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2 2 0 Reise von Minas Geraes nach Arrayal da Conquista
höhlen ihn aus, lassen aber unten einen Boden stehen; auf diese Art entsteht
einFafs, welches zwey bis zwey und ehi halb Fufs hoch ist, und
welches sie auf einer ebenen Stelle, zwischen oder neben ihren Hütten
aufstellen. Während dieses von den Männern ins We r k gerichtet wird,
sind die Weiber beschäftigt Caüi von Mays oder Mandiocca zu machen.
Zwölf oder sechzehn Stunden vorher kauen sie die Mayskörner (denn sie
lieben diese Frucht am meisten zu diesem Endzwecke, bedienen sich aber
auch der Bataten dazu und speyen dieselben in ein Gefäfs, in welchem sie
mit warmem Wasser g-ähren; alsdann schütten sie das Gemisch in das Fafs
von Batimrinde, wo es zu gähren fortfährt; jetzt macht man Feuer unter
dasselbe, nachdem es durch Eingraben seines unteren Theiles in die Erde
festgestellt worden ist. Die ganze Tanzgesellschaft hat sich indessen gehörig
aufgeputzt, die Männer sind mit schwarzen Längsstreifen, die Weiber
mit halbbogenförmigen concentrischen Kreisen über jeder Brust, und mit
Streifen im Gesichte u. s. w. bemahlt. Einige setzen ihre Federmützen auf
und stecken bunte Federn in die Ohren; einer von ihnen führt in der
Hand ein Instrument von einer Menge von ^/iia-Hufen, welche in zwey
Bündeln an Schnüren befestigt sind; sie nennen dasselbe Herenehediocd,
es dient den Takt anzugeben und giebt ein lautes Klappern, wenn es geschüttelt
wird; die 3te Figur auf der 22ten Platte zeigt eine Abbildung
davon. Zuweilen gebrauchen sie auch ein kleineres Instrument, welches
sie Kechiech (deutsch auszusprechen) nennen, Figur 2 auf der 22ten
Platte, welches aus einer Calebasse an einem Stiele von Holz besteht,
in welche man einige kleine Steine gelhan hat, und das, wenn es
geschüttelt wird, ebenfalls ein Geklapper hören läfst. Dieses Instrument
ist wahrscheinlich mit Maracas, den Hausgötzen dQV Tupinambas,
oder anderer brasilianischer Urvölker verwandt, welche diese auch bey
ihren Tänzen gebrauchten; selbst im nördlichen Amerika, zum Beyspiel
in Florida haben die Spanier in früheren Zeiten dergleichen gefun-
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den (''9. Der Tanz beginnt mm: vier Männer gehen etwas nach vorne
über geneigt, mit abgemessenen Schritten hinter einander im Kreise herum,
alle singen mit geringer Modulation Hoy! Hoy! He! Hei He! und einer
von ihnen rasselt dazu mit dem Instrumente abwechselnd, bald stärker,
bald schwächer, nachdem er es für passend hält. Die We ihe r mischen
sich nun ein; je zwey und zwey einander anfassend, legen sie die linke
Hand an den Backen, und gehen abwechselnd Männer und Weiber bey
dem Schalle jener schönen Musik stets im Kreise um ihr beliebtes Fafs
herum. In der heifsesten Jahreszeit tanzen sie in der Mittagsstunde auf
diese Art im Kreise herum, dafs ihnen der Schweifs in Strömen vom Leibe
fliefst. Sie gehen dann abwechselnd zu dem Fasse, schöpfen mit einer
Caia und trinken CaüL Die. W e i b e r begleiten den Gesang mit lauten halbhohen
Tönen, die sie ohne alle Modulation geradehin ausstofsen, und gehen
dabey mit gebeugtem Kopfe und Oberleibe. Auf diese Art werden sie
nicht müde die ganze Nacht hindurch zu tanzen, bis das Fafs ausgeleert
ist. Eine anschauliche Vorstellung einer solchen Lustbarkeit giebt die 2 0te
Platte. Es scheint, dafs diese Tänze einige Aehnlichkeit mit denen der
Coroados in Minas Geraes haben Zuweilen sollen sich die Tänzer
auch in zwey Reihen stellen, und gegen einander tanzen, so dafs immer
eine Linie die andere zurücktreibt. Bey diesen festUchen Gelegenhelten soll,
nachdem man die Nacht hindurch getanzt hat, auch oft noch ein anderes
Spiel statt finden. Um ihre Kraft zu zeigen laufen die jungen Männer
nach dem Wa l d e , hauen dort ein schweres cylinderförmiges Stück eines
Barrigudo-Astes ab, welches, so lange sich der Saft noch darin befind
e t , sehr ins Gewicht fällt, und stofsen an jedem Abschnitte einen Stock
(*) Hierüber siehe B A R R E R E pag. i56 und SOUTHEY' S Iiistory of Brazil I. pag. 635.
Die Fufsschellen, deren sich viele Völker von Brasilien und Guiana bey ihren Tanzen bedienten,
habe ich bey den Camacans nicht gefunden.
(**) Siehe VOM E S C H W E G E Journal von Brasilien Heft I. Seite 142.
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