36 E i n i g e Wort e über die Botocuden
E i n i g e Wort e über die Botocuden 3?
''^ ¡.'I ; !:
I
i- I
ihnen ma§ere Hunde , die sie von den Europäern erhalten haben. Sie
gebrauchen sie häufig zur Jagd, fivttern sie aber schlecht; gewöhnlich sind
sie falsch, Mnd fallen die Fremden laut bellend an. Sie benutzen vorzüglich
grofse Hunde zur Jagd der wilden Schweine, die in diesen Wäldern
sehr häufig sind und leicht von denselben gestellt werden, eine Eigenheit,
worin sie mit unsern europäischen wilden Schweinen ganz überein kommen.
Schlägt der Hund laut, so gewinnt der Jäger Zeit, herbey zu schleichen
und dem Thiere einen Pfeil zuzusenden. Auf den Destacamenten waren
daher immer grofse Hunde ein vorzüglicher Gegenstand ihrer Raubsucht.
Hat eine Horde Botocuden eine Gegend so ausgejagt, dafs sie sich den
Unterhalt nicht recht bequem mehr verschaffen kann, so verläfst sie plötzlich
die Hütten und zieht weiter, wie dies die andern wilden Stämme auch
zu thim pflegen. Der Abschied von ihrem bisherigen Wohnplatze wird
ihnen nicht schwer, denn sie hinterlassen nichts was sie fesseln könnte,
und finden auf jeder Stelle dieser weiten Wildnisse neue Befriedigung ihrer
Bedürfnisse. Von ihren verlassenen Wohnungen sieht man dann keine
weitere Spur, als vertrocknete Palmblätter, welche die Hütte bildeten, und
man sucht daselbst vergebens Bananen - und Melonen-Bäume, wie bey den
Indiern des spanischen Amerika, von denen Herr VON H U M B O L D T in seiner
so interessanten Abhandlung über die Urvölker von Amerika und deren
Denkmähler redet ("Q.
Wenn die Gesellschaft atifbrechen will, so laden die Weiber ihre
w e n i g e n Habseligkeiten in die aus Bindfaden geknüpften Reisesäcke (Taf. 1
Fig. 3), welche grofsentheils auf dem Rücken durch einen über die Stirn
laufenden Strick getragen werden. Oft werden diese schon schwer gefüllten
Säcke noch drückender durch ein auf dieselben gesetztes Kind. Sie
sind angefüllt mit Stücken von Tac/uara zu Pfeilspitzen, Schalen vom Tatú
(*) Siehe TON HUMBOLDT über die Urvöliier ^on Ämerllta, und die Denlunahlcr, welche
von ihnen übrig geblieben sind, in der neuen Berlinischen Monathsschrift. Märzi8o6. Seite 180.
(Gürtelthier) und von Schildkröten, Uruca zum Färben, Estopa oder Baumbast
zum Lager, Thierknochen um Cocosnüsse zu essen, einem dicken,
schweren Kiesel zum Aufklopfen derselben. Schnüren von Grawalhd und
Tacum, Wachs in grofsen Kugeln, Halsschnüren wie Rosenkränze gestaltet,
Holz zu Mund-und Ohrpflöcken, alten Lumpen und dergleichen mehr.
Ich sah einst einen ihrer Anführer auf der Reise mit zwey schweren
Säcken beladen 5 unter dem Arme trug er einen grofsen, schweren Bündel
Pfeile, Bogen, Pfeilrohr, so wie einige grofse Wasserbecher von Tac/uarussa.
Die Vignette des 1 iten Abschnittes des iten Bandes giebt eine
treue Ansicht dieser Scene. Auf solche Weise belastet, passlrte eine aus
Männern , Weibern und Kindern bestehende Horde einen Arm des Flusses
Belmonte, wo ihnen das Wasser bis an die Hüften gleng. Eine schwer
bepackte Frau trug auf der Schitlter ein kleines Kind, und führte an der
einen Hand ein gröfseres, das auf seinen Schultern wieder ein kleineres
trug: dem gröfseren Kinde reichte das Wasser bis an die Schultern, und
das kleinere safs daher ebenfalls mit den Füfsen darin. Die lote Tafel
giebt eine genaue Darstellung dieser reisenden Familie.
Aufser den obengenannten Sachen laden sie auf ihren Wanderungen
auch noch mancherley Lebensmittel auf, als: Früchte, Fleisch und dergleichen;
der Mann geht leer, mit Bogen und Pfeilen in der Hand neben
her. Nicht zu breite und reifsende Flüsse passiren sie auf Uebergängen
von Schlingpflanzen, welche sie in jeder Gegend gewöhnlich schon vorher
zu diesen Endzwecken angebracht haben. Sie sind sehr kunstlos, und
bestehen blos in einer langen, einfachen, etwas schlaff an der Oberfläche
des Wassers gespannten fipd,* auf dieser gehen sie mit den Füfsen, und
halten sich mit den Händen an einer andern, hoher ausgespannten
Ueber solche rohe Stege arbeitet sich die ganze Truppe hinüber, alt tmd
(*) Herr VON I IÜMBOT.DT fand am Orinoco unter den Urbe-\vohncrn ebenfalls von Schlingpflanzen
bereitete Uebergange. Ansichten der Natur, Seite 394.