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schlugen die Wog-en mit solcher Heftigkeit gegen das Schiff, dafs seine
Wände unaufhörlich erbebten. Wir bemerkten ein Schiff, das gleich uns
mit wenigen Segeln dem Ungestüm des Windes und der Woge n trotz zu
bieten suchte. Gegen Mittag entstand plötzlich eine schreckliche Verwirrung;
derW^ind, der mit grofser Heftigkeit aus Norden gewehet hatte,
sprang plötzlich nach Nord-Westen um, und drohete unsere Masten zu
zerbrechen: alles eilte aufs Verdeck und Jedermann legte Hand an um die
Segel herabzureifsen, welches bey dem unendlich heftigen mit Sturm verbundenen
Regen nicht gleich zu bewerkstelligen war; selbst der Schiffskapellan,
ein Maratte aus Go«, der Schiffsarzt und die Passagiere bewiesen
sich sehr thätig, und so gelang es uns mit grofser Anstrengung dieser
Gefahr zu entgehen.
Das Schiff mufste nun in der falschen Pachtung von Süd-Westen fortlaufen.
Später legte sich die Heftigkeit dieses Wettersquals ein wenig;
wir behielten aber eine heftige schwere See und einen starken frischen
Wind, bey welchem der Thermometer um 12/3 Uhr Mittags auf 17°, und
Abends auf i5 ° stand. Der folgende Tag war besser und die Temperatur
wärmer; an dem darauf folgenden indessen zeigte sich schon wieder ein
trüber Regenhimmel mit starkem Winde ; das Schiff lief den ganzen Tag
hindurch über 7 Knoten, die unteren Segel waren gerefft, und es lag sehr
auf der Seite, wozu seine starken aber sehr schweren, aus brasilianischen
Holzarten verfertigten Masten viel beytrugen. Diese unangenehme, veränderliche
Witterung hatten wir der Nähe der jizorischen Inseln zuzuschreiben;
wir sahen mehrere Schiffe, welche ebenfalls mit dem Wet ter kämpften,
und bemerkten, dafs der Regen eine wärmere Temperatur hatte als
der Wind, indem in dem letzteren der Thermometer auf i5 und im
Schutze vor demselben auf 16° stand, auch sich bis in die Nacht hinein auf
diesem Stande erhielt. Am Mittage befanden wir uns an dem Eingange
des Canals, der die Azorischen Inseln Fayal und Flores trennt; schon
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glaubten wir uns unserer Rechnung zu Folge, nördlicher als die ersteren
dieser beyden Inseln, als wir gegen Abend in einer Oeffnung, welche die
dicken nebelartig auf dem Meere ruhenden Wolken gaben, auf etwa fünf
Legoas von uns entfernt ein hohes Vorgebürge der Insel Fayal ex-blickten.
Vor dieser steil ansteigenden Felsküste bemerkte man eine kleine Felsinsel
und erkannte durch sie das Vorgebürge Ponta das CapelLinhas,
Capitain B e t h e n c o u k t nahm nun seinen Lauf etwas mehr nördlich,
und entfernte sich so von der Insel, welche swn Vaterland war, und
welche er schon seit Jahren nicht besucht hatte; auch mir würde es interessant
gewesen seyn die Insel Fayal kennen zu lernen. Wir liefen
nun mit starkem Winde fort, und erblickten um Mitternacht plötzlich
einen Schooner nahe bey uns, welchen man für einen amerikanischen
Corsaren erkannte; Schrecken befiel die Mannschaft, rasch wurde das
Schiff gewendet, und da die Wachen auf dem Schooner zu schlafen schienen,
so entgiengen wir auch dieser Gefahr mit vielem Glücke, denn bey
Anbruch des Tages befand sich jenes Schiff nicht mehr in unserem Gesichtskreise.
Der s/fste Juny war ein trüber, stürmischer Tag, wo die äufserst wilde
See die heftigsten Schläge gegen den Bord des Schiffes gab, welches fortwährend
8 Knoten lief und uns nördlich von der Insel Gragiosa vorbey
trug. Wir sahen mehrere Schiffe, wichen ihnen aber immer sorgfältig
aus; denn gewöhnlich kreuzen eine Menge von Corsaren in diesen Gewässern,
welche sehr lüstern nach den reichen Ladungen der portugiesischen
Indienfahrer sind, die sämmtlich diese Strafse passiren müssen; auch kreuzen
sich bey den Azorischen Inseln, oder Hestern-Islands der Engländer,
die Wege einer grofsen Menge von Schiffen. Die See hatte eine bleygraue
Farbe und war mit weifsem Schaum bedeckt; sie gab dem Schiffe
die heftigsten Schläge, während ein günstiger Sturm de popa (d. h. gerade
von hinten) dasselbe forttrieb und anhaltender Regen herabstürzte. Gegen
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