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Schläge auf den Kopf zu betäuben und zu tödten. Der übrige Rest des
Abends wurde nun der Betrachtung unserer Beute gewidmet, welche nachher
in einem zu dieser Absicht mitgeführten Fäfschen mit Branntwein con^
servirt wurde. Aus diesem Vorfalle ist es «inleuchtend wie unrichtig und
übertrieben die Schilderungen dieses Thieres in vielen naturhistorischen
Werken sind; denn diese Schlange kann, wie auch B a r t r a m erzählt,
nur dann gefährlich werden, wenn man sich ihr unbemerkt zu sehr genähert
und sie dadurch zur Vertheidigung gereizt hat. Man wird unter den
verschiedenen Geschlechtern dieser Reptilien nicht leicht eine von trägerem
Naturell finden, als die Klapperschlange {^Crotalas hórridas^ Linn.), welche
D a u d i n sehr gut beschrieben hat; sie erreicht eine Länge von fünf bis
neun Fufs und für diese Ausdehnung eine beträchtliche Dicke; ihre Farbe
ist sehr einfach, graubraun, allein mit helleren und dunkleren rautenförmigen
Zeichnungen angenehm abwechselnd.
Kaum hatte die Morgendämmerung der feuchten Nacht ein Ende gemacht
, so war unsere Tropa schon beladen und in Bewegung. Wir durchzogen
eine weite, mit niederen Gebüschen und mit Weide abwechselnde
Wildnifs. Schön hochgelb blühende Cassia-Stämme, Bignonien, Mimosen
und Z>ic«7^i-Palmen bilden hier den Kern der Gebüsche, daher hat die
Landschaft bey einem rauhen wilden Charakter, dennoch mahlerische
Ansichten. Tiefe Thäler durchschneiden wild diese steil sich erhebenden
Höhen, in den Tiefen ist finsterer Wald, überall rothgelber Lettenboden,
und allenthalben erscheinen die gelben kegelförmig aufgethürmten Gebäude
der Termiten. Zur Belebung der Landschaft dient hie und da Rindvieh,
welches scheu die ungewohnte Erscheinung der W^anderer anstaunt. Hier
lebt der Perikit mit orangenfarbenem Bauche {^Psittacas cactorurn) und
die kleine lang geschwänzte Taube {Columba squamosd) sehr häufig. In
den trockenen Caizn^ß-Wäldern und Gebüschen dieser Gegend kann man
sich nicht genug vor den kleinen an den Seiten des Weges befindlichen
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Zweigen schützen; denn sie sind wörtlich genommen, mit unzähligen
kleinen Carapathos {Acaras) inkrustirt, wovon sie völlig röthlich gefärbt
erscheinen. Berührt man ein solches Aestchen, so empfindet man bald em
unbeschreibliches Jucken über den ganzen Körper ; denn diese^ jungen
Thiere von der Gröfse einer Nadelspitze verbreiten sich übei^all und sind
so peinigend, dafs man weder bey Tag noch bey Nacht Ruhe findet, bis
man sich ihrer entledigt hat, Beynahe unsere ganze Gesellschaft litt an
diesem quälenden Uebel, und es giebt dagegen kein anderes sicheres Mittel,
als den ganzen Körper mit eingeweichtem Rauchtaback anzustreichen, wovon
sie sogleich sterben. Diese beschwerlichen Insekten sind, in den inneren
trockenen Gegenden von Süd-Amerika, eine der gröfsten Unannehmlichkeiten
für den Reisenden und sie ersetzen die Mosquitos der feuchten
wasserreichen Urwälder vollkommen. Es giebt deren, welche eine bedeutende
Gröfse erreichen, und oft schlimme Wunden verursachen, wenn sie
nicht mit gehöriger Vorsicht ausgezogen werden; die kleineren jungen
Thiere sollen bey unreinlichen Menschen sogar oft Hautkrankheiten erzeugen.
In Paraguay nennt man dieses Insekt ^inchaca ("O und im französischen
Guiana Tiquei;-'^. An den Zweigen der Bäume sahen wir gröfse
Haufen junger schwarzer Heuschrecken {Gryllus), ein Geschlecht, welches
in BrasiUen eine gröfse Menge von Arten zählt, wovon einige sehr grofs,
andere aber schön gezeichnet sind. Die grofsenZüge dieser Thiere indessen,
welche Az a r a ( - - 0 beschreibt, habe ich nicht gesehen, es scheint, dafs sie
mehr in den ebenen offenen Gegenden vorkommen.
Ich erreichte das kleine Arrayal von Os Possöes, wo der Geistliche
ein grofser Liebhaber von starken Getränken zu seyn schien, da er in
hohem Grade betrunken war. Der Ort hat etwa i2 Häuser und eine kleine
(*) Azara Voyages elc. YoL 1. i^ag. 208.
{**) Siehe Barrkhe Beschreibung von Cayenne, die deutsche Uebersetzung pag. 49-
A z a r a Voyages etc. Vol. I. pag. 214-
TB. II. ^^
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