2/41 R e i s e v o n S. P e d r o d ' A l c a n t a r a d u r c h d i e U r w ä l d e
zwischen hohen Stämmen unweit der Brücke an, und sahen unsere Jäger
den einen nach dem andern eintreffen. Einig^e brachten ein Paar Exemplare
des früher erwähnten Gaviao do Sertam {Falco nudicollis^ DAUD.)
mit, dessen sonderbare laute Stimme überall in diesen Wäldern gehört
wird. Sein Gefieder ist schwarz, von schönem Stahlglanze, der Unterleib
ist weifs, und die von Federn entblöfste Kehle, so wie die Iris des
Auges lebhaft zinnoberroth. Da die erlegten Vögel nicht efsbar waren,
so giengen einige Leute aus, um Fische zu fangen , welches ihnen auch
vollkommen gelang. Als sie, auf einem Balken der eingefallenen Brücke
sitzend, die Angel ins Wasser hinab warfen, bemerkten sie eine schwimmende
Schlange, welche eben einen grofsen Frosch verzehrte; man erlegte
sie durch einen Flintenschufs, und ich fand eine schöne Art des Genus
(
Coliiber ("'Q, deren Haut mit blafsgelben und röthlichbraunen breiten
<^uerbändern angenehm abwechselt, die aber denen mich begleitenden
Brasilianern völlig unbekannt war.
Am yten früh hieb man mit áem Facao eine Picade, um die Brücke
umgehen und den Corrego passiren zu können. Der Tropa vorhergehend
fand ich in dem vom starken Thau noch benetzten Walde mehrere Inambús
^ von der Art der Macuca oder Macucava {Tinamus brasiliensis^
LATH.) und des Chororäo {Tinamus variegatus^^ die mit Geräusch vor
mir aufflogen, in dem dichten Walde aber nicht geschossen werden
konnten. Unter alten Urwaldstämmen entdeckten wir einen Erdhügel,
welchen das grofse Gürtelthier {Tatú assú der Brasilianer, oder Tatou
géanty AZARA} hervorgescharrt hatte, um seinen Bau oder Röhre in der
Erde auszuhöhlen. Da diese sonderbaren Thiere, welche von bedeutender
Gröfse und Stärke sind, ihre tiefen weiten Höhlen gewöhnlich zwischen
die stärksten Wurzeln alter Bäume hinein graben, so kann man ihnen
(*) Diese Natter ist höchst -wahrscheinlich M E R E EMS Coluber versicolor^ siehe dessen
Versuch eines Systems der Amphibien pag. 95.
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P i e i s c von S. Pedr o d'Alcantara durch die Urwälder 125
nicht leicht beykommen und wir haJjen auf dieser ganzen Reise keines
derselben zu sehen bekommen, ihre Höhlen aber sehr häufig gefunden.
Eine zweyte Brücke schien uns von neuem aufhalten zu wollen,
allein diesmal gelang der Versuch; sie hielt unsere beladenen Thiere aus.
Wir erreichten hierauf den Rio Salgado^ wohin wir von unserm nächtlichen
Ruheplatze nur einen W e g von einer halben Legoa zurückzulegen
hatten. Dieser kleine Flufs, der hier 40 bis 5o Schritte breit ist, tritt
unweit dieser Stelle in den llheos oder Rio da Cachoeira ein, und ist
eben so wie dieser mit Steinstücken angefüllt, auch befand er sich in
gleich niederem Wasserstande. Wir durchritten ihn, und zündeten für
heute sogleich am jenseitigen Ufer unsere Feuer an. Da wir nun einige
Mufse hatten, so ward gejagt. Man traf ziemlich viele Miricjm-A^en
{Aleles)\ deren unsere Jäger mehrere schössen, so wie einige Macucas^
einen Matum {Crax Alector) und einige Capueiras {Perdisc guianensis)^
deren Fleisch man auf den sogleich von Stangen errichteten Fiosten bucanirte.
Die umliegende Wildnifs zeigte sich bey näherer Untersuchung
als ein dichter ununterbrochener Wald; nur auf dem östlichen Ufer des
Flusses fand man noch Merkmale der Pflanzung, welche Capitam. FILISB
E R T o G OME S DA S ILVA hier anlegen liefs , als man vor zwey Jahren
diese Waldstrafse bearbeitete. Hohes Gebüsch war indessen schon an
diesem Orte erwachsen und man erkannte die Stelle der hier gelegenen
Pflanzung nur an dem Mangel des Hochwaldes und an den Hütten von
Letten, welche zu jener Zeit zur Kirche und zur Wohnung für die
Arbeiter gedient hatten. Meine Lastthiere fanden in diesen verwilderten
Pflanzungen selbst kein Gras mehr, da das Holz schon zu hoch und
stark geworden war, ein Beweis, wie schnell in diesen heifsen Regionen
der Erde die Pflanzenschöpfung sich zu entwickeln pflegt. In der Nähe
der Hütten fanden wir noch eine Menge Pimentsträuche {Capsicum) ^
welche man damals angepflanzt hatte; ihre zusammenziehenden Früchte
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