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grün und roth und nimmt sich recht hübsch aus. Die ite Figur auf der
22ten Platte giebt eine genaue Abbildung dieses. Putzes, auch auf der Vorstelkmg
des Tanzes der Camacans Tafel 20 sind sie vorhanden. Die Federmützen
, welche die Stämme der Urvölker am Amazonenflusse trugen, als
die Portugiesen und Spanier sie zuerst besuchten, waren gerade auf die
hier bey den Camacans beschriebene Art gemacht, wovon man sich noch
gegenwärtig in dem Museum zu Lishoa^ an der dort aufbewahrten schönen
Sammlung von Federzierathen überzeugen kann, auch trugen nach
B A R R E R E die Völker in Guiana ähnliche Mützen.
Bey ihrer Geschicklichkeit zu allen Handarbeiten sind diese Leute jetzt,
nachdem ein Theil von ihnen einen geringen Grad von Cultur angenommen
hat, den Portugiesen sehr nützlich. Besonders zur Urbarmachung
der Ländereyen sind sie sehr brauchbar, denn das Niederhauen der Waldungen
geht ihnen sehr schnell von statten, da sie mit der Axt besonders
geschickt arbeiten. Sie sind geübte Jäger und vortreflliche Bogenschützen,
wie ich davon öfters Zeuge gewesen bin, und viele von ihnen verstehen
mit der Flinte recht gut umzugehen. Man gebraucht sie jetzt gegen die
Einfälle der Botocudos am Rio Pardo ^ wozu sie von dem über sie
gesetzten Capitam PAULO PINTO aufgeboten werden. Sie fürchten die
Botocudos ^ welche ganz kürzlich vor meiner Anwesenheit unter ihnen,
einige ihrer Leute am Rio Pardo erschossen haben, daher sahen sie besonders
aufmerksam und mit Ingrimm den jungen Botocuden QVÄGK an, welcher
sich in meiner Gesellschaft befand. Sie sollen übrigens brav seyn, und
öfters Gefangene von jenen Barbaren gemacht haben. Friedlich sie besuchende
Fremde empfangen sie sehr gut, und als im Jahre 1806 der Capitam
Mor JOAO DA S Y L V A SANTOS eine ihrer u4ldeas im Sertam besuchte,
ward er feyerlich empfangen. Der Anführer war roth bemahlt,
den Kopf, die Füfse und Vorderarme ausgenommen; auf dem Kopfe trug er
eine jener schönen Federmützen, über die Schulter eine dicke rothgefärbte
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baumwollene Schnur mit zwey Quasten von Thierzähnen und ^/?/a-Hufen ;
seine Haare hiengen lang den Rücken hinab, in der Hand führte er einen
langen Staab {P^ara) von rothem, ohne Zweifel Brasilienholz, schön und
glatt gearbeitet. Ueber und unter jedem Auge hatte er einen rothen Halbmond
gemahlt. Caüi fehlte bey dieser Gelegenheit nicht und sie tanzten
die ganze Nacht hindurch. Den Europäern pflegen sie aufser ihren
Waffen und Kunstarbeiten Lichter von Wachs zu verkaufen, welche hier
in den Waldungen, wenn man sie brennt, einen angenehmen Geruch von
sich geben; diese Lichterchen bereiten sie sehr gut in langen Schnüren,
wickeln sie künstUch in längliche Bündel zusammen und kleben aufsen
um dieselben herum grofse Blätter; aufser dem Wachse verkaufen sie aber
auch Honig, welchen sie in Menge aus den hohen Waldbäumen ausnehmen.
Der Honig ist eines ihrer beliebtesten Nahrungsmittel ; sie sind übrigens
nicht eckel in ihrer Kost, denn ich fand Füfse des .^nta in ihren Hütten,
welche völlig in Fäulnifs übergegangen waren und dennoch als ein Leckerbissen
von ihnen verzehrt wurden. Das Fleisch des Tatù verdadeiro {Tatau
noir, AZAJ^A) sollen sie dagegen nicht essen, da es doch für die Europäer
ein beliebtes Gericht ist.
Die Männer behandeln ihre Weiber, w^ie bey den meisten rohen Völkern,
etwas streng, dennoch nicht übel. Ein Theil dieses Volks, der mit
den Portugiesen in näherer Berührung lebt, spricht schon einigermafsen
portugiesisch. Ihre eigene Sprache klingt barbarisch, wegen Ihrer vielen
Kehl - und Nasentöne, dabey brechen sie die Endungen der Worte kurz
ab, reden auch leise und mit halbgeöffnetem Munde. Haben sie eine gute
Jagdbeute gemacht, oder sonstige Gelegenheit zur Freude, so findet man
sie sehr aufgelegt, ein Fest mit Tanz und Gesang zu feyern; alsdann
kommen ihrer viele zusammen, und beginnen diese Lustbarkeit auf folgende
Art. Sie schneiden den dicken Stamm eines Barrigado-Baums
{Bomhax), welcher ein weiches, saftiges Mark enthält, quer durch und
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