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7 4 Reise vom Rio Grande de Belmente zum Piio dos Ilheos
hier auch einige Lanchas erbaut, welche den Handelsverkehr mit Bahia
und anderen Orten der Küste unterhalten. Der Rio Pardo durchströmt die
Urwaldungen.; in welchen dieselben Botocuden sich feindlich zeigen, welche
am Belmonte zum Theil friedlich erscheinen. Noch ohnlängst hatten sie
hier mehrere Menschen erschossen, und man muthmafste, dafs die Thäter
von der Bande des Capitam JEPARACK, dessen Bild die erste Figur
auf der i7ten Platte darstellt, gewesen seyen. Schon früher hatten sie
hier mehrere Pflanzungen der Bewohner zerstört. Man griff sie an, und
brachte ihnen eine ansehnliche Niederlage bey, wobey an 5o von ihren
Kriegern getödtet wurden: Seitdem haben sie sich durch die Ermordung
von 4 Personen gerächt, und man hat deshalb einige Pflanzungen oben
am Flusse aufgeben müssen, welche sie theils zerstörten, theils beständig
bedrohten. Den Rio Pardo sollen sie nicht überschreiten, denn am Commandatuba
will man sie noch nie gesehen haben. An diesem und in den
Wäldern der ^ a r r « von Po^z (Poschi) streifen einige Haufen Aev Patachos,
Nicht gar weit von Cañameras öffnet sich in den Rio Pardo der
kleine todte Flufs, welchen msca Rio da Salsa nennt f er verbindet den
Rio Pardo mit dem Rio Grande de Belmonte, Es befand sich gerade
ein Mann hier, welchen der Graf Dos Arcos von Bahia mit dem Auftrage
gesandt hatte, den Rio da Salsa schiffbar zu machen, da man sich
für den Handel auf dem Belmonte nach Minas hinauf, durch diese Verbindung
des letzteren mit der besseren Barra des Rio Pardo grofse
Erleichterung versprach.
Da wir die günstige Jahreszeit zu der Pieise in die Wälder nicht ungenützt
vorbey gehen lassen durften, so ward zu Cañameras nicht lange
gejagt, auch wenig gefunden, was für unsere Sammlungen interessant
gewesen wäre; dennoch aJ'jer giebt eine jede Gegend gewöhnlich etwas
Neues. So ernährt die Nachbarschaft des Belmonte und Fiio Pardo ein
vorzügUch schönes Thier aus der Klasse der P^eptilien, welchcs MA P V C -
Pioise vom Piio Grande de Belmonte zum Piio dos llheos
ORAV wahrscheinlich unter dem Nahmen der Ihihohoca erwähnt hat.
Diese Schlange ('•') gleicht in der Vertheilung ihrer Farben sehr der Corallennatter,
indem schwarze, weifslichgrüne und zinnoberrothe Ringe auf
das schönste an ihrem Körper abwechseln. Die schon früher erwähnte
Corallenschlange die von mir beschriebene orangeköpfige Natter {Colaher
formosus)^ die jetzt genannte, und eine vierte ('•"••'•Q, welche an
Schönheit die vorigen wohl noch übertrifft, haben in ihrer Färbung und
Farbenvei-theilung grofse Aehnlichkeit, daher verwechselt sie der Brasilianer
unter dem allgemeinen Nahmen Cobra Coral oder Coraes denn alle
vier haben an ihrem glatten Körper abwechselnd schwarze, weifsgrünliche
(*) Elaps Margravii. Herr Hofratli M E R R E M erkannte diese Ton mir mitgebrachte
Natter für M A R C G R A T S Ibibohoca^ und sie ist es auch höchst wahrscheinlich; RÜSSEL irrt
daher, wenn er sie zu seiner indisclien Kalla-jin rechnet. Eine kurze Notiz TOn ihr hat Herr
Hofratli M E R R E M in seinem System der Amphibien pag. i43 gegeben, wo er sie unter dem
Nahmen Elaps Ibibohoca aufführt.
Elaps corallinus. Ich habe in dem iten Bande dieser Reisebeschreibung die hier
genannte Schlabge für Li?i!S"E's Coluber ful^^ias gehalten, und unter diesem Nahmen von ihr
geredet. Seit dem hat mich aber genauere Yergieichung belehrt, dafs sie derselben zwar
sehr ähnlich, dennoch aber specifSsch verschieden Ton ihr seyn müsse, und ich wähle daher
die Ton Herrn Hofrath M E R R E M gegebene Beneimung, siehe dessen System der Amphibien
pag. 144. — XJeber diese, die vorliergehende, und die beyden nachfolgenden Nalterarten, bal3e
ich in dem neuesten Bande der Schriften der Kaiserlich Leopoldinisch-Garolinisehen Akademie
der Naturforscher eine kleine Notiz gegeben, welche von einer Abbildung des Elaps corallinus
begleitet ist.
(*•**) Ich nenne sie Coluber venustissimus. Sie ist die schönste der Corallcnnattern, und
in der Färbung ^cv Elaps corallinus sehr ähnlich, allein ihr Kopf ist breiter, der Rachen tiefer
gespalten, die sehr kleinen Zähne sind völlig die der Nattern; Bauchschilde 200, Schwanzschuppenpaare
die Länge des Schwanzes beti'ägt etwas mehr als X der ganzen Lange des
Thiers. Ilauptfarbc des ganzen Körpers zinnoberroth; diese herrliche Zeichnung wird durch
gepaarte schwarze Ringe gehoben, die einander sehr genähert und in der Mitte sowohl getrennt,
als an ihrer äuCseren Seite eingefafst von einem schmalen weifsgrau-grünlichen Ringe sind.
Alle Schuppen der oberen Theile des Körpers, selbst in den breiten zinuoberrothen Rmgen,
haben eijie schwarze Spitze.