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Ferner sind Augenfehler unter den brasilianischen Urvölkern sehr gemein.
Man wird nicht leicht einen Trupp von ihnen sehen, worunter sich nicht
einer oder ein Paar Einäugige befinden, auch haben sie oft ein Fell auf
dem Aug e ; allein entzündete, blödsichtige oder sonst krankhafte Augen,
sah ich nie unter ihnen, wa s man wohl einzig und allein ihrer Abhärtung
zuschreiben mufs. Von jenen er s tem Fehlern mögen spitzige Zweige oder
Dornen im Gebüsche die Ursache seyn. Der Wi l de , der mit der Raubgier
eines Ti e g e r s , mit der gespanntesten Aufmerksamkeit einem Jagdthiere
nachkriecht, bemerkt nicht immer die seinem Auge drohende Spitze. Hat
er ein Schwein, einen Affen oder ein anderes Thier angeschossen, welches
ihm oft mit dem Pfeil im Leibe entflieht, so rennt er blindlings nach, um
die Beute Im Auge zu behalten und verletzt sich leicht. Diese natürliche
Ursache scheint auch A z a r a durch die entgegengesetzte Bemerkung, dafs
die in Paraguay in den offenen Ebenen wohnenden Völker nie Fehler an
den Augen halDen, zu bestätigen.
Stirbt ein Botocude, so begräbt man ihn sehr schnell in seine Hütte
oder In die Nähe derselben ( - ) , worauf der Platz verlassen und ein anderer
zur Wohnung gewählt wird. Der Verstorbene wird am ersten Tage von
allen Verwandten durch ein wildes Geheul betrauert, wobey sich besonders
die Weiber wie unsinnig anstellen sollen; jedoch kann dieses wohl
nicht aus wirklicher Betrübnifs herrühren, denn schon am folgenden Tage
ziehen sie weiter und treiben ihre Geschäfte nach wie vor. Am Belmonte
legen sie den Todten, nachdem ihm die Hände mit Qipö zusammen gebunden
sind, ausgestreckt in eine länglichte Grube, also nicht in zusammen
gebogener Stellung, wie manche andere amerikanische Völker ; an
( * ) Auch hi e r zeigt es sich wi e d e r , wi e sehr die Gebr äuche der Urvölker von Br a s i l i en
mit denen von Guiana übereinkommen, man lese nach B a r r e r e , Quandt und andei'e.
( * * ) Mehr e r e amer ikani sche Yöikcr schar ten begral>en ihre To dt en auf diese We i s e , zum
Beyspi e l die ehemal igen Cana di e r , von welchen de r alte Mi s s iona i r C r e u z in seiner Hi s tor i a
E i n i g e Wo r t e ü b e r d i e B o t o c u d e n 5 7
andern Orten sollen die Gruben rund geformt seyn. Sie geben an ersterem
Orte dem Todten nichts mit in die Erde ; welches wi r auch in den
von uns untersuchten Gräbern bestätigt fanden. Herr Tenente J 0 Á 0 F i -
L i p p E C a l m o n will in den Gräbern am Rio Doge Wa f fen und einige
Nahrungsmittel ftlr den Verstorbenen angetroffen haben, welches mir
indessen, als meinen eigenen Beobachtungen widerstreitend, nicht wahrscheinlich
ist. Ich fand in mehreren solcher Gräber im hohen Urwalde
blofse Knochen, und sah, dafs die Grube mit Erde angefüllt worden wa r .
Oben auf lagen kurze dicke Prügel oder runde Stücke Holz von gleicher
L ä n g e , eines dicht neben dem andern. Unweit dieser Gräber fand ich
noch die damals verlassenen Hütten. Man unterhält nach dem Tode eines
Botocuden auf jeder Seite des Gr abe s , einige Zeit hindurch ein Feuer ,
um den Teufel abzuhalten, zu welchem Geschäfte die Ve rwandt en, selbst
von einem entfernten Wohnor te, oft nach dem Grabe zurückkehren sollen.
Hat man den Verstorbenen sehr geliebt, so bauet man wohl auch eine
besondere Hütte von Cocosblättern über sein Grab. Die Arme des Todten
binden sie mit Qipó zusammen, jedoch nicht immer. Von Verwundung
oder Verstümmelung ihres Körpe r s , um ihre Trauer an den Ta g zu legen,
findet man keine Spur unter ihnen. A z a r a erzählt dies von den C/iarso
wie man es von den Südsee-Insulanern weifs ; nach A z a r a
soll sich jenes Volk die Finger verstümmeln. Herr C a l m o n wl l am
Rio Doge gefunden haben, dafs die We ibe r sich zur Trauer die Haare
abgeschnitten hatten, ein Gebrauch, der unter den Amerikanern häufig
vorkommt , am Belmonte aber nicht bekannt und mir daher für die Botocanadensis,
Pa r . i664, 4- pag. 92, s a g t : t ibi cum ext remo habi ta exces s i t anima s , corpus statim
in gloma s confor raant , ut quo habi lu in mat r i s a loco fue r a t , eodcm conquiescat in turaulo.
E b e n so die Ca ra iben, Chi lesen und Hot tentot ten, auch erzählt man dies an einigen Or ten von
den Botocuden.
(*) Azara Yoya g e s etc. Vol . II. p. 25.
Th. II. ^