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 Gesundheitszustand  unserer  Mannschaft  untersuchte;  wir  durften  indessen  
 das  Schiff  nicht  verlassen,  da  unsere  Pässe  noch  nicht  untersucht  waren.  
 Zwey  bey  der  Stadt  geankerte  Linienschiffe,  welche  bestimmt  waren  in  
 wenigen  Tagen  neLch  Livorno  abzusegeln,  um  die  Erzherzogin  LEOPOLD 
 I N E  von  Oesterreich  nach  Rio  de  Janeiro  zu  bringen,  sandten  einen  
 Offizier  mit  einem  Commando  Soldaten,  um  unsere  Matrosen  in  Beschlag  
 zu  nehmen,  da  sie  Mangel  an  Leuten  hatten.  Wir  segelten  etwas  aufwärts, 
   mufsten  aber  aus  Mangel  an  Wind  den  Anker  wieder  fallen  lassen.  
 Schon  am  Abend  imd  während  der  Nacht  war  unser  Schiff  zur  Bewachung  
 der  Matrosen  mit  einer  Menge  von  Soldaten  besetzt,  welche  scharf  
 feuerten  sobald  ein  Boot  sich  näherte.  
 Am  2ten  July  Morgens  segelten  wir  nach  der  Qidade  hinauf;  der  
 Anblick  dieser  grofsen  Stadt  war  vorzüglich  schön.  Sie  breitet  sich  weit  
 längs  des  Ufers  hinauf  an  einem  sanften  Rücken  aus  und  ihre  weifsliche  
 Häusermasse  mit  blafsröthlichen  Ziegeldächern  ist  sehr  bedeutend.  Man  
 erblickt  viele  sich  auszeichnende  grofse  Gebäude  und  ansehnliche  Paläste,  
 unter  andern  den  von  Ajuda^  welcher  noch  nicht  vollendet  ist,  viele  grofse  
 Kirchen  u.  s.  w.  Zwischen  den  Gebäuden  treten  schöne  dunkelgrüne  Gebüsche  
 von  Lorbeer-,  Orangen  -  und  Citronenbäumen  mit  Cypressen,  Pinien  
 u.  s.  w.  hervor,  gegen  welche  das  Silbergrün  der  Oelbäume  schön  
 absticht;  unter  diesen  Baumparthien  bemerkt  man  besonders  den  Garten  
 der  Königin.  Im  Allgemeinen  ist  jedoch  der  Anblick  dieser  Gegend  todt  
 und  ernst,  etwas  nackt,  ohne  frisches  lebhaftes  Grün,  und  man  bemerkt  
 nur  die  Farbe  des  verbrannten  Bodens,  der  weifslichen  Häuser  und  der  
 schwärzlich  grünen  Baumgruppen.  
 Wir  ankerten  gegen  Mittag  im  Angesicht  der  Statue  König  Dom  
 Joäo  welche  man  gewöhnlich  mit  dem  Nahmen  der  Memoria  belegt,  
 und  des  Quay  Sodre  ^ zwischen  vielen  grofsen Dreymastern,  welche  zum  
 Theil  so  eben  von  ihren  Weltreisen  angekommen  waren.  
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 Der  Flufs  gewährt  hier  eine  besonders  schöne  Ansicht:  nach  dem  
 Lande  hinein  gleicht  er  einem  Meere,  da  seine  äufserst  niedrigen  Ufer  so  
 weit  zurücktreten,  dafs  man  sie  völlig  aus  dem  Auge  verliert;  Schiffe  
 aller  Art,  mit  den  Produkten  der  benachbarten  Gegenden  und  Ortschaften  
 beladen,  durchkreuzen  einander,  und  reges  Leben  ist  auf  dieser  anziehenden  
 Wasserscene  verbreitet.  Der  Thermometer  stand  an  diesem  heiteren  
 schönen  Tage  am  Mittage  auf  dem  Schiffe  im  Schatten  auf  19°,  jedoch  
 war  die  Hitze  in  den  Strafsen  bedeutend  stärker,  
 Lisboa^  diese  grofse  ansehnliche  Stadt,  giebt,  vom  Tajo  aus  gesehen,  
 eine  VN^eit  bessere  Ansicht  als  wenn  man  ihr  Inneres  betreten  hat.  Genau  
 betrachtet  ist  sie  hügelig,  uneben  und  zerstreut  erbaut,  schmutzig  und  
 schlecht  gehalten,  sie  dehnt  sich  aber  auf  eine  bedeutende  Entfernung  längs  
 des  nördlichen  Ufers  des  schönen  Taj'o  aus.  Nur  am  Ufer  des  Flusses  ist  
 eine  regelmäfsig  zusammenhängend  gebaute  Stadt,  deren  lange  Strafsen  
 zum  Theil  breit  und  ansehnlich  sind.  In  den  oberen  entfernteren  Theilen  
 von  Lisboa  hingegen  findet  man  Gärten  und  selbst  Kornfelder,  welche  
 durch  einzelne,  zerstreut  ausgedehnte  Strafsen  eingeschlossen  und  verbunden  
 sind.  Der  gröfsere  Theil  der  Strafsen  dieser  Hauptstadt  ist  enge,  
 schmutzig  und  daher  besonders  in  der  grofsen  Hitze  dem  Geruchsinne  
 empfindlich.  Die  Gebäude  sind  von  Stein,  gxöfstentheils  hoch  und  von  
 mehreren  Stockwerken,  alle  mit  Balkons  versehen,  von  welchen  man  zum  
 Theil  die  schöne  grofse  Aussicht  auf  den  Flufs  und  die  umliegende  Gegend  
 geniefst.  An  ansehnlichen  Kirchen  und  Klöstern  ist  ein  grofser  Ueberflufs, 
   so  wie  man  denn  auch  alle  mögliche  Uniformen  von  Mönchen,  
 und  alle  Arten  geistlicher  Orden  in  den  Strafsen  erblickt.  Oeffentliche,  
 zum  Theil  ansehnliche  Gebäude  hat  diese  Hauptstadt  ebenfalls  mehrere;  
 zu  diesen  gehört  besonders  das  Arsenal  mit  den  Werften,  das  indische  
 Haus  mit  dem  Zollhaus  {Alfandegd)  und  die  Börse,  sämmtlich  in  einem  
 grofsen  Gebäude  vereint,  neben  welchem  unmittelbar  ein  schöner  grofser  
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