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g 6 Picise vom Rio Grande cle Belmonte zum Piio dos Ilheos
senen und ersehnten Paradieses, Ms in die innersten Wälder jenes weiten
Continents zu wagten, wo sehr viele von ihnen nie wieder zu Tage kamen.
Allein eben dieser Goldgier der Spanier und Portugiesen, verdanken wir
doch auch die wenigen unvollständigen Nachrichten, die wir von dem
Zustande und der Geographie jener innern Wildnisse von Süd-Amerika
besitzen. Beynahe in allen Gegenden dieses Continents geht die Sage von
einer innern goldreichen Gegend: D e l a - C o n d a i v i i ] n e ( - 9 redet von einem
Dorado ^ oder einer Lagoa Dorada^ eben so v o n H u m b o l d t und
andere Schriftsteller; auch herrscht eine ähnliche Sage am Mucuri und
am Ilheos, Heut zu Tage ist jedoch der Glaube an das Vorhandenseyn
solcher Dorados bey den Pflanzern in Süd-Amerika schon sehr gesunken,
denn die Armuth, in welcher gewöhnlich die Gold suchenden Mineiros
leben5 leitet schnell auf den Schlufs, dafs der Landbau in jenen, von der
Natur so reichlich ausgestatteten Ländern, bey weitem der sicherste VV^eg
sey, zu einem soliden Wohlstande zu gelangen.
W i r kehrten von der Lagoa zum Flusse Taipe zurück, dessen Hauptarm
nun in westlicher Richtung aufwärts verfolgt ward, wo er sich durch
die Waldungen fortwindet, und unbedeutend zu werden anfängt. Der
Abend nahete heran, und ein schöner grofser Vogel , der grünglänzende
Ibis {Tantalus cayennensis) zog laut rufend über dem dämmernden Urwalde
umher, gerade wie es am Abend in unsern europäischen Forsten
die Waldschnepfen zu thun pflegen. Seine laute seltsame Stimme schallte
weit durch die ruhige einsame Wildnifs. Schon war es völlig Nacht, als
ich zu Almada eintraf, dem letzten Wohnsitze aufwärts am Täipe , wo
ich von Herrn W e y l , einem kürzlich aus Holland hier angelangten Gutsbesitzer,
sehr gastfreundlich aufgenommen wurde.
( * ) De LA CoriDAMiNE Toyage etc. pag. 98 imd 122.
(**) lieber eine Laguna del Borado am Orinoco siehe y. H u m b o l d t Ansichten der
Natur S. 293. - A r r o w S m i t h hat dieselbe auf seiner Karte angegeben.
Reise vom Rio Grande de Belmonte zum Rio dos Ilhéos 97
Mmada bezeichnet nur noch die Stelle, wo man vor etwa 60 Jahren
eine Aldea oder Dorf von Indiern anzulegen versuchte. Ein Stamm der
Aymores oder Botocudos, welche man an den Flüssen Ilhéos und Itahype
mit dem Nahmen der G^eren^ belegt hatte, verstand sich dazu
eine Niederlassung zu bilden, wenn man ihnen Land und Wohnungen
anweisen wolle. Dies geschah, man erbauete Wohnungen und eine kleine
Kirche, und setzte einen Geistlichen, so wie mehrere Küsten-Indier dahin.
Indefs ist diese Niederlassung wieder zu Grunde gegangen. Die Guerens
starben aus, bis auf einen einzigen alten Mann, Nahmens Capitam Ma -
NO¿L, und zwey bis drey alte Weiber. Die Küsten-Indier zog man hinw
e g , um neuerlich mit ihnen die f^üla de S. Pedro d'Aleantara zu
bevölkern, welche indessen auch schon wieder ihrem Ende nahe ist. Dafs
á\QGaerens ^v^hve Botoeudos gewesen, behaupten nicht nur mehrere
Schriftsteller, sondern es zeugt dafür auch die völlige Uebereinstimmung
der Sprachen. Leute, welche sie noch vor dreyfsig Jahren gesehen,
versichern, dafs sie sämmtlich dieselben Pflöcke in Lippen und Ohren^
und dieselben Haarkronen getr^en haben, die noch heut zu Tage die
Botociidos charakterisiren. Jener Zwei g der Aymorés , welcher die in
der Capitanía von Bahia einheimischen Tapinicjuins um das Jahr i685
vertrieben, imd wovon ein Theil Ilhéos, S. Amaro und Porto Seguro
verwüstet hat, gehörte zu den Guerens. Ein Theil von ihnen zog sich
später in die Wälder zurück, und ein anderer ys^xváe vermocht sich anzusiedeln
Der alte Capitam Ma n o é l zeigt durch seine ganze Bildung, dafs er
von Botocudos abstammt; doch aber hat er die äufseren Kennzeichen
abgelegt, denn seine Lippe und Ohren sind nicht von den grofsen Pflöcken
verunstaltet, und er läfst seine Haare bis ins Genick herabwachsen. Er
äufserte indessen noch eine grofse Vorliebe für sein Volk, und freute sich
(*) SouTiiEi's history of Erazil YoJ. II. pag. 563.
Th. II. ,