ti
1
4
a 8 4 R ü c k i ' e i s e nach Europa
Gesundheitszustand unserer Mannschaft untersuchte; wir durften indessen
das Schiff nicht verlassen, da unsere Pässe noch nicht untersucht waren.
Zwey bey der Stadt geankerte Linienschiffe, welche bestimmt waren in
wenigen Tagen neLch Livorno abzusegeln, um die Erzherzogin LEOPOLD
I N E von Oesterreich nach Rio de Janeiro zu bringen, sandten einen
Offizier mit einem Commando Soldaten, um unsere Matrosen in Beschlag
zu nehmen, da sie Mangel an Leuten hatten. Wir segelten etwas aufwärts,
mufsten aber aus Mangel an Wind den Anker wieder fallen lassen.
Schon am Abend imd während der Nacht war unser Schiff zur Bewachung
der Matrosen mit einer Menge von Soldaten besetzt, welche scharf
feuerten sobald ein Boot sich näherte.
Am 2ten July Morgens segelten wir nach der Qidade hinauf; der
Anblick dieser grofsen Stadt war vorzüglich schön. Sie breitet sich weit
längs des Ufers hinauf an einem sanften Rücken aus und ihre weifsliche
Häusermasse mit blafsröthlichen Ziegeldächern ist sehr bedeutend. Man
erblickt viele sich auszeichnende grofse Gebäude und ansehnliche Paläste,
unter andern den von Ajuda^ welcher noch nicht vollendet ist, viele grofse
Kirchen u. s. w. Zwischen den Gebäuden treten schöne dunkelgrüne Gebüsche
von Lorbeer-, Orangen - und Citronenbäumen mit Cypressen, Pinien
u. s. w. hervor, gegen welche das Silbergrün der Oelbäume schön
absticht; unter diesen Baumparthien bemerkt man besonders den Garten
der Königin. Im Allgemeinen ist jedoch der Anblick dieser Gegend todt
und ernst, etwas nackt, ohne frisches lebhaftes Grün, und man bemerkt
nur die Farbe des verbrannten Bodens, der weifslichen Häuser und der
schwärzlich grünen Baumgruppen.
Wir ankerten gegen Mittag im Angesicht der Statue König Dom
Joäo welche man gewöhnlich mit dem Nahmen der Memoria belegt,
und des Quay Sodre ^ zwischen vielen grofsen Dreymastern, welche zum
Theil so eben von ihren Weltreisen angekommen waren.
il
R ü c k r e i s e nach Europa 285
Der Flufs gewährt hier eine besonders schöne Ansicht: nach dem
Lande hinein gleicht er einem Meere, da seine äufserst niedrigen Ufer so
weit zurücktreten, dafs man sie völlig aus dem Auge verliert; Schiffe
aller Art, mit den Produkten der benachbarten Gegenden und Ortschaften
beladen, durchkreuzen einander, und reges Leben ist auf dieser anziehenden
Wasserscene verbreitet. Der Thermometer stand an diesem heiteren
schönen Tage am Mittage auf dem Schiffe im Schatten auf 19°, jedoch
war die Hitze in den Strafsen bedeutend stärker,
Lisboa^ diese grofse ansehnliche Stadt, giebt, vom Tajo aus gesehen,
eine VN^eit bessere Ansicht als wenn man ihr Inneres betreten hat. Genau
betrachtet ist sie hügelig, uneben und zerstreut erbaut, schmutzig und
schlecht gehalten, sie dehnt sich aber auf eine bedeutende Entfernung längs
des nördlichen Ufers des schönen Taj'o aus. Nur am Ufer des Flusses ist
eine regelmäfsig zusammenhängend gebaute Stadt, deren lange Strafsen
zum Theil breit und ansehnlich sind. In den oberen entfernteren Theilen
von Lisboa hingegen findet man Gärten und selbst Kornfelder, welche
durch einzelne, zerstreut ausgedehnte Strafsen eingeschlossen und verbunden
sind. Der gröfsere Theil der Strafsen dieser Hauptstadt ist enge,
schmutzig und daher besonders in der grofsen Hitze dem Geruchsinne
empfindlich. Die Gebäude sind von Stein, gxöfstentheils hoch und von
mehreren Stockwerken, alle mit Balkons versehen, von welchen man zum
Theil die schöne grofse Aussicht auf den Flufs und die umliegende Gegend
geniefst. An ansehnlichen Kirchen und Klöstern ist ein grofser Ueberflufs,
so wie man denn auch alle mögliche Uniformen von Mönchen,
und alle Arten geistlicher Orden in den Strafsen erblickt. Oeffentliche,
zum Theil ansehnliche Gebäude hat diese Hauptstadt ebenfalls mehrere;
zu diesen gehört besonders das Arsenal mit den Werften, das indische
Haus mit dem Zollhaus {Alfandegd) und die Börse, sämmtlich in einem
grofsen Gebäude vereint, neben welchem unmittelbar ein schöner grofser
IV t -. W
Mi
fi ^
r i
KT Ii
nm^