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2 1 2 R e i s e v o n Mi n a s G e r ä e s n a c h A r r a y a l da C o n q u i s l a
Epidendrimx^ Cactas uad andere Pflanzengeschlechter und die hier herrschende
einsame Stille wird von dem lauten Rufe der scharlachrothen Äraras
und des Qurucuä {Trogon) oder anderer Vögel unterbrochen. Hier
wo der Freund und Forscher der Natur bey jedem Schritte von neuen
interessanten Gegenständen unterhalten wi rd, müfste man lange verweilen,
und sich in diese Wildnifs vertiefen können, um den neuen jetzt zuerst
erblickten Thieren nachzueilen. Mancherley schöne Vögel unterhielten uns,
unter andern wa r hier der bunte Manakin mit zwey verlängerten Schwanzfedern
CAUI^I / ia, LATH. ) sehr häufig, und wir schössen eine schöne
neue Tangara mit hochgelb gefärbtem Scheitel. Durch mancherley
Abwechslungen der Gegend, welche dem Reiter ein kaum gangbares Pfädchen
zeigt, erreichten wir das WiesenthaUiöoj / ' a, und von hier aus rundum
von hohen geschlossenen Urwaldungen umgeben, die kleinen stillen
Hütten jener Indier, die jetzt schon anfangen sich in den Willen ihrer
Unterdrücker zu beugen und ihre Sitten und Gebräuche anzunehmen. Diese
Wohnungen waren von einem dichten Gebüsche von Bananen-Bäumen eingeschlossen,
hinter welchen sich unmittelbar gleich den Pfeilern eines Säulenganges
die hohen Urstämme dicht aneinander gedrängt und mit tausendfältigen
Gewächsen verflochten gleich einer Wand erhoben; aus ihrem Dunkel
schallte häufig die angenehme Stimme der Taube hervor, welche die Portu-
(*) Tanagra auricapilla: 6 Zoll a'/, Linien lang, 8 Zoll i i Linien breit; Scheitel hochcitrongelb;
Stirnrand, Seiten des Scheitels und Augengegend s chwa r z ; Gegend des Ohres ,
unterer Theil der Backen und ganzer Oberliörper olivengrau, am Kucken etwas dunlteler;
Flügel und Schwanz schwarz; über die ersteren läuft in der Mitte quer hin eine breite weilse
Binde ; alle Vorderfahnen, so wie die beyden hintersten Schwungfedern sind ganzlicii schwarz;
alle unteren Theile vom Schnabel an sind sanft-rÖth lieh gelb und diese Fa rbe ist gegen die
schwarzen Federn des Mundwinkels nett abgesetzt. Dem Weibchen fehlt der gelbe Scheitel.
Diese Tangara scheint AZA RAS Undo brun a huppe jaune Vol. III. pag. 24/1 zu seyn, doch
ist in diesem Fa l le die Angabe der Farben von dem spanischen Schriftsteller sehr oberilachlich'
und selbst unrichtig behandelt worden.
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giesen Pomha margosa {Colamba locutrioc) nennen. Die Bauart jener
Hütten ist einfach von Holz und Letten und sie sind mit Baumrinden gedeckt.
Die Bewohner, welche zum Theil schon etwas bekleidet, zum Theil aber noch
völlig nackt einher giengen, pflanzen Ma y s , Bananen, Mandiocca, etwas
Baumwolle, und Batateu in Menge: zufrieden mit den Produkten, wie sie
die Mutter Natur ihnen reicht , waren sie indessen bis jetzt noch zu träge
sich Farinha zu bereiten.
Herr Capitam Mor M I R A N D A , der in der Nähe in den grofsen bergigen
Wildnissen eine Menge Rindvieh wild erzieht, hatte zufällig jetzt hier
Geschäfte und fand sich mit uns zugleich ein, welches mir den interessanten
Anblick eines Tanzes dieser Indier verschaffte. Als ein sehr wohldenkender
Mann ist er überall geliebt, und Reisende dürfen es nicht versäumen, seine
Bekanntschaft zu machen, da er überdies die erste Person in diesem Distrikte
ist. Ich brachte die Nacht in seiner Gesellschaft zu Jiboya hin, und kehrte
alsdann am folgenden Tage mit ihm nach dem Arrayal zurück.
Ich lasse nun einige Wo r t e über den Stamm der Urbewohner folgen,
deren einsame Wohnsitze ich hier besucht hatte.
Die CflmacaAi-Indianer sind in ihrem Körperbaue wenig von ihren Brüdern
an der Ostküste unterschieden; sie sind wohl gewachsen, mäfsig grofs,
s t a rk , breitschulterig, mit markirt indianischem Gesichte, und schon von
ferne daran kenntlich, dafs s ie, selbst die Männer , ihr langes starkes Haar
den Rücken hinabhängen lassen Ilire Haut hat eine schöne brauae oft
ziemlich dunkele , oft mehr gelbliche oder röthliche Farbe. Sie gehen
gröfstentheils nackt und nur theilweise etwas bekleidet; im ersteren Falle
tragen die Männer an einem gewissen Theile des Köspers die Tacanhoba^
welche bey Botocudos auf der i/,ten Platte Figur 4 abgebildet worden
( * ) Viele amerikanische Stamme, besonders die Urvölker von Guiana, halten lange Haare
für ein Zeichen der Freihei t , daher schneiden sie dieselben ihren Sclaven ab, so wie dici's
auch hey Trauerfrillen gebräuchlich ist. Siehe ßAKuKiiF. pag. 12Ü.