5o E i n i g e Worte über die Botocxiden
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roth bemahlten Gesichtern ihren Angriff machen. So fielen sie noch
unlängst das (^uartel Segando de Linhares an, wo aber ein entschlossener
Mlneiro als UntcroiBcier commandirte und jenen Angriff abschlug. Was
hier von den Kriegen, den Jagden und der Lebensart der Botocuden im
allgemeinen gesagt worden, gilt mehr oder weniger für alle Stämme der
Urvölker an der Ostküste von Brasilien,
Alle frühere Reisende haben beynahe einstimmig die meisten Völker
von Brasilien der Anthropophagie beschuldigt: man hat indessen vielleicht
manchen derselben zu viel gethan; denn getrocknete Affenglieder gleichen
den menschlichen gar sehr, und können also dafür gehalten worden seyn.
Eine solche Bewandnifs kann es auch mit dem Fleische gehabt haben,
welches VESPUCI in den Hütten der Wilden fand. Von vielen brasilianischen
Stämmen hat man indessen nicht ohne Grund diese grausame Gewohnheit
berichtet. Die Tapinambas und die verwandten Küstenstämme
mästeten ihre Gefangenen und erschlugen sie mit der schön geschmückten
V^ewle Iwera-Pemme{^'''\ Der Todtschläger mufste nachher in seinem Netze
unthätig liegen bleiben, und damit ihm die Arme vom Todtschlage nicht
unsicher wirden, mit einem kleinen Bogen und Pfeile nach einer Masse
Wachs schiefsen Heut zu Tage sind nun alle diese Stämme
civilisirt; der Vorwur f der Anthropophagie blieb demnach nur auf einigen
Stämmen der Tapuyas ^ den Botocuden und den Paris, Dafs diese aus
Wohlgeschmack Menschenileisch geniefsen sollten, wie einige behaupten,
läfst sich wohl schwerlich beweisen; denn dagegen spricht, dafs sie auch
Gefangene am Leben gelassen haben; aber läagnen läfst sich wohl nicht,
dafs sie, aus einer wilden Rachbegierde das Fleisch erschlagener Feinde
(*) Siehe Hans SrADF.if Mahrhafte Historie ii. s.w. Caput miii. Die W^eiber spielten
bcy solchen Gelagen eine Hauptrolle. BATIKEBE erzählt uns, dai's die Weiher in Guiana nicht
so daciitcn; denn sie aulscrten ihr Mii'sfallen über die cannibalischen Mahlzeiten ihrer Manner.
(**) Ebendaselbst.
E i n i g e Worte iiber die Botocuden ¿>1
verzehren, wovon schon die Aeufserung der befreundeten Anführer am
Belmonte, ihren gemeinschaRlichea Feind JONUÉ auffressen zu wollen,
einen Beweis giebt. Wenn man bey denen am Belmonte sich aufhaltenden
Botocuden nach diesem schrecklichen Gebrauche fragte, so läugneten
sie ihn beharrUch ab; gestanden aber ein, dafs er bey JONUÉ und andern
ihrer Landsleute noch üblich sey: was sollten sie auch mit dem Fleische,
mit den Armen und den Beinen gemacht haben, welche sie von den Körpern
der erschlagenen Feinde so sorgfältig abschnitten ? Allen Zweifel
darüber hat mir der von mir mitgebrachte junge Botocude QUÄCK benommen.
Er hatte sich lange gescheut die Wahrheit über diesen Gegenstand
zu gestehen, bis er endlich dadurch zum Geständnifs gebracht wurde, dafs
ich ihm versicherte, ich wisse wohl, seine Horde am untern Theile des
Belmonte habe diesen Gebrauch längst abgeschafft. Er beschrieb mir nun
folgende Scene , und an der Glaubwürdigkeit seiner Aussage kann man
wohl um so weniger zweifeln, da er so schwer zu diesen Miltheilungen zu
bewegen war. Ein Anfiihrer, der Sohn des berühmten J O N U É IAKIIAM,
JoNUÉ cuDGi genannt, hatte einen Patochó gefangen genommen. Die
ganze Bande versammelte sich nun, und man führte den Gefangenen mit
gebundenen Händen herbey, worauf ihm JONUÉ CUDOI einen Pfeil in die
Brust schofs. Nun ward Feuer angemacht, die Schenkel, Arme und das
Fleisch vom Körper abgesclniitten und gebraten, alle afsen davon, tanzten
und sangen. Der Kopf wurde an einem Pfahl aufgehangen, indem man
eine Schnur zu den Ohren hinein und zu dem Munde wieder heraus zog,
woran er alsdann auf und nieder bewegt wird. Nachher schössen die
jungen Männer und Knaben mit Pieilen nach diesem Ziele. Der Kopf vertrocknet,
nachdem die Haare bis auf einen Büschel über der Stirn abgeschoren
und die Augen heraus genommen worden sindC'O- erzählte
(*) Auch die Völker in Gaiana hoben die KöpCc ihrer Feinde aid', siehe hierüber BABUKRK
in der deutschen Ueborsetzung, pag. 127.