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E i n i g e Worte über die Botocuden
wie ¿in, übrigens wird das letzte n wie im Französischen ausgesprochen,
auch das g am Anfange eines Wortes, zum Beyspiel gipakeid^ beynahe
wie ch im Deutschen, etwas mit der Zungenspitze u. s. w.
Um ein fröhliches Fest vollständig zu machen, sollen Männer und
Weiber einen grofsen Kreis schliefsen und tanzen; mein 9ÜÄCK indessen
versicherte , nie einem solchen Tanzfeste beygewohnt zu haben. Neben
diesen haben sie jedoch noch andere Uebungen und Spiele. Sie bereiten
sich zuweilen Flöten von Taquara-Kohv, unten am Ende mit einigen Löchern,
welche gewöhnlich von Weibern gespielt werden; weiter hat man
von musikalischen Instrumenten nichts unter ihnen bemerkt Der Missionair
WEIGL erwähnt ähnlicher Schwegelpfeifen unter den Völkern von
Maynas^ BARRERE und (^UANDT fanden sie in Guiana, Kinder und
jimge Leute belustigen sich, wie schon gesagt, mit dem Bogenschiefsen;
bey den altern soll man eine Spur vom Ballspiele finden. Sie verfertigen
nämlich zu diesem Ende aus der Haut eines Faulthiers {Bradypus), welches
sie Ihö nennen, einen gTofsen Ball, indem sie Kopf und Glieder abschneiden,
die Oeffhungen zunähen und das Ganze mit Moos ausstopfen.
Die ganze oft zahlreiche Gesellschaft stellt sich nun in einen Kreis , und
einer schlägt dem andern den Ball zu, ohiie dafs dieser auf die Erde fallen
darf. Zuweilen sieht man sie auch in den Flüssen mit einander scherzen,
indem zwölf oder mehrere Weiber schwimmend mit drey bis vier Männern
ringen, und sich einander unterzutauchen suchen, wobey ihre Fertigkeit
im Schwimmen zu bewundern ist. Obgleich die meisten rohen Völker
in dieser Kunst geübt sind, so bleibt es doch eben so ungereimt, wenn
AZAKA von den Guaranis behauptet, sie schwämmen von Natur(")? als
wenn SOUTHEY nachschreibt, dafs die Aymores nicht schwimmen konnten
5 unter allen wilden Stämmen von Brasilien ist gewifs kein einziger,
(*) AZARA Voyages etc. Vol. II. pag. 68.
(**) R. SoüTHEy history of Brazil Vol. 1. p. 282.
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welcher diese Geschicklichkeit nicht besitzt, er müfste denn in einer völlig
wasserleeren, vertrockneten Steppe leben. Die von S o U TH E v wiederholte
Behauptung einiger Schriftsteller rührt von der Thatsache her, dafs die
Aymores, wie alle andere Stämme, keine Canoes hatten und daher ein
reifsender Flufs gegen ihre Anfälle schützte.
Bey den Spielen der Tapuyas sähe ich nie Uneinigkeit, Zank oder
Schlägerey entstehen, dagegen habe ich aber wohl Gelegenheit gehabt,
jenem schon früher erwähnten und beschriebenen grofsen Zweykampf mit
Prügeln beyzuwohnen, der über einen Eingriff in die Jagdgerechtigkeit entstanden
war. Förmliche Streitigkeiten, woran die ganze Horde oder Familie,
wie in dem genannten Falle, Theil nimmt, können durch heftige Beleidigung
eines einzelnen Gliedes derselben, oder besonders durch Eingriffe
in das Jagdrevier entstehen, da eine jede Gesellschaft oder Horde zu ihren
Streifereyen gewisse Jagdgränzen beobachtet. Oft sind häusliche Uneinigkeiten
die Ursache der Schlägereyen: die Kinder zum Beyspiel haben
Hunger und quälen die das Fleisch bratende Mutter zu sehr, indem sie
schreyen und weinen. Der Vater kommt dazu und schlägt sie , aber die
Mutter vertheidigt sie. Nun wird der Mann zornig und prügelt seine
Frau sehr heftig, deren Verwandte Theil nehmen und eine Schlägerey
mit Stangen {Giacacaä genannt, durch die Nase ausgesprochen) veranstalten
; oft nehmen ganze Horden oder Stämme daran Theil. Nach Beendigung
trennen sich Mann und Frau; die letztere behält die Kinder und
wird von ihrem Vater ernährt. Solche cholerische Männer hingegen sind
gewöhnlich dadurch gestraft, dafs sie nicht leicht eine Frau finden. Diese
Gefechte ziehen oft noch andere nach sich. Wichtigere Streitigkeiten
erfordern die Theilnahme des ganzen Stammes und es entsteht dann Krieg.
Die zahlreichen Botocuden, ihrer Stärke bewufst, unruhig und Freyheit
liebend, hielten selten lange Friede mit ihren Nachbaren. Schon in
den frühesten Zeiten der Entdeckung von Brasilien fand man hier, so wie