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8 o Reise vom Rio Grande de Belmont e zum Piio dos Ilheos
hielt seinen Nahmen von dem kleinen Falle den er bildet. An diesem
Flusse findet man nicht gar weit aufwärts eine Menge schöner Holzarten,
besonders viel Jacaranda {Bois de Rose), Der Una ist zur Zeit der
Ebbe so seicht, dafs ihn die Thiere passiren können. Jenseits erreicht
man drey Bäche, den Aragari^ den Mego und Oaqui {Oahi)^ welche
ebenfalls während der Ebbe durchritten werden müssen, da zwey derselben
bey der Fluth tief und reifsend sind.
Ins Land hinein hat man hier die Aussicht auf eine nordwärts fortstreichende
Waldhöhe, welche das Ufer des Rio de Maruim bildet ; auf
diesem Rücken bemerkt man einen hohen hervorti^etenden Baum, Pao
de Maruim genannt, der von der See aus in weiter Ferne schon gesehen
wird , und den Schiffern zur Richtung dient.
Schon vom Una an findet man am Strande häufig eine Art von Seefahrzeugen,
Jangada genannt, und von K o s t e r beschrieben und abgebildet.
Man bedient sich derselben bey der Ebbe, auf seichten Stellen
zum fischen; mit den gTöfseren wagt man sich selbst weit in die See
hinaus, und transportirt auf ihnen, längs der Küste hin, verschiedene
Produkte und Handelsartickel. Diese Jangadas sind Flöfse, deren mittlere
Länge etwa zehn Schritte beträgt. Sie sind aus sieben Balken von
leichtem Holze so zusammengesetzt, dafs fünf Stücke, wovon die beyden
äufseren gewöhnlich etwas länger sind, neben einander liegen, und blofs
durch zwey Querstangen von festem Holze verbunden sind. Auf den
beyden äufsersten Balken einer jeden Seite, Hegt ein dritter, und auf diesen
beyden ist alsdann in der Mitte des Flofses ein Bock von dünnen
Hölzern errichtet, auf welchem der steuernde Schiffer sitzt. Elsen befindet
sich an dem ganzen Fahrzeuge nicht. Die Balken sind an beyden Enden
von unten schräge aufwärts zugespitzt. Auf den gröfseren dieser Fahrzeuge,
welche auch gewöhnlich mit kurzem Mast und Segel versehen
sind, befinden sich oft mehrere Menschen. Die leichte Holzart, deren
R e i s e vom Rio Grande de Belmont e zum Piio dos Ilheos 8l
man sich immer zum Bau dieser einfachen Küstenflöfse bedient, wird Pao
de Jangada (Jangadenholz) genannt, und wir finden sie von A r r u d a
unter dem Nahmen Apeiba Cimhalaria (") oder Emhira Jangadeira als
zur Poljrandria Monogynia gehörig , beschrieben. Die geschicktesten
Führer dieser Jangadas sind die jetzt civiUsirten Küsten-Indier, deren
Hütten man in dieser Gegend einzeln, in den Gebüschen an der Praya
liegend, findet. Eine jede Familie hat ihr Fahrzeug hier auf dem Sande
aufgestellt, das, wenn es gebraucht werden soll, blos umgewälzt, und
bey der heranrollenden Fluth flott gemacht wird. Weiter südlich an der
Küste findet man keine Jangadas^ sondern nur Ganoes, nördlich aber blos
die ersteren und nur wenige Canoes; wahrscheinlich ist diese Gegend der
südlichste Punkt, bis zu weichem das Jangadenholz wächst.
Von Una aus erreicht man nach einem Ritte von 6 Legoas die Indlerf^
illa von Olivenga, Auf der letzten Hälfte dieser Küstenreise erhebt sich
landeinwärts ein schöner mit Wald bedeckter grüner Rücken, der eine
neue botanische Merkwürdigkeit zeigt. Hier wächst in grofser Menge die
schon früher hey Mogicjaigaba erwähnte Palme, die man Cocos de Piagahai^'"''")
nennt. Ihre beynahe senkrecht himmelan strebenden Wedel oder
Blätter {^frondes) geben ihr das originelle Ansehen eines türkischen Reiherbusches;
der Schaft ist hoch und stark, und die dicht verflochtenen Waldungen
bilden ein Unterholz, über welches überall die stolzen Palmen sich
erheben, um hohe luftige Säulengänge darüJjcr zu biklen. 2A\x Blogic/aigaha
bereitete man Stricke aus den Fasern des Baumes, zu Olivenga
^Yird die Frucht verarbeitet.
(•*) S. K ö s t e r s U-avels etc. im Anhange pag. 488. Auch M a u c g r a v redet von diesem
Baurae und bildet ihn ab,.pag. 128 und 124.
(**) Durch einen nnyorhergesebenen Zufall mirde ich verhindert die Pmpa^«-Palme in
den Wäldern von Ilheos genau zu untersuchen, um zu wissen, ob die erwähnten langen
Fäden an der Friichttraube oder an der Blatlscheide erzeugt werden. Ich Jiabe leider vergebens
gchofTL, diesen schönen Baum weiter nordwärts "Nvieder zu finden.
Th. IL 1 1