2 6 6 Pi e i s e von Conquista nach der Hauptstadt Bahía
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auch isc daselbst ein Gymnasium, wo man die lateinische und griechische
Sprache, Philosophie, Rhetorik, Mathematik u. s. vv. lehrt, so wie auch
die öffentliche Bibliothek von 7000 Bänden, um welche der Gouverneur,
Conde Dos ARCOS, sich grofse Verdienste erworben hat; man findet
darin schon neuere Werke aus allen Zweigen der Wissenschaften. Diese
Bibliothek ist in dem alten Jesuiten-Collegium aufgestellt; ein bedeutender
Verlust ist es aber, dafs man die Schriften Jenes Ordens nicht gehörig geachtet,
und sie gröfstentheils verschleudert hat. Die Verdienste des so
allgemein geachteten Gouverneurs, Grafen Dos ARGOS(-}, sind zu anerkannt,
um sie mit Stillschweigen übergehen zu können. Dieser Minister
hat die Zeit seiner Statthalterschaft thätig zum Vortheil der Provinz benutzt;
bekannt mit den Sprachen und Einrichtungen fremder Länder, und durch
seine Reisen mit den verschiedenen Provinzen von Brasilien selbst, fand
dieser aufgeklärte und für alles Gute unermüdet thätige Minister mannichfaltige
Veranlassung , Verbesserungen anzuordnen und auszuführen. Er
ist ein Verehrer und Beschützer der Wissenschaften und Künste und gewährte
ihnen mit beharrlicher Sorgfalt Unterstützung und Aufmunterung.
Die fremden Reisenden werden von ihm mit Auszeichnung behandelt und
dürfen mit Zuversicht auf seine Unterstützung rechnen. Er hat eine Buchdruckerey
und eine Glasfabrik errichtet, die Stadt durch öffentliche Spaziergänge
und auf andere Weise verschönert, und zum Besten der öffentlichen
Bibliothek eine Lotterie angeordnet, aus deren Er t rag die Büchersammlung
vermehrt wird. In dem Passéo Pahlico liefs er die ächte China von Perú
anpflanzen. Mehrere europäische und andere Gewächse ziehen hier die
Aufmerksamkeit des Botanikers auf sich, unter andern die Trauerweide
(*) Bald nach meiner Anwesenheit in Bahia ernannte der König den Grafen ARCOS zum
Marine-Minister, sein gegenwärtiger Titel ist daher: Illustrissimo Excellentissimo Senho7' Conde
Dos ARCOS DO CONSKLHO de Sua Majestade, Ministro e Secretario d'Estado da Marinha
e Dominios Ultramarinos etc.
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R e i s e von Conquista nach der Hauptstadt Bahia Sn
Salix hahüonicd) , welche hier sehr schön und kräftig aufwächst. Die
China von Fé de Bogota scheint dagegen hier nicht recht gut fortzukommen,
da der Standort wahrscheinlich der Natur dieses Baumes nicht
angemessen ist. Ebendaselbst sieht man einen Obelisken, der zum Andenken
der Anwesenheit des jetzigen Königs errichtet worden.
Von der Höhe des oberen Theiles der Stadt ist die Aussicht unübertrefflich
schön; der stolze Meerbusen zeigt sich als glatter ruhiger Spiegel,
am Ufer liegen die Schiffe vor Anker, andere sieht man bedeckt mit ihren
geschwellten Segeln sich nähern, oder dem Ocean zueilen, indem sie begräfsend
ihre Kanonen abfeuern ; in der Ferne zeigt sich die Insel Itaparica,
und rundum schliefst ein Amphitheater mahlerischer Gebürge die anziehende
Scene ein. Aufser den öffentlichen Spaziergängen hat man in
der oberen Stadt für die Unterhaltung der Bewohner durch Anlegung eines
Comödienhauses gesorgt, das aber in einem veralteten Geschmacke erbaut,
kleiner als das zu Rio de Janeiro^ und durch kleine spitzige Obelisken
auf dem Dache verunstaltet ist.
Bahia hat an 36 Kirchen und viele Klöster, daher kann man auf die
Menge der hier lebenden Geistlichen und Mönche schliefsen. Die Nonnen
einiger Klöster beschäftigen sich mit der Verfertigung schöner Blumen
aus den Federn der verschiedenen lebhaft gefärbten Vogelarten des Landes,
welche sie an die durchreisenden Fremden abzusetzen pflegen. Der untere
Theil der Stadt, welcher nur einige wenige lange Strafsen längs des
schmalen Strandes bildet, enthält die Kaufläden, die Waaren - oder Vorrathshäuser
der Kaufleute 5 eine neue Börse, welche man der Sorge des
Grafen Dos ARCOS verdankt, das Arsenal und die Schiffswerfte, wo
man jetzt gerade eine Fregatte vollendete. Die Schiffe, welche man in
Bahía erbaut, stehen in einem vorzüglichen Rufe, da die Wälder von
Brasilien mit mannichfaltigen Arten der vortrefflichsten Bauhölzer angefüllt
sind. Ein thätiger Handel belebt diese Stadt ; die Produkte des Sertam