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A u f e n t h a l t zu Vareda und Preise bis Minas Geraës
Welt hingegen Nomaden waren, ein Zustand, der in Amerika gar nicht
existirt hat.
Von der Fazenda zu ILha aus erreichte ich nach einem Wege von
ly, Legoa bey dem Çuartel Gerat zu yalo die Gränze der Capitanía von
Minas Geraës. Der W e g dahin führt durch mit hohem verdorrtem Grase
bewachsene Ebenen, in welchen man hier und da einzelne vom Winde
niedergehaltene Bäume und zerstreut stehende Gebüsche erblickt. Hier
zeigten sich mancherley neue Vogel, unter andern der Fliegenfänger mit
langem Gabeischwanze {Mascicapa Tyrannus^ Linn.) , der wegen seiner
langen unbehülflichen Ruderfedern nur einen sehr schlechten Flug hat, und
andere Arten desselben Geschlechtes. Von Blitzen umleuchtet erreichte ich
i l o , ein schlechtes Haus von Letten, wo sich ein Posten von einem Fariel
(Furier) und zwey Soldaten befindet, welche von dem Fähndrich hieher
gesendet werden, der seinen Posten zu Arrayal do Rio Pardo hat.
Sie sind bestimmt, zu Verhinderung jedes Unterschleifes alle aus - und einziehenden
Reisenden zu visitiren, und jetzt das spanische Ge\à {Cruzados')
gegen portugiesisches einzuwechseln, wobey die Regierung gewinnt. Obgleich
das Haus zu f^alo uns nicht einmal gegen den eindringenden Regen
schützte 5 so beschlofs ich dennoch einige Zeit hier zuzubringen, um die
Campos Geraës näher kennen zu lernen.
Es war gerade um das Ende der Regenzeit, als ich mich hier aufhielt;
auch herrschte schon eine ziemliche Trockenheit mit vielem Winde,
und abwechselnd traten heftige Gewitter und kleine Regenschauer ein- Die
Witterung war für uns , die wir während des Aufenthalts an der Küste an
ein ganz anderes Clima gewöhnt waren, sehr unangenehm kalt und rauh.
Früh Morgens bey Nebel stand das Thermometer von Reaumuk auf 14°,
und bey trockenem Wetter und schwachen Sonnenblicken oder bedecktem
Himmel und Wind am Mittage auf Diese Temperatur, so wie die
gänzliche Abwesenheit der Moskiten erinnerte uns lebhaft an das Vater-
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A u f e n t h a l t zu Vareda und Reise bis Minas Geraës
land, und veranlafste uns andere Kleidungstücke anzulegen. Auch fanden
wir es zuträglich, uns stark zu bewegen, daher \vurden Excursionen in
allen Richtungen dieser einsam rauhen Gegend unternommen. Wir fanden
in diesen Campos Geraes, da wo sie an den Sertam von Bahia gränzen,
einzelne zerstreute , jedoch bedeutend von einander entfernt liegende Fazendas
oder Wohnungen, wo man Mays und andere Gewächse pflanzt;
Viehzucht bleibt aber immer der Haupterwerbszweig der Bewohner, obgleich
die Anzahl des Rindviehes in diesen Gegenden gegen die ungeheuere
Anzahl desselben in den Llanos gar nicht in Vergleichung zu bringen
ist(-J. Das Vieh giebt wegen der trockenen Weide wenig Milch, so dafs
man dies dem Deutschen erfreuliche Labsal kaum zu Kauf erhalten konnte.
Pferde werden hier viele gezogen, auch sind alle hiesige Einwohner,
wenn sie sich von Hause entfernen, immer zu Pferde, und selten sieht man
einen Fufsgänger. Die rehlederne Kleidung der J^aqueiros ist deswegen
hier auch allgemein. Das weibliche Geschlecht trägt runde Filzhüte und
ist eben so an das Reiten gewöhnt, wie das männliche. Um die Pvehfelle
recht geschmeidig zu machen, reibt man sie, nachdem sie gegerbt sind,
mit Ochsenhirn ein: auf diese Art gerben auch die Wi lden in Nord-Amerika
ihre Thierfelle. Man behauptet indessen im Sertam^ dafs dergleichen Häute
zwar sehr geschmeidig seyen, aber nicht länger als ein Jahr ausdauern ;
um ihnen eine gröfsere Haltbarkeit zu geben, reibt man sie deshalb zuerst
mit Talg und alsdann mit Hirn.
Der Handel von Minas nach Bahia wird hier auf verschiedenen
Strafsen betrieben. Grofse Tropas von 60 bis 80 und mehreren Maulthieren
ziehen ab und zu, um die verschiedenen Waaren zu transportiren,
wozu vorzüglich Salz gehört, an weichem in Minas Mangel ist. Sie laden
zu J^alo ab , um sich visitiren zu lassen, und folgen' dann gewöhnlich der
Strafse am/i/o Gaviäo hinab. Der Anblick einer solchen Tropa, wie ihn
(*) Alex. v. Humboldt Voyage au Nouyeau Continent etc. T. IL »vtes Capitel.