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a6o R e i s e v o n C o n q u i s t a n a c h d e r Ha v i p t s t a d t B a h í a
Ba rken, welche hier wöchentlich nsich Bahia segeln, sind kleine bedeckte
Schiffe mit einer Cajüte die zwanzig Menschen fassen kann, und mit drey
kleinen Mas ten, wovon die beyden hinteren schräg zurück geneigt stehen.
Der Schiffer (^Mestre) hat seine eigene Sclaven, welche als Matrosen
dienen, von denen man a b e r , da sie gezwungen und mit Widerwi l len
arbeiten, im Falle der Gefahr wenig Hülfe zu erwarten hat. Die Ufer
des Flusses sind mahlerisch; grüne Gebüsche wechseln mit Hügeln a b,
und überall zeigen sich die freundlichen mit Cocoswäldchen geschmückten
Fazendas ^ deren Bewohner gröfslentheils Töpfereyen besitzen. Hier werden
verschiedene Töpferwaaren, so wie auch Dachziegel in Menge gemacht
und in grofsen Schiffsladungen nach der Hauptstadt gesandt. Der Thon,
welchen diese Töpfer gebrauchen ist g r au, die Gefäfse brennen sich röthlich
und vi^erden auch noch ohnehin roth angestrichen. Zum Brennen bedient
man sich am liebsten des Holzes der Mangibäume {Conocarpus oder
Avicennia) ^ wodurch die Gefäfse schon eine etwas rothe Fa rbe erhalten
sollen. Die Fischer widersetzten sich anfangs als man jenes Holz zu dem
genannten Behufe abschneiden wollte, aus dem Grunde, well es die Fische
und Krabben anziehe und ihnen den Fang erleichtere; auch sollen sie dagegen
in Rio de Janeiro Klage geführt haben, aber abgewiesen worden
seyn.
Wi r ankerten um Mitternacht bey der Trilla de Jagoaripe ^ und erblickten
dieselbe bey Anbruch des Tages In einer sehr angenehmen La g e
am südlichen Ufer des Flusses auf einer Landspitze, weiche der Jagoaripe
mit dem einfallenden Cciypa bildet; aufser diesem nimmt der erstere noch
die Flüsse Capióba^ Tejúca^ Maracujipinho ^ da Aldea und Mucajó auf.
Jagoaripe ist der Hauptort des Distrikts, wo eigentlich der jetzt zu
Nazareth lebende Capitam Mor wohnen soll. Diese P^illa ist ziemlich
beträchtlich, allein jetzt schlecht bewohnt und still, auch treibt sie weit
weniger Handel als Nazareth^ führt aber doch Töpferwaaren nach der
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R e i s e v o n C o n q u i s t a n a c h de r Ha u p t s t a d t B a h i a a 6
Hauptstadt aus. Es befindet sich hier eine ansehnliche Kirche und unmittelbar
am Ufer des Flusses die gröfste Casa da Camara^ welche ich auf
der ganzen R^eise angetroffen habe.
Mit Anbruch des Tages fuhren wir wieder ab und erreichten nach
einem We g e von einer Le g o a die Mündung des Flusses im Angesicht der
grofsen Insel Itaparica (gewöhnlich blos Taparica genannt), welche in dem
Meerbusen oder der Bahía de Todos os Santos gelegen und an ihrer westlichen
Küste nur durch einen schmalen Canal vom festen Lande getrennt ist.
Die auf dem Jagoaripe hieher kommenden Schiffe benutzen diesen geschützten
We g um nach der Qidade {Bahía) zu segeln; sie laufen zwischen
dem festen Lande und der Insel hindurch, wobey jedoch, wie bey dieser
ganzen Wa s s e r r e i s e , Ebbe und Fluth wohl beachtet werden müssen.
Unsere Schifffahrt längs der Insel Taparica hin wa r sehr unterhaltend und
von einem frischen Winde begünstigt. Fern und nahe wechselten grüne
Küsten mit mahlerischen Höhen mit Cocoswäldern und freundlichen Fazendas
ab, überall öffneten sich schöne weite Aussichten auf das Wa s s e r und
die dasselbe bedeckenden Barken und fischenden Canoen mit ihren glänzend
weifsen Segeln. Wi r kauften von den zahlreichen vorbeyeilenden Fischerböten
eine Menge guter Fi s che , welche zu unserer Mittagsmahlzeit zugerichtet
wurden. Bald nachher liefen wir wegen der starken Ebbe auf eine
Sandbank fest auf , und nur nach langer Anstrengung und mit Hülfe der
wieder anschwellenden Fluth gelang es uns wieder flott zu werden. Ein
starker Windstofs legte aber nun unser Schiff plötzlich sehr auf die Seite
und zerrifs unser bestes Sege l ; wir erreichten indessen glücklich gegen
Mittag die nördliche Spitze der Insel, auf welcher die J^illa de Itaparica
erbaut ist, imd liefsen hier den Anker fallen um die nächste Ebbe abzuwarten.
Die Insel Itaparica hat von Norden nach Süden eine Ausdehnung von
7 Legoa s und ist ein fruchtbares, ziemlich bewohntes Eiland. Die ganze
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