1 O E i n i g e Worte über die Botocixden
E i n i g e Worte über die Botocuden
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gesagt, die Haare meistenthells aus. Es ist falsch, wenn manche Schriftsteller
behaupten, die Amerikaner seyen bartlos; denn es giebt manche
unter ihnen, die einen ziemlich starken Bart haben, wiewohl die Mehrzahl
von der Natur nur einen Kranz von dünnen Haaren um den Mund
herum erhielt(*). Es giebt sogar Kinder unter den Botocuden, welche
an den Armen schon sehr behaart sind, wie ich dieses an dem Sohne
eines gewissen Anführers am Rio Grande de Belmonte gesehen habe;
sie hassen aber dergleichen Behaarung und reifsen sie aus. Die männlichen
Geschlechtstheile aller süd-amerikanischen Völker scheinen nur mäfsig
grofs zu seyn; sie stehen daher, was diesen Punkt betrifft, im Gegensatze
mit den afrikanischen Stämmen der äthiopischen Race, worüber Herr
Ritter B L U M E N B A C H uns sehr richtig belehrt hat («0- Was AZAHA
vom weiblichen Geschlechte der Stämme von Paraguay behauptet, kann
ich nicht bestätigen: denn auch für dieses gilt, was von dem männlichen
erzählt worden C'—)• D'« Botocuden haben die Gewohnheit, das Zeugungsglied
in ein von trockenen /ssara-Blättern geflochtenes Futteral zu
stecken, eine Bedeckung, welche sie Giacarm, die Portugiesen aber Tacanhoba
{Tacanioha^ nennen, und welche man Tafel i/,, Figur 4 in natürlicher
Gröfse abgebildet findet. Es herrscht diese Sitte auch bey dem
Stamme der Camacan, von welchem ich in diesem zweyten Theile meines
Reiseberichts zu reden Gelegenheit finden werde. Bey Befriedigung der
natürlichen Bedürfnisse mufs dieses Futteral jedesmal abgenommen, nachher
aber wieder aufgezwängt werden.
Sonst wird der Körper dieser Wilden nicht entstellt; indefs ist doch
das Bemahlen desselben unter ihnen üblich. Bey allen Nationen der Ostküste
findet man nichts von der künstlichen Tatuirung der Nacahioer;
(*) Als Bcstäligmig dieses Satzes siehe BLÜMEKBACH De generis humane varictate nativa.
( * * ) S. BLÜHENBACH a. a. O.
( * * * ) S. AZABA Voyages etc. Vol. II. p. SG.
eine kleine Figur im Gesichte eines jungen Coropo^ndlors war das einzige
Zeichen dieser Art, welches ich sähe (-)• Die Farben , wonait die Botocuden
(wie alle Tapujras von Brasilien) sich bemahlen, werden von dem
in jenen Wäldern häufig wachsenden Uruca {Bioca Orellana, LINN.) und
von der genommen. Die erstere giebt ein brennendes
Gelbroth, und kommt von der Haut, welche die Saamenkörner einhüllt;
aus der anderen erhält man ein sehr dauerndes Blauschwarz, welches
8 bis Tage auf der Haut sichtbar bleibt, und womit auch die jetzt
christlichen Indier am Amazonenstrome Figuren von Thieren, von Sonne,
Mond und Sternen, auf ihre Zeuge mahlen(^O- ^it dem ersteren, welcher
leichter von der Haut abzuwaschen Ist, bemahlen sie vorzüglich das
Gesicht vorn Munde an aufwärts, wodurch sie ein äufserst wildes, glühendes
Ansehen erhalten. Gewöhnlich streichen sie den ganzen Körper
schwarz an, nur das Gesicht, die Vorderarme und Füfse von den Waden
abwärts ausgenommen; jedoch wird an den letzteren der bemahlte Thell
von dem unbemahlten durch einen rothen Streif abgesondert. Andere
theilen den ganzen Körper der Länge nach, lassen die eine Hälfte in natürlichem
Zustande , und färben die andere schwarz , wodurch sie den
Masken gleichen, welche man Tag und Nacht zu nennen pflegt; wieder
andere mahlen blos das Gesicht glühend roth. Nur diese drey Arten der
Färbung habe ich bey Ihnen gefunden. Bey einem schwarz bemahlten
Körper zieren sie sich gewöhnlich noch mit einem schwarzen Striche,
welcher gleich einem Schnurrbarte von einem Ohr zum andern, unter
der Nase hindurch in der rothen Gesichtsfarbe geführt wird. Einige
wenige endlich, welche von den Schultern bis zu den Füfsen hinab an
jeder Seite des Körpers schwarz gefärbt waren, hatten nur die Mitte
desselben unangestrlchen gelassen. Die Farben reiben sie in der Ober-
(*) S. Y. ESCIIWF.GE Journal von Brasilien, Hcit I. S. 187.
(**) S. V. MÜRI\ Reisen einiger Missionäre der Gesellschaft Jesu, S. 528.