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entdeckte auch sein Nest, welches in einer Höhlung des Ufers unter Gesträuchen
junger Cocospahnen erbaut war. Andere Vögel belebten in
Menge die Nachbarschaft der Fazenda, besonders häufig flogen die Arassaris
{Ramphastos Aracari^ LINN.) auf einem nahen Genipaba-Baum (Genipa
americana, LINN.), der mit seinen schönen weifsen Blüthen und zugleich
mit Früchten überdeckt war. Andere hohe Bäume in der Nähe
waren mit den Nestern á^s Japai {Cassiciis pérsicas') so dicht behängt,
dafs sich an allen Spitzen der Zweige dergleichen befanden. Diese Vögel
liefscn ihre rauhe Lockstimme xmunterbrochen erschallen, und zeigten, wie
unsere Staare, ein besonderes Talent, alle ihnen nahe wohnenden Vögel
nachzuahmen. Ihr schwarz und gelb gezeichnetes Gefieder ist schön,
besonders wenn der Vogel seinen Schweif ausbreitet, und an dem beuteiförmigen
Neste flatternd umher klettert.
Meine Leute kehrten nach anderthalb Tagen zurück und brachten mir
die Nachricht, dafs an der Brücke nichts zu verbessern und der Uebergang
daher sehr schwierig sey. Dennoch brach ich am 2 4ten December mit
meiner ganzen Tropa auf, um meinem Vorhaben gemäfs den Uebergang
zu versuchen, und fand die Strafse noch schlechter, als man sie mir
geschildert hatte. Dornen zerrissen überall die Haut und die Kleidung der
Preisenden, man mufste sich mit dem grofsen Waldmesser {Facáó) stets
den W e g bahnen, und oft fanden sich Dickichte von der sogenannten Banana
do mato {Heliconia) mit hohen steifen Blättern, die den Durchgang
bey der Nässe des Thaues äufserst beschwerlich und unangenehm machten.
Die Strafse durchschneidet Berg auf Berg ab, quer die prachtvollsten finstersten
Urwälder von Riesenstämmen, welche sich zu dem schönsten Bau-und
Werkholz eignen. Wir überstiegen schon an diesem ersten Tage der
ununterbrochenen Waldreise, mehrere bedeutende Berge, unter welchen
ich den Miriqui (Miriki), nach den vielen hier vorgefundenen Alfen [Aleles)
so benannt, bemerke, und den Jacarandá, wo man besonders viel
R e i s e von Villa dos Ilheos nach S. Pedro d'Alcantara i o 5
der schönen, eben so genannten Art von Mimosa findet. An dieser letzten
Höhe hat man die Strafse in einem Schlangenweg hinauf geführt, und dennoch
war sie für unsere beladenen Maulthiere sehr angreifend, die indessen
von selbsten stehen bleiben, häufig ruhen, und alsdann unangetrieben wieder
weiter ziehen. In den stillen schauerlich" einsamen Thälern, welche
zwischen Höhen liegen, wo besonders viele Cocospalmen die Zierde des
Dickichts sind, fanden wir noch weit gröfsere Hindernisse, und oft einen
sumpfigen weichen Boden {Atoleiro), in welchem unsere Thiere tief einsanken.
Vorangesandte des Weges kundige Jäger eröffneten unseren Zug.
Sie benachrichtigten die Tropa sogleich, sobald ein solches Hindernifs sich
zeigte 5 alsdann ward gehalten, die Reiter stiegen vom Pferde, die Jäger
setzten ihre Gewehre an die benachbarten Stämme, man entledigte sich
des Gepäckes und jeder Mann legte Hand an. Man hieb dünne Stämme
nieder, warf sie auf den Weg, deckte abgehauene Cocosblätter und andere
Zweige darauf, und bahnte auf diese Art einen künstlichen Uebergang.
So gelang es den Reisenden, mit angestrengter Ai^beit in der Hitze des
Tages vorzudringen, bis man häufig wieder auf quer über die etwa acht
bis zehn Schritte breite Strafse gestürzte colossale Baumstämme stiefs, wodurch
es alsdann unumgänglich nöthig wurde, durch die dichte Verflechtung
des Waldes an der Seite einen Pfad oder Picade zu bahnen, und auf
diese Art das Hindernifs zu umgehen. Diese Schwierigkeiten, welche in
jenen endlosen Urwildnissen den Reisenden aufhalten, und sein Fortrücken
unglaublich verzögern, sind besonders zu Anfang solcher Unternehmungen
nichts weniger als abschreckend, wenn nur die Gesundheit nicht leidet und
kein Mangel an Lebensmitteln eintritt. Der Mensch vergifst bey reger Thätigkeit
die Beschwerden, welchen er unterworfen ist, und der Anblick
jener einzig herrlichen erhabenen Waldnatur, gewährt seinem Geiste durch
immer neue und wechselnde Scenen Beschäftigung 5 denn besonders der
Europäer, der zum erstenmal in jene Wälder eintritt, bleibt in einer
Th. H.