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l 4 6 Reise von S. Pedr o d'Alcantara durch die Urwälder
aber hat A R R U D A diesen Baum unter dem Nahmen Linharia aromatica
beschrieben
Von unserer diesmaligen Lagerstelle hatten wir bis zum Flusse Católe
vierLegoas, welche wir am igten zm^ücklegten. Die Strafse führt über
mancherley Höhen durch den ununterbrochenen Urwald fort; wir überschritten
mehrere Corregos und fanden mancherley Vögel und Pflanzen.
Gegen Abend traten wir auf eine von dem hohen Walde befreyte, nur
mit Gesträuchen bewachsene Stelle am Ufer des Baches Catolé, wo vor
einigen Jahren der Capitam Mor ANTONIO DIES DE MIRANDA, von
seinen Negern eine Pflanzung hatte anlegen lassen, die aber nun wieder
verlassen und verödet ist. Eine alte geraumige Hütte mit mehreren Lehmwänden
und einem Dache von Baumrinden, welche den Negern zur
Wohnung gedient hatte, fanden wir in sehr schlechtem Zustande, und
von Ameisen, Sandflöhen {Paleoc penetrans) und Eidechsen {Stellio torqaatas)
bewohnt, welche Zoll und darüber lang waren; sie gewährte
uns indessen doch einen leidlichen Schutz gegen Sonne und Regen, weshalb
wir uns denn, diese Unannehmlichkeiten nicht achtend, ohne Zeitverlust
der Ruhe überliefsen, nachdem wir mit einer hinreichenden Anzahl im
Flusse gefangener Piabanhas^ Gaarcäbas und anderer Fische, unsere frugale
Mahlzeit gehalten hatten. Man hat von Catolé etwa zwey Tagereisen
bis zu den ersten menschlichen Wohnungen an einer Stelle, welche den
Nahmen Beruga trägt. Dorthin beschlofs ich sogleich einige Leute mit
leeren Maulthieren zu senden, um Mays für unsere ermattete Tropa herbey
schaffen zu lassen, weil wir nicht hoffen durften, unser Gepäck aus diesen
unwirthbaren Wildnissen heraus zu bringen, bevor nicht unsere Thiere
durch diese kräftigere Nahrung gestärkt waren. Während ich die Zurückkunft
dieser Leute erwartete, liefs ich von den andern die Wälder in allen
Richtungen durchstreifen.
(*) Siehe KOSTERS travels etc. pag. /JGS.
R e i s e von S. Pedr o d'Alcantara durch die Urwälder 14?
Mancherley Vögel belebten die Gesträuche in unsrer Nähe, besonders
die Schaaren der Anacans (Psittacus severus ^ LINN. ) und der Tiribas
[Psittacus cruentatus) ^ auch manche kleinere interessante Vögel, unter
andern der Fliegenfänger mit zwey verlängerten Schwanzfedern , der
schwärzliche Kernbeifser mit rothem Schnabel {Loxia grossa^ LINN.), so
wie mehrere den Baumhackern {^Dendrocolaptes) und den Sängern (Sj/-/-
viä) verwandte Vögelarten, welche Herr T EMMI N C K , wie weiter oben
schon gesagt ist, unter dem Nahmen Anabates in ein neues Genus vereinigt
hat. Diese Vögel zeichnen sich sämmtlich durch eine aus mehrei-en lauten
Tönen zusammengesetzte Stimme aus; sie hüpfen und steigen seitwärts an
den Zweigen umher, drehen sich nach allen Seiten, und sind in beständiger
Bewegung. Unter ihnen erwähne ich einiger von mir hier vorgefundener
neuen Arten, des Anabaies erytrophthalrmxs{^^-'^^ des leucophthalmus
(siehe die vorhergehenden Seiten), des atricapülus mit
schwarzbraunem Scheitel, des macrourus u. s. w. Sie bauen bey-
(*) Le Colon-, AZARA Toyages dans Amer. raerid. etc. Vol. III. pag. SÖG.
(**) Anabates eryth-ophthalmus, ein schöner Yogel ; Lange 7 Zoll 9 Linien, Breite 7
8 Linien; die Iris des Auges lebhaft brennend mennigrothStirn, Kinn, Kehle und der grölste
Theil des Unterhalses so wie der ganze Schwanz sind rostroth; letzterer -weniger lebliaft und
schön gefärbt als Stirn und Kehle; der ganze übrige Körper ist oliven-graubraun, an Brust
und Bauch etwas mehr ins rostgelbröthliche fallend; die kleinen kurzen Flügel haben einen
starken Anstrich von Rostroth; die äufseren Zehen sind nur sehr wenig vereint.
(***) Anabates atricapülus^ von ILLIGER Sylvia mbi'icata genannt. Scheitel, ein Streif
durch die Augen, und ein anderer vom Unterkiefer unter dem Auge hin sind schwarzbraun;
ein Streif zwischen Scheitel und Auge, ein anderer unter dem Auge, Kehle, Seiten - und
Obertheil des Halses, Unterrücken, Schwanz und alle unteren Theile roströthlich, Bauch
olivcnbräunlich uberlaufen; Schwanz schön hell rothbraun, Bücken dunkler rostbraun, Flügel
von eben der Farbe aber etwas dun)<.el und gelbbräunlich gerandet.
Anabates macrounis ^ auf dem Museo zu Berlin Syhia striolata genannt; 6 Zoll 10
Linien lang, 8 Zoll 11 Linien breil; der Schwanz ist über 3 Zoll 3 Linien lang, der Vogel
trägt die schön licllgelblich-rostrothen Federn desselben etwas buschig auseinander gebreitet,
und ist dadurch von ferne kenntlich; alle oberen Theile des Körpers sind rostbräunlich, sehr