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2 , g 6 lieber die Art in Brasilien naturliistorische Reisen zu unternehmen
man auch von dieser Seite die Kisten noch mehr befestiget. Ist das Thier auf diese
Weise gehörig beladen, so läfst man es frey gehen vmd grasen bis alle bepackt in
Bewegung gesetzt werden können. Nach vollendeter Tagereise giebt mau ihnen,
nachdem sie abgeladen sind, ein Futter von Mays, welcher ihnen, wie bey der
Cavallerie im Felde, in einem Futterbeutel angehängt, oder auf Ochsonhäuten vorgeschüttet
wird. Diese Nahnmg ist sehr kräftig und auf ermüdenden Reisen besonders
nöthig.
Die bey dieser Bepackung gebrauchten Kisten erhält man bis jetzt nur in
bedeutenden Städten, wie Bio de Janeiro, F^illa Rica und Bahia gut gemacht,
wo man sie indessen ziemlich theuer bezahlen mufs. In allen kleineren Villas imd
Ortschaften der inneren Gegenden von Brasilien, und selbst der Ptüste, findet man
keine Gelegenheit dergleichen gut und dauerhaft gearbeitete Kasten zu bekommen;
da es hier keine Tischler sondern höchstens nur Zinnmerleute giebt, die dergleichen
Verschlage zu plump und schwer, und gewöhnlich nur mit Nägeln zusammen schlagen,
so dafs sie zum Zweck der Reise völlig unbrauchbar sind. Es ist daher
dxirchaus nöthig, sich mit den erforderlichen Kisten in grofsen Städten ziun voraus
zu versorgen. Um alle Arten von Naturalien in einem fremden Lande gehörig
bewahren zu können, ist es rathsam diese Kisten inwendig auf eine eigene Art
einrichten zu lassen. Man läfst in denselben dünne Böden von Caschetholz iibereinander
anbringen, deren Zwischenräimie jedoch von verschiedener Höhe seyn
müssen, damit man Naturalien verschiedener Gröfse darin einpacken könne. An
den vier Ecken läfst man kleine aufrechte Pflöcke befestigen, auf welche der nächst
obere Boden zu ruhen kommt. In den Kisten für die Säugthiere und Vögel bleiben
diese Böden nackt, in denen flir die Insekten hingegen bringt man eine etwa 5
bis 6 Linien dicke Lage von Pilia an, einer Masse, welche zu diesem Behuf
unsern europäischen Kork völlig ersetzt, und vielleicht noch übertrifftj sie ist das
Mark, welches sich in dem hohen Blumenschafte der in Brasilien sehr gemeinen
AgaviC fcelida findet; nicht alle Gegenden liefern indessen diesen Stoff, in Bio de
Janeiro und vielen anderen Gegenden kann man ihn in hinlänglicher Menge erhalten.
Dieses Mark wird, da es nicht breit ist, in schmalen Tafeln auf das Brett geheftet.
Als Material zum Einpacken der Naturalien gebraucht man die Baumwolle, welche
man überall und besonders in den von den Küsten mehr entfernteren Gegenden
äufserst wohlfeil erhält. An vielen Stellen, besonders an den südlicheren der von
mir bereisten Küste erhielt ich die Arrohe C^s Pfund) für 2 bis 3 Pataken, etwa
3 Gulden rheinisch; theuerer ist sie in der Nähe grofser Städte, wo sie stark von
den Kauf!outen gesucht wird; schon im Sertain von Bahia bezahlte man sie mit
4000 Reis (etwa i2 Gulden) und in Bahia selbst mit 8 bis loooo P^eis. Wohlgeklopftc
und von den Kernen befreyte Baumwolle ist ohne Zweifel das beste Ma-
Ueber die Art in Brasilien naturhistorische Reisen zu unternehmen 297
terial zum Verpacken aller Arten von Naturalien und sichert selbst gegen die Feuchtigkeit.
Da der Reisende es immer ziemlich sicher vorher wissen kann, wenn ihn
seine Pieise in Gegenden flihrt, wo dieses nöthige Ingredienz nicht zu haben ist,
so wird er für solche Fälle seine leeren Kisten mit einem gehörigen Vorrathe davon
anfüllen.
L'm Säugthiere und Vögel z\i sammeln, sendet man seine mit allen Sorten von
Schroot versehene Jäger voran und läfst ohne Unterschied alles schiefsen. Die Tagemärsche
werden klein gemacht, so dafs man im (Quartier frühe angekommen noch
liinlängliche Zeit findet die erlegten Gegenstände präpiu^iren zu lassen. Man erkundiget
sich sogleich nach den besten Jägern der Gegend, läfst sie kommen, accordirt
mit ihnen und giebt ihnen Pidver imd Bley, welches man aus Europa mitnehmen,
in grofsen brasilianischen Städten aber auch recht gut, nur theurer kaufen
kann. Das erslere und groben Schroot findet man, wiewohl nur von einer schlechtem
Sorte auch selbst im Innern des Landes. Den Jägern giebt man die nöthigen
Instructionen wegen der Behandlung der geschossenen Thicre; sie jagen fleifsig,
wofür man ihnen täghch etwa einen Gulden bezahlt. Von den geschossenen Thieren
läfst man alsdann die Felle sogleich präpariren, und zwar ohne Drälhe und legt
sie hierauf gehörig gestellt-, d. h. die Flügel in ihrer gehörigen Lage, und alle
Federn recht glatt und genau in Ordnung gebracht, auf ein Brett, wozu man sicli
im Nothfidle der Böden aus den Kisten bedienen kann. Auf diesem Brette, welches
vorher recht gleich mit Baumwolle belegt ist, setzt man sie einige Tage der Sonne
aus. Will man weiter reisen, ehe die Thiere völlig trocken sind, so braucht man
sie nur gehörig mit Baumwolle zu belegen, damit sie ihre einmal erhaltene Stellung
nicht verlieren können. Man hat sie sogleich mit einem Zettel zu versehen, worauf
das Gcschlecht angemerkt ist, und thut deshalb wohl eine Menge von diesen Zetteln
vorher verfertigen zu lassen.
Dafs man die Häute mit einer guten Arsenickseife, als Haupterhaltungsmittel,
vorher anstreichen müsse, brauche ich wohl nicht zu bemerken. Besonders in der
hoifsen Jiihrszeit trocknet die Sonne in Brasilien alle Arten von Naturalien aufserordentlich
schnell; die gröfsten (^uadrupedenfelle werden dann in wenigen Tagen
hart wie Holz.
Anders Iiingegen ist es in der feuchten Regenzeit. Dann trocknet wegen der
grofsen Feuchtigkeit der Luft nichts, und da diese dennoch zugleich sehr warm ist,
so faulen die Füfse grofser Vögel, besonders der RaiiJDvögel, Reiher, imd gröfseron
Hühnerarten gewölmlich, und oft in Zeit von zwey bis drey Tagen in den Fersengelenken
völlig ab. Diesem Uebcl vorzubeugen hatte Herr FREYRE I S S , welcher
überhaupt in allen Arten Naturalien zu präpariren sehr geschickt und geiibt ist,
einen lilechkasten erfunden, in welchem die Vögel auf Baumwolle in die gehörige
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