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174 A u f e n t h a l t z u V a r é e l a u n d R e i s e b i s M i n a s G e r a ë s
noch nicht genug- beachtet. Die P^aqueiros oder viehnehr Campistas in
Minas haben ein weit leichteres Geschäft als die des Sertam^ imd tragen
deshalb auch nicht die lederne Kleidung-, welche hier unentbehrlich ist.
Die La g e von P^areda^ in einer weiten, flachen Wiesenebene, von
sanften Höhen mit Catinga begränzt , wo an einigen Stellen à\e Lagoas
de r Jabiriis^ der Tiiyiiyûs^ der Caricàcas und der rothen Löf feh'eiher s ich
ausdehnen, ist nicht unangenehm, aber gewöhnlich von Winden beunruhigt.
In allen diesen Ebenen des Sertam^ je mehr man sich den grofsen
Campos Geraës v o n Bornas ^ Goyaz u n d Pernambaco n ä h e r t , w i r d di e
Luft von Winden häufig gereinigt, daher herrscht schon so wie man
Barra da T^ireda im Rucken hat, kein Fieber mehr, imd der an die Hitze
gewöhnte Reisende findet Morgens und Abends die ihm bisher nothwendige
leichte Kleidung- zu kühl, und oft selbst am Ta^e nicht erwärmend genug.
Auch wir empfanden zu f^ireda sogleich eine Anwandlung von Calharr,
der sich indessen bald wieder verlor, so wie wir allmählig^ an das kühlere
Clima uns gewöhnten.
Am 8ten früh Morgens verliefs ich P^areda^ und setzte meine Reise
durch sumpfige, mit Wa s s e r und niedrigem Schilf angefüllte Wi e s en, in
welchen die Haubenente nistet ( " ) , durch niedrige Waldungen und trockene
dürre Weiden oder TriiTten fort- Mancherley naturhistorische Neuigkeiten
zeigten sich uns ; unter diesen nenne ich nur eine neue Art Nachtschwalbe
(Caprirnulgus^^"'^^ hier Criangü genannt, welche am Tage umher fliegt,
(*) Le Canard a crête. AZARA Voyages etc. T. IV". pag. 33i .
(**) Caprimulgus diurnus ^ ein dicker kurzer Vogel mit grofsem Kopfe 3 Weibchen 10 Zoll
a Linien lang, 27 Zoll breit; Iris liafTeebraun ; alle oberen Theile sehr fein niedlich graubraun,
rostgelblich und schwai'zbraun gemischt; auf dem Kopfe stehen grofse schwarzbraune Flecken
mit breiten rostgelben Bändern, und feingesprengten Pünktchen gemischt; Scapularfedern
ähnlich gezeichnet, hier haben die dunkeln Flecken eine Einfassung von feiner rosLgelber
Zeichnung; über dem Auge ein undeutlicher hellgcl))er Strich; Kinn blafsgclb, graubraun
quergestreift; an der Kehle steht ein breiter "weifser Querileck; die fünf vordem Schwungfedern
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A u f e n t h a l t z u V a r e d a u n d P r e i s e b i s M i n a s G e r a ë s 1 7 5
und sich auf den Trifften zwischen den grasenden Pundern und Pferden
aufhält. Da wir auf unserer heutigen Tagreise viel Wa l d und Catinga
fanden, so zeigten sich auch viele interessante Gewächse; mancherley
Singvögel belebten hier wieder die Gebüsche und unter ihnen zeigte
sich uns eine bis jetzt noch nicht gefundene Art von Pirol, der Soffre
{Oriotas Jamacaii^ L I N N . ) mit hochorangenfarben und schwarzbuntem
Gefieder, ein Vo g e l , dessen Gesang durch Mannichfaltigkeit und Abwechslung
angenehm unterhält; mehrere dieser prachtvollen Thiere gaben,
da sie auf einem grün belaubten Baume safsen, einen herrlichen Anblick.
Die Besitzerin einer Fazenda zu Tamburil^ einem Dörfchen in emer
bergigten Gegend, wo wi r gegen Abend eintrafen, S E N H O R A S I M O A ,
nahm uns in ihrem Hause, welches in einem Waldthale am Riacho da
Ressaqae eine angenehme La g e hat , gastfreundschaftlich auf. Wi r wurden
hier zwar mit vieler Neugier beschaut, da man noch nie Engländer
gesehen zu haben versicherte; dennoch gieng uns nichts a b , und wir
wurden für die Nacht mit einigen brasilianischen Preisenden in ein grofses
Zimmer einquartirt, wo wir unsere Schlafnetze aufliiengen. Als die Nacht
anbrach, versammelten sich alle Genossen des Hauses, um, wie dieses hier
zu Lande Gebrauch ist, eine Litaney abzusingen; denn in einsam gelegenen
Wohnungen oder Fazendas ist gewöhnlich in einem der Wohnzimmer
ein Kasten oder ein Schrank aufgestellt, in welchem sich einige Bilder von
Heiligen befinden; vor diesen knieen die Bewohner nieder um ihre Andacht
zu halten. Von Geistlichen, die mit einem Altar umherziehen, wie sie
K O S T E R im Sertam von Seara (j^ f and, habe ich hier nicht reden
gehört.
schwarzbraun, aber in ihrer Mitte steht eine weifse Querbinde; Schwanz fein schwarzbraun
und hellgelb marmorirt mit neun bis zehen geileckten schwarzbraunen Querbinden; Unterhals
und Oberbrust fein mannorirt, alle übrigen unteren Tlieile weifs mit blafs graubraunen Queriinien;
Mitte des Bauches weifs und ungelieckt.
( * ) Siehe KÖSTERS travels etc. pag. 85.