2 7 6 R ü c k r e i s e nach Europa
Hitze. Zuweilen stürzte selbst der Regen mit solcher Heftigkeit auf das
Schiff herab, dafs er an vielen Stellen desselben eindrang. Als wir in der
Höhe der Cap J^erdischen Inseln waren, nahm die Hitze sehr merklich
ab; denn wir hatten am Mittage in der Sonne nicht mehr als 23 bis 24
dabey wehete meistens starker Wind der uns zu viel östlich trieb, imd
das Schiff so sehr auf die Seite legte, dafs die See gewöhnlich das Verdeck
stark benetzte.
Das unfreundliche stürmische Wet ter , welches in der Nähe der Cap
J^erdischen Inseln beständig anhielt, war Abends zuweilen von heiteren
Intervallen der Ruhe und des schönsten Mondscheines unterbrochen; dann
hatten wir Gelegenheit auf dem Verdecke gerade im Rücken unseres Schiffes
das schöne Sternbild des südlichen Kreuzes zu beobachten, welches in
vorzüglicher Klarheit funkelte.
Am /ften Juny bey dicken W oiken und trübem windigem Wetter erschien
uns ein dreymastiges Schiff, welches seinen Lauf gerade auf uns
zu nahm; schon waren wir besorgt einem Corsaren begegnet zu seyn, als
es die holländische Flagge aufzog. Am gten Juny durchschnitten wir den
nöi^dlichen Wendekreis , nachdem wir kurz zuvor schwimmenden Fucus
und Tropicvögel {Phaethon cethereus^ LINN.) beobachtet hatten; die letzteren
werden von den Portugiesen Rabo de Junco genannt. Der Tang
oder Fucus häufte sich nun immer mehr, daher nennen auch die Portugiesen
diese Region des Oceans Mar de Sargasso. Bey einer Mittagswärme
von 22° und stets bedecktem Himmel fischten wir eine Menge dieser
Seegewächse, in welchen wir eine kleine Krabbe und mehrere Arten
kleiner Fische, besonders Syngnathen fanden. Die Tropicvögel hatten uns
vom 8ten bis zum i2ten Juny, also etwa bis zur Höhe der Insel Palma
begleitet; sie blieben aber stets in einer bedeutenden Höhe, und man konnte
keinen von ihnen erlegen. Am i/^ten bey einem herrlichen heileren Wetter
hatten wir eine angenehme Unterhaltung durch den Fischfang; ein
P i ü c k r e i s e nach Europa 277
Schwärm von Doraden (Coryphoend) war seit dem vergangenen Tage
dem Schiffe gefolgt und hatte es von allen Seiten umgaukelt; jetzt gelang
es dem Bootsmann {Contramestre^ einen dieser Fische zu angeln. Der
Anklick dieses Thieres, welches aufs Verdeck gezogen wurde gewährte
uns ein ungemeines Vergnügen. Das reinste Himmelblau schmückt in
mannichfaltiger Abwechselung mit einem Goldglanze schillernd den Körper
dieses schönen Fisches, und ultramarinblaue Punkte zeigen sich auf der
goldenen Grundfarbe; selbst die Iris des Auges ist von einem herrlichen
Goldblau. Diese wird gelb wenn der Fisch todt ist; überhaupt verlor er
durch das Entweichen des Lebens unendlich viel von seiner Schönheit.
Wegen seines schmackhaften Fleisches waren wir sehr erfreut, als man
bald nachher noch einen anderen dieser schönen Fische harpunirte. ^loacore
und noch eine andere Art von Fischen , welche die Portugiesen Jade
o s {Juden) nennen, umschwärmten ebenfalls unser Schiff, wurden aber
nicht gefangen.
Wir hatten schon am i5ten das Mar de Sargasso verlassen und beobachteten
keinen schwimmenden Seetang mehr; dagegen hatten wir oft
Windstille und am Abend gewöhnlich 18 ° Wä rme. Am iBten Juny befanden
wir uns etwa in der Höhe von Gibraltar und es zeigten sich auf dem
spiegelglatten ruhigen Meere häufig Mollusken: besonders die Physalis ^
Medusa pelagica und eine Beroè , so wie Braunfische und die Procellaria
pelagica.
Am igten wurde der Wind finscher und erlaubte uns die Richtung
àer Azorischen\\\se\n und der portugiesischen Plüste zu nehmen; immer
heftiger wurde er am 2 0ten und warf uns die schäumenden Wogen bis
aufs Verdeck ; am Nachmittage zwang uns ein Regenschauer mit verstärktem
Winde die meisten Segel einzunehmen. Am 2iten war der Himmel
wild mit Sturmgewölken bedeckt, der Wind heulte und Pvegenströme stürzten
herab; das Wasser flofs auf dem Verdecke und wild aufsprützend
s