderer sehr schneller Laufvogel, der Qeriema^
{Dicholophus cristatiis^ ILLIGER) , dessen laute hellklingende Stimme wir
übei^all vernahmen; sie besteht in vielen, kurz hintereinander wiederholten,
von der Höhe zur Tiefe herabfallenden Tönen. Oft sahen wir diese
vorsichtigen Thiere paarweise gleich Putern umherlaufen, aber nie wollte
es uns gelingen einen derselben zu erlegen. Ich hatte diese Jagd mit der
Flinte lange Zeit vergebens versucht, bis eines Tages ein gefälliger Pflanzer
aus der Nachbarschaft bey mir eintraf, welcher einen raschen Schimmelhengst
ritt. Er erfuhr zufällig meinen Wunsch diesen Vogel näher kennen
zu lernen, und versprach mir sogleich zu zeigen, wie man sich dieser
Thiere bemeistern müsse. Nun ritt er in dem trockenen Grase nach der
Gegend hin, wo man die Stimme dieser Vögel vernahm, und setzte, als
er dieselben ins Auge bekam, seinen Hengst in einen raschen Trab.
(*) Palamedea cristata^ Lmw. — Cariama MARCGRAVE pag. 81. — AZARA scheint einen
jungen Vogel beschrieben zu haben, welches die Färbung beweifst, die ör für die Iris und den
Schnabel angiebt; indem die erstem bey alten Vögeln immer perlfarben weifs, der letztere
aber zinnoberroth gefcirbt ist.
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A u f e n t h a l t zu Vareda und Reiße bis Minas Geraes 89
Die Jagd gieng auf diese Art unermüdet über sanfte Höhen und weite
Ebenen fort, und bestand hauptsächlich in der Kunst, den schnell laufenden
Vogel immer von den Gebüschen abzuhalten. Mit ungeduldigem Blicke
verfolgten wir von unserer Wohnung aus den unaufhörlich trabenden l^aqueiro,
bis endlich der Vogel ermüdet war. Er fliegt alsdann etwa 3oo
Schritte weit über der Erde hinschwebend fort, seine schwachen Flügel
versagen aber bald ihren Dienst, und nun ist der Jäger seiner Beute gewifs.
Der Vogel fufst entweder auf einem niederen Baum, oder drückt sich platt
an die Erde nieder; im ersteren Fall wird er herabgeschossen und im
andern lebendig ergriffen. Das letztere glückte unserem aqueiro, er
stieg vom Pferde und überbrachte mir, zu unserer aller Freude den schönen
Qeriema lebendig.
Dieser Interessante Vogel, von dem man im i3ten Bande der Jinnales
du Museum d'histoire naturelle de Paris die beste, dennoch aber
nicht ganz getroffene Abbildung findet, scheint für Amerika das zu seyn,
was der Sekretär {Gypogeranus africanus) für Afrika ist; beyde haben
in ihrer Körperbildung, wie in ihrer Lebensart viel Aehnlichkeit. Der Qeriema
ist ausgezeichnet durch einen Büschel schmaler verlängerter Federn,
welche über der Nase aufgerichtet stehen; sein Hals ist mit langen schönen
Federn bedeckt, die er nach Art unserer Rohrdommeln {^Ardea stellaris,
LINN.) aufblähet, dabey hat sein Schnabel eine lebhafte zinnoberrothe
Farbe. Seine Flügel sind kurz und schwach, dagegen sind die langen
Füfse desto besser zum Laufen eingerichtet. Das Fleisch, dem Hühnerfleische
an Geschmack ähnlich, wird sehr geschätzt, dennoch wird er
deshalb nicht gejagt. Meine Jäger, welche diesen Vögeln besonders eifrig
nachstellten, fanden am Ende des Februars auf einem niederen Baume
im Campo ein Nest derselben. Es w^ar aus Reisern erbaut, mit Letten
bedeckt und enthielt zwey junge Vögel. Um die alten bey dieser Gelegenheit
zu erhaschen, verbargen sie sich in der Nähe dieses Baumes,