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risse sehr stark blutend, und es war nicht schwer zu erkennen , dafs mehrere
solcher Aderlässe sie für den Gebrauch dieses Tages völlig untüchtig
gemacht haben würden. Die Blattnasen {^Phyllostomus) beifsen eine bedeutende
Oeffnung in die Haut, und saugen das Blut aus der geöffneten Ader,
%velches, nachdem sie sich gesättigt haben, noch lange zu fliefsen fortfährt.
K O S T E R erzählt, dafs man in manchen Gegenden ein Eulenfell an die
Thiere hänge, um sie gegen diese schlimmen Feinde zu s c h ü t z e n Z u
welcher Art die hier in Menge sich aufhaltenden grofsen Blattnasen gehören,
kann ich nicht bestimmen; doch vermuthe ich, nach der Angabe der
Ein>vohner, dafs es Gaandiràs oder Jandiràs ("•'''') waren. Ich fand bey
meiner Abreise von der genannten Stelle die Gebüsche und Wälder mit
einer grofsen Menge schöner wilder Tauben angefüllt, welche ich anfänglich
für junge Vögel der Columha speciosa hielt, von denen es mir aber
höchstwahrscheinlich wurde, dafs sie zu einer besonderen Art gehören
die mir noch nicht vorgekommen war und deren Fleisch wir sehr schmackhaft
fanden.
(*) Siehe KOSTEH'S traVels etc. pag. 292.
(**) Das Guandird^ der von mir bereisten Gegenden, scheint eine von dem eigentlichen
Wampir {^Phyllostomus Spectrum) verschiedene Art zu seyn, welche ich Pkyllostomus maximus
nenne. Es übertrifft nicht nur den Wampir des AZARA (Chauve-souris troisième ou chauvesouris
brune) an Croise, sondern ist auch geschwänzt, ein Charakter, welcher dem letzteren
gänzlich fehlen soll. Die Länge des Guandird fand ich 5 Zoll i Linie, wovon der weiche nur
in der Flughaut angedeutete Schwanz 7/^ Linien wegnimmt; Breite des ganzen Thieres 22 Zoll
10 Linien; Höhe seines äuiseren Ohres über dem Kopfe 8 Linien; Höhe des Nasenblattes
zwischen 4 und 5 Linien; Länge des Daumen 5/^ Linien; Länge der Fersenstütze oder des
Spora ii/j Lmien. Die Farbe des Thiers auf seinen oberen Theilen ist dunkel-graubraun,
zuweilen etwas mehi' rölhlich, an den unteren Theilen blässer.
Columba leucoptera : scheint gröPser als die Trocaës {^Colamba speciosa) \ Gestalt schlank;
Schnabel schwärzlich, die Füise taubem^oth; ganzes Gefieder aschgrau, die Federn am Halse
mit einer feinen schwärzlichen Bogenlinie bezeichnet; üropygium lebhaft aschblau; die Federn
des vorderen Flügelrandes sind weifs, auch die, welclie die Schwungfedern decken, daher
der Flügel in dieser Gegend eine breite weifse Einfassung erhält.
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Ich folgte etwa eine Legoa weit dem Thale des Flusses , und wandte
mich dann nördlich über das Gebürge. Hier leben äufserst wenige Menschen,
und überall überzieht dichter Urwald das Land, in welchem an
vielen Stellen das Dickicht von Bromelia-Slauden und hohem Piohre {Taquai^
assä) undurchdringlich gemacht wird; hier findet sich häufig der
schöne gehaubte Heher mit blauem Barte, der Acahé des A Z A R A , {Corvas
cyanopogon) ^ welcher von den Bewohnern Geng-Geng benannt ist.
Einer meiner Leute, welcher mit blofsen Füfsen neben den Maulthieren
gieng, bemerkte noch zeitig genug eine nahe am Wege im trockenen
Laube zusammengerollt ruhende Viper, um ihr einen tödtlichen Schlag
beizubringen. In Färbung und Gestalt schien sie bey dem ersten flüchtigen
Blicke Aehnlichkeit mit der Jararacca zu haben; allein nach einer genaueren
Betrachtung derselben, lernte ich eine von der letzteren ganz verschiedene
Species kennen (-•').
Unter mehreren von mir beobachteten Fällen erwähne ich den, wo
ein Chinese ohnweit bey einer Fazenda^ in welcher ich mich
gerade befand, von einer Schlange gebissen wurde. Da es schon spät und
keine andere Hülfe zu finden war, so band ich den Fufs über der Wunde,
auf der zwey sehr kleine Tropfen Blut standen, scarificirte sie und sog,
(*) Diese Giftschlange gehört zu dem von ME E E E M aufgestellten Genus Copkias (siehe
dessen Versuch eines Systems der Amphibien pag. i54-) und ist eine noch unbeschriebene Art,
welclie ich wegen ihres schönen Sammtglanzes Cophias holosericeus nannte. Sie ähnelt in ihrer
Gestalt und Farbe sehr der Jarw^acca {Copkias atrooc) wird in Brasilien auch gewöhnlich mit
der letzteren verwechselt; sie unterscheidet sich aber bey genauer Betrachtung sehr. Ihr Kopf
ist platt und an den beyden Kiefergelenken sehr stark heraus tretend, daher beynahe pfeilförmig,
ein jeder dieser austretenden Flügel des Kopfes ist auf dunkelem Grunde mit einem hellen
Längsstreif bezeichnet, der seine Entstehung über dem Auge hat. Die Farbe der oberen
Theile ist dunltel-kaffeebraun mit vorzüglich schönem Sammtschimmer, dabey mit helleren
Flecken bezeichnet, welche länglich rauten-förmig gestaltet, und deren auf dem Rücken
beiindiiche sich gegenüber liegende Spitzen ausgerandct sind. Länge des Thiers 22 Zoll 6
Linien, wovon der Schwanz 3 Zoll Linien wegnimmt; Schwanzschuppcn 46 Paar.
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