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2 9 8 Ueber die Art in Brasilieti naturhistorische Reisen zn unternehmen
Lage der Federn gebracht, iiber einem gelinden Feuer aufgehängt und getrocknet
werden, indem man, um das Anbrennen zu verhüten, und eine gleichmäfsige Trocknung
zu bewirken, sie von Zeit zu Zeit umwendet. Der Deckel der Blechkiste
bleibt, ein wenig geöÖ'net, damit die Feuchtigkeiten frey abdampfen können. In
einem bis zwey Tagen sind auf diese Art die Naturalien getrocknet. Zwar verlieren
schöne Vögel bey dieser Art zu trocknen oft viel von der Lebhaftigkeit ihres Gefieders
und bey Wasservögeln zieht das Fett zuweilen in die Befiederung, allein man
kennt bis jetzt kein anderes besseres Mittel für den durchziehenden R.eisenden, um
interessante Gegenstände oft im feuchten dichten Walde, wo man keine Sonne erblickt
und unter freyem Himmel zu lagern genöthigt ist, der Fäulnifs zu enlreifsen.
Das Sammeln der Reptilien ist für den Pieisenden das unbequemste, beschwerlichste
Geschäft. Nur in wenigen Gegenden erhält man starken reinen Branntwein,
wiewohl man schlechten an allen bewohnten Orten antrifft. Das gewöhnliche
Agoa ardente de Canna ist sehr schwach, und mufs in den Flaschen, welche
man mit Reptilien anfiillt, oft erneuert werden, wenn sich diese conserviren sollen.
Weit besser dient in diesem Falle der stärkere brasilianische Branntwein {Cachassä).
Eine Hauptbeschwerde ist indessen der Mangel an tauglichen Gefäfsen, und diesem
ist oft nicht gut abzuhelfen. Nirgends im Innern bekömmt man gute Gläser oder
Bouteillen mit etwas weitem Halse5 man kann also niu' kleine Thiere, besonders
dünne Schlangen in Weinbouteillen setzen. Der Transport der Gläser ist überdies
sehr unsicher5 ein Esel wirft muthvvillig seine Ladung ab, und die ganze Fteptiliensammlung
ist dahin; der Branntwein dringt vielleicht noch dazu in andere Gegenstände
und verdirbt dieselben ebenfalls. Thönerne, inwendig gut glasirte Gefäfse
taugen gar nichts, denn diese halten den Branntwein nicht lange und ich habe durch
den Gebrauch derselben viele Seltenheiten verloren; überdies bekommt man dergleichen
Töpfe nur in den Vülas ^ imd sie sind nicht weniger zerbrechlich als das
Glas, und dabey schwer.
Am besten habe ich mich immer befunden, wenn ich kleine Thiere in Weinbouteillen
setzte, und diese in mit Baumwolle ausgefüllte Kisten vertheilte. Für
gröfsere Reptilien hatte ich als halbe Ladung eines Maulthiers, ein in Europa sehr
gut gearbeitetes Fälschen. Das Eichenholz, woraus es verfertigt war, wurde zwar
leider bald von den Würmern durchbohrt; diesem Uebel wurde jedoch dadurch
ziemlich abgeholfen, dafs man das Fafs stark übertheeren und es dann mit starker
Leinwand mnwickeln liefs. Es hatte an seiner oberen Seite einen grofsen Spund,
der mit Leinwand umwickelt sehr genau pafste, seine Oeifnung war so weit, diifs
man mit der Hand bis auf den Boden des Fasses hinab greifen konnte. Dieses
war mit starkem Branntwein angefiilU, und fafste viele Reptilien, die ich, ehe
man sie hinein legte, in Baimiwolle einbinden liefs. Um es an den Packsattel dos
Ueber die Art in Brasilien nalurhistorisclie Reisen zu unternehmen O, 99
Maulthiers anzuhängen, hatte man es mit Riemen von Ochsenhaut umbunden, welche
an jedem Ende eine Schleife bildeten. Es ist nöthig zu bemerken, dafs man bev
jeder möglichen Gelegenheit den Vorrath von gesammelten Amphibien auszuleeren
und zurückzusenden suchen mufs, welches freylich oft viele Schwierigkeiten hat.
Bey diesen Pieisen an der Küste geniefst man des grofsen Vortheils, dafs man
gewöhnlich Schiifsgelegenheit findet, um die eingesammelten Gegenstände nach einem
gemeinschaftlichen Sammelplatze senden zu können. Im Inneren findet man nur
selten Gelegenheit zu solchen Sendungen, daher mufs man alsdann mehrere Maulthiere
anschaffen, um dieselben damit zu beladen, imd auch mit bedeutenden Kosten
oft den Branntwein erneuern. Reptilien auszustopfen hat nur bey einigen Eidechsen
und Schildkröten-Arten Werth, und es mufs mit grofser Vorsicht geschehen, indem
dadurch nur zu leicht Irrimgen und falsche Beschreibungen in den Systemen veranlafst
werden. Um in Brasilien gute Fäfschen machen zu lassen, muís man sich
des ^zm'aiico-Uolzes bedienen, es ist aber sehr schwer einen geschickten Fafsbindér
aufzufinden. Immer bleibt es ein Hauptauge min er k für den Reptiliologen die Beschreibungen
der Thiere sogleich frisch zu entwerfen, da selbst der Branntwein in
jenen Climaten ihre Fai^be äufserst schnell zu verändern pflegt.
Auf die Fische kann man das vorhin Gesagte durchgehends anwenden; gewöhnlich
sind sie zu grofs, um in Branntwein gesetzt zu werden, daher kann man sie
nur ausstopfen, wodurch indessen ihre Farbe immer verloren geht. Arsenikseife darf
man in die Reptilien und Fische nicht bringen, dagegen haben wir, um die Wirkmig
derselben zu ersetzen, Schnupftabak mit Vortheil angewandt.
Um Insekten zu sammeln versieht man sich mit einem grofsen Vorrathe von
Nadeln, welche aber durchaus nicht von Stahl seyn dürfen, da dieser durch den
Rost in kurzer Zeit zerstört wird. Statt des Fiorks kann man «ich der Pitta
bedienen, die noch vorzüglicher wie jener ist. Die frisch aufgesteckten Insekten
tödtet man leicht bey der Hitze eines Feuers. Den grofsen Spinnen nimmt man den
Leib aus und stopft ihn voll Baumwolle. Bey den grofsen Schmetterlingen ist dies
auch zu empfehlen, erfordert aber mehr Vorsicht und Uebung. Die frisch aufgesteckten
und selbst die schon trockenen Insekten werden in Brasilien von einer
unendlichen Menge sehr kleiner Ameisen angegriffen und in kurzer Zeit verzehrt.
Sie dringen selbst in verschlossene Kisten ein, wenn diese nicht sehr genau gearbeitet
sind. Es giebt gegen diese Feinde kein besseres Mittel als Schmipftabak, welchen
man dick über die Insekten hinstreut und welcher sich nachher leicht abblasen
läfst. Zmii Fange der fliegenden Insekten sind Netze an einem langen Stock hier
sehr nöthig, da es viele Schmetterlinge giebt, welche sehr hoch und schnell fliegen.
In Ansehung der Würmer und Mollusken habe ich auf der See Physalien und
Medusen in Weingeist gesetzt, worin sich vorzüglich die letzteren ziemlich gut hielten;