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3 o o Ueber die Art in Brasilien natiirhistorisclie Reisen zu unternehmen
die zarten Saugfdden der Seeblasen verzehren sich aber dennoch und nur die Blase
bleibt unverändert. Alle Sammlungen dieser Thiere sind mit vielen Schwierigkeiten
verbunden, dabey kostbar und dennoch unvollkommen. Die aus Europa mit Vortheil
nach Brasilien mitzunehmenden Gegenstände beschränken sich hauptsächlich auf gute
Recepte für Arsenikseife, die man in Rio de Janeiro rm^ Bahia gemacht bekommt,
gute Messer. Scheeren und andere Instrumente.
Um botanische Sammlungen anzulegen, kann man mit Vortheil das ungeleimte
Maciüaturpapier nicht anvrendenj es ist zu w^eich und trocknet schwer, wenn es
einmal feucht geworden ist. Die Pflanzen heifser Länder enthalten in der Regel
mehr Saft als die unserer gemäfsigten Climaten^ es ist daher meistens nicht möglich
die Pflanzen wie bey uns langsam an der Luft zu trocknen, weil sie anstatt zu
trocknen verfaulen wiu^den. Nur geleimtes starkes Papier ist hier anwendbar, welches
man täglich am Feuer umlegt und schnell trocknet, um die Pflanzen warm hinein
zu legen, eine wegen der Hitze und des Rauchs gewöhnlich sehr beschwerliche
Beschäftigung.
Sind die Gewächse einmal trocken, so kann man sie nachher in ungeleimtes
Papier legen und in demselben aiich versenden. Weiche Saftpflanzen taucht man
etwa 8 bis lo Minuten in kochendes Wasser, doch so, dafs die Blumen nicht von
der Flüssigkeit berührt werden 5 die Blätter lassen alsdann bey dem gehörigen
Pressen den Saft fahren. Nach langem Piegenwetter ist es nöthig die gesammelten
Gegenstände der Sonne auszusetzen, den etwa entstandenen Schimmel abzureiben
und die so gereinigten Theile in der Sonne wieder zu trocknen.
Mineralogische Sammlungen sind in Päicksicht der Anschaffung und Conservation
am leichtesten zu machen; sie bieten aber wegen des Transportes dennoch
die gTöfsten Schwierigkeiten dar. Schnell hat man an Mineralien die Ladung eines
Maulthiers zusammen gebracht, aber eben dadurch wird die Zahl der erforderlichen
Thiere und Menschen bedeutend vermehrt, welches grofse Kosten verursacht.
Oft ist es nicht möglich neue Thiere anzuschaffen, und man mufs überdies immer
zum voraus darauf rechnen, dafs einige abgehen können. In den grofsen Wäldern
hatte ich eine Sammlung von Gebürgsarten zusammen gebracht, mufste sie aber
wegwerfen, da ich keine Gelegenheit fand mehrere Lastthiere anzukaufen.
In kleinen Kisten kann man wenig verpacken, dagegen sind grofse Kasten
eben so unpassend, da sie sowohl durch ihre Breite in engen Waldpfädchen als
durch ihr Gewicht beschwerlich werden. Ich glaubte meine Kisten dadurch recht
gegen das Eindringen des Piegens geschützt zu haben, dafs ich sie inwendig mit
Blech ausfüttern liefs 5 ich mufste aber wegen der Schwere davon bald wieder
abgehen. Halten die Regenschauer nicht zu lange an, so schützt die über die Kisten
genagelte Ochsenhaut hinlänglich. Auch wird man wo möglich bey den trüben
Ueber die Art in Brasilien naturhistorische Reisen zu unternehmen 5oi
Tagen der anhaltenden Piegengüsse die Reise aufschieben, und wenn nicht menschliche
Wohnungen in der Nähe sind, sich gewifs in der Schnelligkeit eine Hütte,
Schirm oder Piegenschauer {Rancho') zu erbauen Gelegenheit finden. Hierzu bieten
die grofsen Waldungen der Tropen gewöhnlich hinlängliche Materialien dcvr, indem
man sich dazu ent^veder der grofsen Blätter der Palmenarten, oder der Rinden
verschiedener Bäume, als der Bignonien, Lecythys-Arten u. s. w. bedient. Man setzt
alsdann bey solchen Regenperioden die Kisten möglichst enge zusammen, unterlegt
sie mit Sti-icken Holz, damit sie die feuchte Erde nicht berühren und bedeckt sie
mit den Ochsenhäuten, welche zur Decke der Ladung dienten.
Ich mufs als letzte Notiz den Naturforschern, welche in Brasilien reisen wollen,
noch empfehlen, die in dicht verschlossenen, wohl zugemachten Kisten verpackten
Natm^alien guten sicheren Schiffen zu iü)ergeben, imd wo möglich die Gegenstände
zu theilen, damit bey dem Verluste eines Schiffes man dennoch nicht alles verlieren
möge. Die Kisten läfst man, wenn sie zugeschlagen sind, mit rohen Ochsenfellen,
das Haar nach aufsen , überziehen. In Brasilien kauft man Ochsenhäute sehr wolfeil;
man läfst sie ins Wasser legen und nagelt sie, nachdem sie weich geworden,
mit kurzen Nägeln iiJ^er die Kiste wohl angespannt hin. Ist die Haut getrocknet,
so wird sie so fest wie Holz und schützt den Kasten gegen alle äufsere Feinde,
besonders gegen die Feuchtigkeit der Seeluft, wodurch die Naturalien sehr leicht
dem Schimmel ausgesetzt werden wüi^den.