[IIJ N] i 4 o R e i s e von S. Pedro d'Alcantara durch die Urwälder
P i e i s e von S. Pedro d'Alcantara durch die Urwälder i 4 i
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warfen, durchstreiften die übrigen die nahen Urwälder, wo sie eine Menge
der schwarzen Sahais ^ so wie den grauen Jacchus penicHiatus^ GEOFFR.
schössen, leider genügten aber dieselben bey ihrer geringen Gröfse, welche
die eines Eichhörnchens kaum übertrifft, den hungrigen Jägermäg-en nur
wenig. Diese Gegend schien jetzt an gröfseren jagdbaren Thieren arm zu
seyn, denn in fünf Tagen erlegten alle ausgesandte Jäger nicht mehr als
^Tty Gaaribas ^ einen Gigö {Callithrioc melanochir) ^ eme Jacapemha^
einige andere efsbare Vögel und eine bedeutende Anzahl der kleinen Sahui-
AeiTchen. Da nach einigen Tagen auch die Fische nicht mehr an die Angel
beifsen wollten, so hatten wir nichts als Carne seca und Mandiocca~Me^\
zu essen. Den Lastthieren ergieng es nicht viel besser als den Menschen,
denn in dem dichten Walde auf dunkel beschattetem Boden kommt wenig
Grünes fort, und in der Strafse fand man nur harte, gröfstentheils dornige
Gesträuche. Kein Wunder war es daher, wenn diese klugen Thiere beständig
nach besseren Weideplätzen zurückzukehren suchten, deren Andenken
ihrem Gedächtnisse lange gegenwärtig bleibt. Dieses Zurücklaufen
imserer Maulthiere war jetzt unsere Hauptbesorgnifs und unsere ganze Aufmerksamkeit
war nöthig, um dasselbe zu verhindern. Zti diesem Ende
hatte man sie in die alte Waldstrafsö vorwärts getrieben, imd dieselbe, da
das Dickicht seitwärts undurchdringlich war, hinter ihnen mit langen Stangen
und jungen Baumstämmen quer verschlossen. Dennoch brachen sie gewöhnlich
durch, sobald die Nacht eintrat, und wir hörten sie neben uns
durch den Flufs traben, ohne sie bey der grofsen Finsternifs sehen zu können;
alsdann mufsten sie mit vieler Mühe eingeholt werden. Wir fanden
indessen bald, dafs alle Anstrengungen der Leute nichts mehr fruchteten,
denn kaum hatte man sie verlassen, als sie auch schon flüchtig durch die
Dickung zurückbrachen, und an den Flufs eilten. Jetzt vermutheten wir,
dafs noch eine andere Ursache als das Verlangen nach besserer Weide auf
sie wirke; ich sandte am frühen Morgen einige Jäger auf der Strafse vorwärts,
und siehe da man fand sogleich die frische Spur von zwey gewaltigen
Unzen {Kaguareie), welche bey Nacht ganz in unserer Nähe umher
getrabt waren, und ohne Zweifel bald ein Paar unserer Maulthiere gefangen
haben würden. Man beunruhigte nun öfters jene Gegend und zündete
am Abend Feuer in der Strafse an.
Die Zeit der Ruhe an diesem abgeschiedenen Orte ward von uns auf
das thätigste benutzt, die uns umgebenden Wälder kennen zu lernen. Die
Erndte an botanischen Seltenheiten fiel reich aus; unter andern fanden wir
eine grofse Anzahl interressanter Farrenkräuter. Unter ihnen bemerke ich
hier nur eine der schönsten Arten, das Aspleniiim marginatam^ das etwa
10 bis 12 Fufs hoch wächst, und welches wir während der ganzen Dauer
unserer Reise nur ein einzigesmal gefunden haben, und daher also mit
Recht für eine Seltenheit dieser Gegend halten. Wir schössen hier mehrere
uns neue Arten von Vögeln , unter andern einen rostbraunen Baumhacker
[DendrocolapLes trochllirostris des Berliner Museums) mit sehr
langem sichelförmig gekrümmtem Schnabel, und eine andere den Baumhackern
verwandte Art, von röthlichbraunem Gefieder, die an den Bäumen
umher hüpft und steigt, und dabey eine laute sonderbare Stimme hören
läfst(-) u. s. w.
(*) Dieser Vogel gehört zu einer Familie, welche mit den Baumhackern {Dendrocolaptes)
imd den Sängex-N {Sylvia) verwandt ist. Herr TEMMIMCK hat sie in der neuesten Ausgabe
seines Manuel d'Ornithologie (Yol. I. pag- XXXII.) mit dem Nahmen Anabates belegt. Die
hier erwähnte Art nenne ich Anabates leacophthalmus ich will sie in der Kürze beschreiben:
Der männliche Yogel ist 8 Zoll 2'/, Linien lang, und 11 Zoll 3 Linien breit; alle seine oberen
Theile sind dunkel-rostbraun oder röthlich braun, das Uropygium allmahlig ins heli-rostrothe
übergehend; eben so ist der ganze Schwanz gefärbt, dessen Schäfte schwarzbraun sind; Kinn,
Kehle und Unterlials haben eine rein hell gelbUchweirse Farbe, welche nett gegen die der
oberen Theile absticht; nach der Brust hin wird die vveilsliche Farbe mehr gelblich schmutzig
uberlaufen; Bauch blafs-graugelblich, in den Seiten etwas olirenbräunlich überlaufen; Crissum
sehr blais-brämilichgclb; innere Flügeldeckfedern hcllrostgelb-rötlilich; Slirn etwas mehr ins
röll\liche fallend; die Iris des Auges ist blafsxierl- öder silberfarben-weiis.