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R e i s e vom Rio Grande de Belmonte zum Ptio dos Ilheos
len, mit 7>/a/i^"«e-Gebüschen eingefafsten Arm des Flusses 5 welcher den
Nahmen der Barra das Farinhas trägt. Dieser Canal war ehedem wahi'-
scheinlich ein Seitenarm des Belmonte^ dessen Mündung aber allmählig
versandet ist, weswegen man ihn auch wohl Barra f^elha nennt.
Wir fanden am Ufer unsere Tropa, beluden sie, und setzten unsere
Reise etwa anderthalb Legoas weit bis zur Mündung des Rio Pardo ^ eines
bedeutenden Flusses, fort. Der Weg führt längs einer öden sandigen Küste
hin, wo alle Bäume und Gesträuche durch die hier häufigen Stürme und
Seewinde niedergehalten und verstümmelt sind. Ich fand in dieser Gegend
einige wenige zerstreute Knochen von Meerschildkröten, hier eine Seltenheit,
die man hingegen an dem mehr südlich gelegenen einsamen, wenig
beunruhigten Strande des Rio Doge äufserst häufig findet (''Q. Der Rio
Pardo macht die Gränze zwischen der Comarca von Porto Seguro und
der von Ilheoser tritt in mehreren Armen in die See, unter denen der
südlichste, welcher bey Cañameras mündet, ehemals den indischen Nahmen
Imhuca trug. An dem südlichen Ufer der Barra fanden wir ein
kleines Haus, die Wohnung eines Viehhirten, der die Reisenden nach der
gTofsen Insel hinüber zu schiffen pflegt, auf welcher Cañameras zwischen
zwey Armen des Flusses erbaut ist. Ich schiffte mich erst gegen Abend
ein, hatte aber eine gefährliche und sehr beschwerliche Fahrt in einem
kleinen, schmalen, unsichern Canoe, welches bey der hohen Fluth, und
den hereinrollenden grofsen W^ogen der nahen See , auf das heftigste
Icli habe im iten Theile meiner Reisebeschreibung die grofsen MeerschildJirÖten, von
welchen hier die Rede ist, für die Testudo Midas ausgegeben5 die Lage, in welcher ich mich
zu jener Zeit am Rio Doge befand, machte es unmöglich eine Beschreibiuig dieser Amphibie
zu entwerfen, und die Hoffnung späterhin hiezu Gelegenheit zu finden, wai^d vereitelt. Ein
vollständiger Schädel indessen, welcher sich in meinen Händen befindet, wird durch genaue
Vergleichimg zeigen, ob diese Schildkröte zu den bekannten Arten zu rechnen ist, oder eine
neue Species bildet, worüber ich in meinen Beylragen zur Naturgeschichte von Brasilien
Nachricht zu geben gedenke.
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Pieise vom Rip Grande de Belmonte zum Piio dos Ilheos
geschaukelt, und hin und her geworfen wurde. Der gute Canoeiro^ der
den Wellen so wenig als möglich die Seite des Fahrzeuges preis gab,
brachte uns indessen glücklich nach dem Orte unserer Bestimmung. In
den T^/ön^we-Gebüschen am Ufer beobachtete ich einen ungeheueren
Schwärm von Schwalben, mit einförmig rufsfarbigem Gefieder, die ich
zwar nicht näher untersuchen, aber doch für keine andere, als die Hirundo
pelasgia halten konnte. Sie hatten sich hier zur nächtlichen Ptuhe
versammelt, stiegen aber zuweilen gleich einer grofsen Wolke hoch in
die Luft, und fielen plötzlich wieder in die grünen Gebüsche ein, die dann
durch ihre unendliche Menge völlig schwarz gefärbt erschienen. Ich fand
Herrn F r ä s e r , der vor mir übergesetzt worden war, in einem geräumigen
Hause , wo wir mit der Familie des Besitzers uns an einem guten
Feuer in der grofsen Halle erwärmten; unsere Nachtruhe hielten wir auf
einigen Böden von Flanken, welche in der Höhe in dem grofsen Flaume
angebracht waren, eben so schlief auch ein Theil der Bewohner des
Hauses.
Cañameras ist eine ziemlich bedeutende zerstreut liegende Imilla oder
Aldea mit einer Kirche; man pflanzt hier besonders Mandiocca und P*.eis.
Die Einwohner sind meistens Weifse, und Leute von verschiedenen, durch
die Vermischung mit Negei-n erzeugten Farbengraden {Pardos)^ welche
an dieser Küste die Hauptmasse der Bevölkerung ausmachen. Da hier
kein Jaiz^ noch sonstiger Ortsvorstand sich befindet, so existirt auch keine
Folizey, und Canavieras ist wegen seiner Freyheit und des etwas verwilderten
Zustandes seiner Bewohner, in der ganzen Gegend bekannt. Sie
wollen keinen Jaiz^ indem sie sagen, sie könnten sich selbst regieren, und
sollen wenig Abgaben entrichten. Uebrigens von jovialem Charakter,
belustigen sie sich oft mehrere Tage hinter einander mit Musik, Tanz und
Kartenspiel, wobey aber auch nicht selten Excesse vorfallen sollen.
Da der Flufs eine bessere Barra hat, als der Rio Grande^ so werden
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