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86 A u f e n t h a l t zu Vareda und Reise bis Minas Geraes
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für den Canis mexicanas erkannt; passender jedoch dürfte es seyn, ihn
nach seinem Aufenthalt im Campo zu benennen, wodurch er vollkommen
charakterisirt wird. Man hat ihn auch Ursus cancriv>orus benannt, er
hat aber mit dem Bären nichts gemein; mit gröfserem Piechte dagegen
kommt dieser Nähme dem süd-amerikanischen Lotor oder Procyon zu,
welcher in der Nähe der Ostküste die Mangue-Gebüsche bewohnt, und
daselbst unter dem Nahmen des Gaassini {Gaaxinim) bekannt ist. Der
Guará oder rothe Wolf ist indessen hier zu P^alo noch selten; etwas
weiter nach Dlinas hinein aber hauñg'. Alle Bewohner haben mich einstimmig
versichert, dafs er sich nie an lebendigem Raube vergreife.
Die Wälder und Gebüsche, besonders die der Thaleinschnitte, bewohnt
als eine Eigenheit dieser Gegend, der schwarze Gaariba {^My^cetes)^
wahrscheinlich der Caray a des A ZARA. Das männliche Thier hat ein
schön kohlschwarz langbehaartes Fell, das des weiblichen hingegen ist
blafs graugelblich fahl, eine auffallende Verschiedenheit, die sonst unter
den Affen selten gefunden wird. Dem Männchen stellt man seines schönen
schwarzen Felles wegen, das zu Satteldecken verarbeitet wird, sehr eifrig
nach, daher findet man jetzt die weiblichen Thiere häufiger als die männlichen.
Von Mycetes Belzehal scheint sich die genannte Art besonders
durch die verschiedene Färbung beyder Geschlechter zu unterscheiden;
denn bey jenem ist auch das Weibchen schwarzbraun. Diese Affen, da
sie nur die Catingas bewohnen, kann man indessen nicht eigentlich als
Thiere des Campo betrachten, dagegen gehört hierher noch mit vollem
Rechte der grofse Ameisenbär {Myrmecophaga juhata^ LINN.), der Tamandúa
Bandeira oder Cavallo der Brasilianer, der aufserordentlich häufig
angetroffen wird. Die Menge der Termitengebäude, welche in sehr abgeflächter
Gestalt überall auf dem Campo dergestalt verbreitet sind, dafs
man je lo oder 20 Schritte von einander entfernt eines derselben findet,
bieten ihm eine sehr reichhaltige Nahrung dar; er scharrt mit seinen
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grofsen Klauen Löcher in diese Gebäude, in welche nachher kleine Eulen
ihre Nester anlegen.
Unter den naturhistorischen Bekanntschaften, welche ich hier zu
machen Gelegenheit fand, war indessen die des amerikanischen Straufses
oder Ema {Rhea americana) vom lebhaftesten Interesse für mich. Dieser
gröfste Vogel der neuen Wel t zeigt sich in den Campos Geraes, da er
selten gejagt wird, sehr zahlreich. Hier in der Gegend von l^alo zog
jetzt ein weiblicher Vogel mit lU Jungen, die vor etwa sechs Monaten
ausgebrütet worden, umher. Niemand hatte ihn beunruhigt, bis wir raubsüchtige
Europäer anlangten, und sogleich Anschläge auf sein Leben
machten. Da diese Vögel sehr scheu und vorsichtig sind, auch den Jäger
in weiter Ferne wittern , so mufs man mit vieler Vorsicht zu Werke
gehen, um ihrer habhaft zu werden. Ein Pferd wird im Laufe von ihnen
ermüdet, da sie nie geradeaus, sondern in vielen Wiedergängen entfliehen.
Bey der ersten Erscheinung des Ema mit seinen vierzehn mehr als halberwachsenen
Jungen, welche wir mehrere Tage vergeblich erwartet
hatten, legten sich drey meiner Jäger sogleich ins Versteck, und liefsen
sich die stolzen Vögel zutreiben, die aber diesmal zu klug waren und sich
nicht überlisten liefsen. Zufällig erschien ein berittener und bewaffneter
Kaqaeiro, welcher ein guter Jäger war; dieser unternahm es sogleich
mir einen solchen Vogel zu verschaffen. Er verfolgte die Schaar der
zuerst langsam, dann in vollem Galopp, und hielt sie öfters durch Vorgi^
eifen um, worauf es ihm glückte die Bande zu trennen, und, indem er
schnell vom Pferde sprang, einen der Jungen zu erlegen. Ein gut angebrachter
Schufs von groben Schroten tödtet den gröfsten Ema sogleich.
Wir wiederholten diese Art von Jagd häufig, und es glückte einem meiner
J ä g e r , dem man drey dieser Thiere zugetrieben hatte, einen alten Vogel
zu erlegen. Dieser ausgewachsene es war ein Weibchen, mafs in
der Länge von der Spitze des Schnabels bis zum Schwanzende k Fufs 5 Zoll
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