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64 E i n i g e Wo r t e ü b e r d i e B o t o c u d e n
und der Gegenden am Jiguitinhonha kennen gelernt, welche sämmtlich
das von mir gesagte bestätigt haben. In Gegenden, wo die Botocuden
im Kriege leben, wie am Bio Doge, verzehren . sie aus Hafs das Fleisch
Ihrer Feinde; am ßelmonte hingegen, scheint durch die friedlichen Ver -
hältnisse, diese grausame Gewohnheit sich allmählig zu verlieren, obgleich
die schon früher angeführte Aeufserung einiger jener Wilden und die Aussage
meines Q U I C K aufser Zweifel setzen, dafs sie auch hier statt gefunden
habe. BiePatachos streifen der Seeküste nähe r , doch soll es ihrer
in Minas-Novas noch einige wenige geben.
Herr Obrist-Lieutenant V O N E S C H W E G E giebt nun einige Nachrichten
über die strengen Maf s regeln, welche der Minister Conde de hi js-
HARES gegen die Botocuden ergriffen hat, indem er ihnen einen grausamen
VerLilgungskrieg erklärte, der aber ohne den gehörigen Nachdruck
geführt wurde. Nur zu wahr ist es , wa s der Ver fas ser von den Greuelthaten
erzählt, die man gegen die hülflosen Indier ausübte ; denn kein
Mittel blieb unversucht ihnen zu schaden. Einzelne Unmenschen haben
selbst den Versuch gemacht, durch Kleidungsstücke, die mit Blattermaterie
bestrichen wa r en, diese schreckliche Krankheit unter ihnen zu verbreiten,
und sie dadurch auszurotten.
Der Herr Ver fas ser findet es unrichtig, die Fa rbe der Indier in
Minas mit der des Kupfers zu vergleichen. Ich selbst mufs gestehen,
dafs es unter diesen Völkern mancherley Farben-Varietäten giebt, von
welchen einige dunkler graubraun, andere mehr gelblich br aun, und noch
andere mehr kupferröthlich gefärbt sind; alle indessen haben ein röthliches
Graubraun oder Gelbbraun , und meine Beobachtungen berechtigen
mich zu dem Glauben, dafs die Kinder nicht völlig weifs, wie wi r Europ
ä e r , geboren werden ( * ) • Sie sind gelblich, werden aber sehr bald
( * ) Ei n e Bes t ä t igung dieses S a t z e s , Tvelche von grof sem Gewichte i s t , finden wir in
He r rn T03( HDMBOLDT Rei sebeschreibung. Thei l I . pap. 5oo.
E i n i g e Wo r t e ü b e r die B o t o c u d e n 65
braun. Ich habe manche gesehen, welche noch sehr klein und dennoch
recht rein und dunkelbraun gefärbt waren. Man findet abe r , wie schon
oben ges agt , eine Merkwürdigkei t , eine weifsliche Varietät unter den
Botocuden, die selbst etwas Rothe auf den Ba cken, und nur schwarzbraune
Haare h a t ; die Kinder von dieser Race mögen bey der Geburt ,
wohl beynahe völlig weifs zu nennen seyn. Herr Obristlieutenant VON
E S C H W E G E s a g t , die Kinder würden nicht kupferroth geboren, worin
ich ihm vollkommen beystimme ; jedoch ich finde auch nicht, dafs er
behauptet, sie seyen bey der Geburt völlig weifs wie wir. Die gehaltvollste
Bestätigung für das Gesagte ist die Aussage meines jungen Botocuden
QUÄCK. Ich mufs hier meinen Leser auf den Mithridates (dritter Theil
dritte Abtheilung Seite 3 i 3 ) ve rwe i s en, wo der Ver fas ser vollkommen
meine Gedanken über diesen Gegenstand ausdrückt. Die vortreffliche Abhandlung
über die Amerikaner, welche jenes We r k ziert, giebt dem Leser
den wahren Gesichtspunkt für die Betrachtung dieses interessanten Gegenstandes.
Die Hautfarbe und gewisse Charakterzüge scheinen der ganzen
amerikanischen Race eigen; allein sie sind unendUch aJ^wechselnd in den
zahlreichen Stämmen und Völkerschaften dieses weiten Continents, und in
einem jeden Individuum auf verschiedene Art ausgedrückt; daher wird man
selbst keinen völlig allgemeinen Knochenbau unter diesen Völkern erkennen;
die einen sind grof s , die andern klein, breit, schmal und eben so
mannigfaltig gebildet, als die europäischen und andere Völker. Man wird
weder ein allgemeines Zurückweichen der St i rn, noch ein gleichgebildetes
Becken bey ihnen beobachten ; denn diese Theile sind so verschieden
bey ihnen gebildet, als bey uns ; ich habe Botocuden mit hoher
breiter St i rn, und andere mit einer schmalen niedern gefunden, doch ist
es nicht zu läugnen, dafs manche Stämme sich durch gewisse Züg e ,
worin sie im allgemeinen übereinkommen , vor andern auszeichnen.
( * ) S . T. ESCHWF.GE Journa l von Br a s i l i en, He f t I. S . 87.
Th. II. 9