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3 5 6 Pieise von Conquista nach der Hauptstadt Bahía
^ Gestalten; hier waren die g^rofsen rothen jlraras sehr häufig- und wegen
des Reg^ens so wenig scheu, dafs sie auf den Bäumen sitzen blieben, unter
welchen unsere lärmende Tropa hinabzog-. Zu Ladeira fanden wir einige
schlechte Hütten ziemlich geräumig- von Letten und Holz erbaut, und von
Negersclaven bewohnt, welche über das Rindvieh in den benachbarten
Wildnissen die Aufsicht fiihren; auch befinden sich ansehnliche Pflanzung-en
von Baumwolle hier.
Sechs Legoas von hier entfernt wohnt der Vater des Capitam Mor^
der CoroneZ J oÁo Gonqalves da Costa auf ^úxvtv .Fazenda von Cachoeira.
Die Bekanntschaft dieses Mannes, der zuerst diesen Sertam mit
brauchbaren Weg^en versah, und die Urbewohner in allen Richtungen bekriegte
5 wünschte ich vorzüglich zu machen, da ich durch ihn ohne Zweifel
die sichersten Nachrichten von dieser Gegend erhalten konnte. Ich
folgte dem We g e durch eine unwirthbare menschenleere Wildnifs. in welcher
aneinander gedrängt, ein Berg hinter dem andern sich erhob 5 alle
lagen einförmig mit dicht verflochtenem Niederwalde rauh und wild bedcckt,
und mit hervörtretenden Felsenmassen gemischt vor uns. Manche
dieaer Berge sind nackte und mánnichfaltig geformte Steinmassen, oben
meistens sanft abgerundet; an den vom Walde entblöfsten Stellen zeigte
sich das Erdreich als ein gelbrother Thon. Gebüsche fein gefiederter stachlicher
Mimosen, hier und da mit schön blühenden Pflanzen gemischt, unter
welchen ich nur eines Prachtgewächses, einer neuen Art von Ipomcea
mit hoch brennend-feuerfarbigen grofsen Blumen erwähnen will, bildeten
zu beyden Seiten eine Einfassung des Weges. Die Felsmassen von den
sonderbarsten Gestalten, oft gleich Thürmen oder Kanzeln einzeln über
das Gebüsch hervortretend,- sind überall in diesen Bergen von der kleinen
Cavia bewohnt, welche unter dem Nahmen des Mocó schon fi^üher erwähnt
worden ist, und auf welche wegen ihres für schmackhaft gehaltenen
Fleisches, häufig Jagd gemacht wird. Ehemals durchstreiften feindselige
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R e i s e von Conquista nach der Hauptstadt Bahía . 3 7
Camacans diese weiten Wildnisse, und nur mit Lebensgefahr konnte der
Reisende sich in dieselben wagen, bis man sie in die der Küste näher
gelegenen Waldungen verbannte, und dort im Jahre 1806 den völligen
Frieden mit ihnen zu Stande brachte. In diesen trockenen Felsenwäldern
herrschte eine unglaubliche Hitze, kein Lüftchen wehete, und die Sonnenstrahlen
wurden von allen Seiten zurückgeworfen; selbst der Boden war
heifs, Menschen und Thiere waren erschöpft, nur die stolzen Araras
unserer Nähe schienen sich hier jetzt recht zu gefallen; sie flogen schreiend
umher, während selbst die meisten anderen Vögel auf einem schattigen
Zweige ihre Mittagsruhe hielten. Wir entsagten derselben und setzten
w^ährend der gröfsten Hitze des Mittags die Reise bis gegen Abend fort,
w o wir die Fazenda in einer Ausbreitung des wilden Gebürgthaies erreichten,
und von dem anstrengenden Tagewerke ausruheten.
Z u Fazenda de Cachoeira haben die Neger um die Wohnung des
Coronel^iolo Gon^alves da Costa, durch ihre Hütten ein Dörfchen
gebildet: die Lage desselben ist nicht reizend, sondern giebt einen traurigen
todten Anbück, der mich an die Schilderungen afrikanischer Landschaften
lebhaft erinnerte. Der Besitzer, dessen Haus kürzlich abgebrannt
w a r , wohnt gewöhnlich a u f e i n e r benachbarten Pflanzung; er befand sic}i
jetzt zufällig hier. Ich fand in ihm einen alten 86jährigen Greis, welcher
noch rüstig und thätig war, und an Lebhaftigkeit des Geistes viele junge
Leute übertraf; man erkannte noch, dafs er in seiner Jugend einen hohen
Grad an Körperkraft, Muth und Unternehmungsgeist besessen haben muíste.
Er empfieng mich sehr zuvorkommend und freute sich einen Europäer zu
sehen. Seine Unterhaltung mufs einem jeden Reisenden belehrend und erfreuend
seyn. In einem Alter von 16 Jahren trieb ihn seine Neigung fremde
Länder zu besuchen, sein Vaterland Portugal zu verlassen und in diesen
wilden Gebürgen des Sertam der Capitanía von Bahia hatte sich ihm
dann ein weites Feld vieljähriger Arbeit eröifnet. Mit vieler Entschlossen