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46 R e i s e von Conquista nach der Hauptstadt Baliia
fünfLTir ins Schulterblatt gebissen, und nachdem derselbe die ganze Nacht
hindurch auf das heiligste geheult hatte und zum Theil sehr aufgeschwollen
war 5 krepirte er des anderen Morgens um 10 Uhr,
Nach dieser kleinen Abschweifung kehre ich wieder zu der Erzählung
der Reise zurück.
An einer kleinen vom Walde ringsum eingeschlossenen Wiese, welche
den Nahmen Cahega do Boi (Ochsenkopf) trägt, brachte ich eine Nacht
ohne Hütten hin; hier wuchs in unserer Nähe eine Aristolochia mit höchst
sonderbar gebauter colossaler Blume von gelblicher Farbe, mit vielen violetbräunUchen
Adern durchzogen. Herr VON HUMBOLDT erwähnt einer
ähnhchen gxofsen Blume dieses Genus, deren Blüthen die Knaben gleich einer
Mütze über den Kopf zogen. Um an der genannten Stelle etwas Trinkwasser
zu erhalten, war ich genöthigt mehrere Leute zur Aufsuchung desselben
auszusenden. Sie fanden nach langem vergeblichem Suchen eine ziemlich
klare Pfütze auf einem Felsen im dunkeln Walde ; auch gössen sie das
Wasser in Schaalen zusammen, welches zwischen den steifen Blättern der
Bromelien sich gesammelt hatte. Auf diese Art wurde es uns möglich
Menschen, Hunde und Papageyen zu tränken: unsere armen Lastthiere
aber, welche nicht zu der Felsenpfutze hinan steigen konnten, mufsten
dursten bis zum folgenden Tage, Um ihre Qual möglichst bald zu lindern,
brach ich am folgenden Morgen sehr früh auf, und durchzog wieder weite
Waldungen, deren Bäume hier immer mehr an Höhe zunahmen, da man
sich wieder der Seeküste nähert. Unter vielen uns neuen Gewächsen bemerkten
wir drey verschiedene Arten von lleoc^ mit schönen glänzenden,
zum Theil grofsen Blättern. Die Rindviehheerden, welche man zum Verkaufe
nach Bahia treibt, treten diese Waldstrafse bey nafser Witterung
dermafsen aus, dafs die Thiere Gefahr laufen, die Beine zu brechen \ überdies
verursachen ihnen die steilen Höhen zum Theil sehr beschwerliche
Hindernisse, vorzüglich wenn der steile fette Thonboden feucht und daher
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schlüpfrig geworden ist. Eine dieser Höhen besonders war äufserst angreifend;
denn man braucht eine ganze Stunde um ihren Gipfel zu erreichen.
Ich fand hier starke Stämme des bauchigen Bomhaoc oder Barrigudo-
Baums, deren grofse weifsliche Blüthen mit fünf schmalen länglichen Blättern
in Menge auf der Erde umher gestreut lagen ; es giebt mehrere Arten
dieser bauchigen Bombaoc-BkwxiiQ, die sich durch die Gestalt ihrer Blätter
sogleich unterscheiden lassen: mehrere haben gelappte, die hier genannten
aber ungetheilte Blätter. An den Baumstämmen bemerkte ich häufig eine
schöne grün gefärbte und mannichfaltig abwechselnde Eidechse , die nicht
scheu war, welche aber ihren Kehlsack sogleich aufbliefs, wenn man sich
ihr näherte; die Portugiesen haben ihr nach dieser Eigenschaft den Nahmen
Papa P^ento beygelegt(''')
Die nächsten Tagereisen führten mich durch hüghchtes Land, zum
Theil mit weniger hohen Wäldern bedeckt, in welchen wir nur trübes
und schlechtes Trinkwasser fanden. Hier wuchs in den Wäldern häufig
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(*) Agama catenata^ eine schöne noch unbeschriebene Art: Körper 3 Zoll 5% Linien
lang, Sch-wanz 6 Zoll ii Linien, man findet aber gröfsere Individuen; Farbe hell grasgrün,
Nasenspitze und die helleren Querstriche des Kopfes gelbgi'ün, schwärzlich nett eingefafst,
der übrige OberkopC graubraun mit dunkleren Strichen; über den Rücken liinab lauft nebst
einem kleinen ausgezackten Hautkamme eine Kette von dunkel graubraunen, am Rande
schwärzUchen Fleckchen, welche auf jeder Seite von einer netten lebhaft grünen Linie
eingefafst sind; die Rückenilecken sind in ihrer Mitte etwas grünlich, oft mehr aneinander
iiängend, öfters mehr rautenförmig: zu äufserst der feinen grünen I>inie befindet sich eine
kleine schwarze Absetzung, und daneben zu jeder Seite des Rückens ein blais blauiichgrüner
breiter gerader Längsstreif, der an der Wurzel des Scliwanzes noch etwas fortsetzt und
alsdann versiegt; seine untere Gränze nach den grünen Seiten des Thieres hin ist durch
einen Streif von dichlgestellten schwarzen Punkten gebildet, auch befinden sich an dem
ganzen übrigen schön grünen Körper des Thieres überall einzelne schwärzliche Fleckchen.
Die unteren Theile bezeichnet eine nette weiise Farbe, sie sind unter dem Auge imd an den
Seiten des Halses durch einen schwarzbraunen Streif von der übrigen Körperfarbe geschieden,
luicl mit einzelnen schwarzbraunen Pünktchen und kleinen Fleckchen bezeichnet.
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