
 
        
         
		i  n  
 3 o 4  S p r a c h p r o b e n  der  XJrYÖIlier  von  Brasilien  
 dem  vierten  fehlen  sie  gänzlich.  Die  meisten  Worte  der  verschiedenen  Tapuyas- 
 Spraohen  sind  reich  an  Vocalen;  ihre  Endungen  werden  zum  Theil  ausgesprochen  
 wie  im  Französischen,  zum  Theil  wie  im  Dexitschen.  Um  dem  Leser  Töne  der  
 ersteren  Aussprache  zu  versinnlichen,  würde  ich  sehr  unrecht  haben,  wenn  ich  
 versuchen  wollte  dieselben  diu^ch  deutsche  Schreibart  wieder  zu  geben,  wie  zum  
 Beyspiel  der  Uebersetzer  von  J E A K  DE  LERY  Reise  nach  Brasilien;  denn  gewifs  
 wird  man  doch  das  französische  an  am  Ende  eines  Wortes  nicht  für  gleichlautend  
 mit  dem  deiitschen  ang  halten  können,  wo  man  das  g'  deutlich  hören  läfst.  
 Die  Sprachproben,  welche  ich  von  den  Botocuden  geben  werde,  sind  die  zahlreichsten, 
   weil  mein  QUÄCK  ein  solches  vollständigeres  Verzeichnifs  möglich  machte,  
 ohne  dafs  man  indessen  iiber  den  Bau  der  Sprache  selbst  durch  ihn  bedeutenden  
 AufschUü's  erhielt.  Vielleicht  wird  man  durch  ihn  in  der  Zukunft,  wenn  er  der  
 deutschen  Sprache  mächtiger  seyn  wird,  vollständigere  Beyträge  zuriienntnifs  seiner  
 Muttersprache  erlangen.  Sehr  nöthig  ist  es,  dafs  der  Pveisende,  welcher  die  Sprachproben  
 verschiedener  Völker  aiifzeichnen  will,  sich  diese  Töne  immittelbar  von  
 Leuten  jener  Nationen  vorsagen  lasse 5  denn  wenn  man  dergleichen  Worte  nach  
 der Aussprache  eines  dritten  von  einer  anderen Nation  aufzeichnen  wollte,  so  würde  
 man  unriclüig  schreiben,  wie  ich  an  mir  selbst  die  Erfahrang  zu  machen  Gelegenheit  
 fand.  Die  botocudischen Worte,  welche  ich  nach  der  portugiesischen  Aussprache  
 nachschrieb,  waren  unrichtig,  weil  diese  am  Ende  immer  noch  ein  i  klingen  
 lassen 5 so  wurde  ziun  Beyspiel  das  Wort  Kopf,  botocudisch  Herengcat  von  den  
 brasilianischen  Portugiesen  immer  Kerengcati  ausgesprochen,  da  wo  ein  deutsches  
 Ohr  durchaus  kein  i  hören  würde  u. s. w.  Deshalb  wird  man  in  den  von  den  Pteisebeschreibern  
 über  ein  und  dasselbe  Volk  gegebenen  Wortverzeichnissen  oft  Abweichtmgen  
 finden,  welches  bey  Menschen  verschiedener  Nationen  am  auffallendsten  
 seyn  mufs;  in  der  Hcuiptsache  werden  sie  jedoch  immer  lÜDerein  kommen  und  in  
 dieser  Hinsicht  sind  selbst  blofse  Wortverzeichnisse  dem  Sprachforscher  von  Nutzen.  
 Oft  hält  es  schwer  rohe  Wilde  zur  öfteren  Wiederholung  ihrer  Benennungen  der  
 Gegenstände  zu  bringen,  welches  doch  unumgänglich  nötJiig  ist,  wenn  man  barbarische  
 Töne  richtig  nachschreiben  will;  oft  glaid^en  sie  man  wolle  sich  über  sie  
 auflialten,  und  sind  alsdann  zu  keiner  Mittheilung,  scU)st  bey  den  angenehmsten  
 Versprechungen,  mehr  zu  bewegen.  
 Ich  würde  von  einigen  dieser  brasilianischen  Sprachen  ganze  Phrasen  und  Sätze  
 mittheilen  können,  doch  würden  dieselben  weniger  zuverläfsig  seyn,  als  einzelne  
 Worte  imd Benennungen,  da  ein  und  derselbe  Ausdriick  oft  mancherley  Bedeutungen  
 hat,  imd  man  ohnehin  nur  etwa  den  Sinn  einer  Phrase,  aber  nicht  ihre  einzelnen  
 Theile  errathen  kann,  wenn  man  nur  kurze  Zeit  unter  diesen  Menschen  zugebracht  
 hat.  
 w  1  
 S p r a c h p r o b e n  der  UrvÖll;cr  von  Brasilien  3o5  
 1)  Sprachproben  der  Botocuden.  
 A n m e r k u n g .  Die  botocudiscJie  Sprache  hat  viele  Nasentöne,  aber  Iteine  Kehllaute,  dabey  viele  
 Vocale,  aber  auch  oft  nur  undeutlich  vor  einander  Idingende  Consonantcn,  daher  ist  sie  
 zuweilen  etwas  xinverständlich,  obgleich  weniger  als  andere  Sprachen  der  Tapiiyas.  Da  manche  
 Worte  geschrieben  unverständlich  sind,  wenn  nicht  einige  nöthige  Erldärungen  hinzugefügt  
 werden,  so  mufs  ich  zuvor  folgende  Tunlttc  festsetzen:  
 f r .  bedeutet,  dafs  das  Wort ,  die  Sylbe  oder  der  Buchstabe  nach  französischer  Art  ausgesprochen  
 werden  mufs.  
 r  Wird  nie  in  der  Kelile,  sondern  immer  mit  der  Zungenspitze  gesprochen  j  sehr  häufig  lilingt  
 es  wie  ich  bezeichne  dieses  alsdann  auf  folgende  Art  / • : / . —  
 g  wird  in  der  Mitte  eines  Wortes,  oder  am  Anfange  nie  voll  in  der  Kciile,  sondern  mit  der  
 Zungenspitze,  wie  bey  Georg  im  Deutschen  ausgesprochen.  Am  Ende  eines  Wortes  ist  es  zu  
 nehmen  wie  im  Deutschen.  
 Da  wo  am  Anfange  eines  Wortes  ein  Consonaut  vor  einem  anderen  steht,  zum  Beyspiel  iV/i  —  
 Mn  —  Mb  —  IVp  —  JVd  u.  s.  w.  soll  man  von  dem  ersteren  nur  einen  Imiv-en  schwachen  Laut  
 hören  lassen)  dieses  l<ommt  in  den  ameriltanischcn  Sprachen  sehr  häufig  vor,  zum  Beyspiel  
 Mbaya,  Mborebi,  Ndaid,  Mharacayd  u.  s.  w.  
 Wenn  man  über  ein  ö  oder  ü  aixch  ä  einen  anderen  von  diesen  Buchsraben  gesetzt  findet,  so  
 bedeutet  dies  einen  Ton,  der  zwischen  beyden  in  der  Mitte  liegt,  oft  sehr  undeutlich  und  
 sciiwer  zu  spi'echen.  
 Viele  Worte,  Sylben  xmd  Buchstaben  werden  im  Gaumen  ausgesprochen,  dies  wird  alsdann  durch  
 ein  G  bemcrLbar  gemacht,  
 d.  d.  N.  bedeutet  durch  die  Nase  ausgesprochen.  
 Uebrigens  werden  alle  Worte,  bey  welchen  Iteine  besondere  Bemerkungen  hinzxigefügt  sind,  nach  
 deutscher  Art  aiisgespvochen.  
 Eine  lairze  Aussprache  wird  durch  ein  ]{  angedeutet.  
 Findet  ein  Unterschied  zwischen  den  botocudischen  Worten  des  Textes  der  Reise  imd  denen  dieses  
 Verzeichnisses  statt,  so  wähle  man  die  letzteren.  
 Abend,  Sonnenuntergang,  Tarii-te-mung  
 Achsel,  Schulter,  Corón  (Fr.  und  d. d. N.)  
 Ader,  Póiiim-gnit  {^gn  fr.)  
 Aderlafs  (nachdem  man  mit  der  Pflanze  
 Oiacii-tcick-täck  gepeitscht  hat)  Kiakatóng. 
   
 Affe,  Hiej'äng.  
 Aguti,  ManiakeJiiing  (e k. oftunhörbar)  
 Alt,  Makniañi  (kn  d. d. N.)  
 Allein,  M'okenam  (ken  d. d. N.)  
 Th.  II.  
 Ameise,  Pelick-näck-näck.  
 Anacan (Papagey),  liàtarat-cndgi,  
 Ananas,  Mdnan.  
 Angelhaken,  Mutung.  
 Aniuma  (Vogel),  Ohl.  
 Anta  (Tapir),  Hóchmereng.  
 Anzünden,  Numprück.  
 A rar a (Papagey),  Hälarat.  
 Arm  (der),  Kgiporóck.  
 Asche,  Tidco  (Tia  beynahe  wie  Ch).  
 39  
 f  
 Sit.