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Na s e sind oft etwas dick Zuweilen soll man jedoch auch blaue Augen
unter Ihnen antreffen, wie dies von der Fr au eines Anführers am Belmonte
gerühmt wa rd, die unter ihren Landsleuten für eine grofse Schönheit galt.
Vo n d^N Gabiiis behauptet B ARE o T, dafs die meisten We i be r blaue Augen
hätten welches jedoch unwahrscheinlich ist. Ihre Na sen sind s t a rk ,
meist g e r ade , auch sanft g ekrümmt , k u r z , bey manchen mit etwas breiten
Flüge ln, bey wenigen stark vor t retend; überhaupt giebt es so mannigfaltige
xmd starke Verschiedenheiten der Gesichtsbildung unter ihnen,
als bey uns , obgleich die Grundzüge mehrentheils auf dieselbe Art darin
ausgedrückt sind. Das Zurückweichen der Stirn ist wohl kein allgemeines
sicheres Kennzeichen Fa rbe ist ein röthliches Br a un, welches
heiler oder dunkler vari i rt ; es finden sich indessen Individuen unter ihnen,
die beynahe völlig weifs, und selbst auf den Backen röthllch gefärbt sind;
nirgends aber habe ich diese Völke r von so dunkler Haut gefunden, als
einige Schriftsteller es wol len, dagegen öfters mehr gelblich braun. Ihr
Kopfha a r ist s t a rk, s chwa rz wie Kohl e , hart und schlicht; die Ha a re am
übrigen Körpe r dünn und gleichfalls s t r a f f ; bey der weifslichen Var ietät
ist das Kopfha a r mehr s chwa r zbr a im, Augenbraunen und Ba r t rupfen
viele aus , andere aber lassen sie wa chs en, oder schneiden sie blos a b ;
die We i b e r leiden nie Ha a r am Körper . Ihre Zähne sind schön geformt
( * ) BABBOT in seiner Rel a t ion of the Provinc e of Guiana sagt yoii den GaUlis: Th e
e j e s of the woman for the most pa r t bhie ; B A R B E B E hingegen erwähnt hieryon nichts.
( * * ) S . V A T E B im 3ten The i l e ate Äbtheilung des Mi thridates S . 3 i i . Ich h a b e , um
eine P r o b e Ton der Ges icht sbi ldung der Botocuden zu g e ben, mehr e r e Abbi ldungen Ton ihnen
auf der i 7 t en Ta f e l da r g e s t e l l t ; auch ist kürzlich in S i r WI I - I - IAH O U S E L E ^ S Tr aye l s in
various countries of the E a s t ; mor e par t iculary Pe r s i a yol. 1. p. i 6 sq. eine Äbbi lduBg einer
alten Botocudin er schienen, die in ihrer Ges icht sbi ldung ^ o h l den Cha r aUe r einer solchen
Wa ldma t rone t r ä g t , auch die Veruns tal tung de r Ohr en und Unter l ippe, zwa r etwas undeutlich,
z e i g t , abe r mit einem scheinbar krausen Ha a r e yer sehen i s t , welches man bey den ächten und
reinen Amer ikanern ni rgends iindet.
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und weifs. Sie durchstechen Ohren und Unterlippe und erweitern die
Oeffnun^en durch cyllndrisehe, von einer leichten Holzar t geschnittene
Pflöcke C^O: die Immer g-röfser genommen we r den, derges tal t , dafs ihr
Gesicht dadurch ein höchst sonderbares widerliches Ansehen erhält. Da sie
sich durch diese häfsliche Entstellung so auffallend auszeichnen, so schien
es mir wichtig darüber genaue Nachfor schungen anzustellen und ich theile
meinen Lesern hier mit, wa s ich theils durch eigene Ansicht, theils durch
glaubhafte Nachrichten davon in Er f ahrung gebracht habe.
Der Wi l l e des Va t e r s bestimmt die Z e i t , wenn die Operation vorgenommen
und das Kind die seltsame Zierde seines S t amme s erhalten sol l ,
welches gewöhnlich schon im siebenten oder achten J ahr e , öfters auch
noch früher geschieht. Man spannt zu dem Ende die Ohrzipfel und Unterlippe
aus , stöfst mit einem harten zugespitzten Holze Löche r hindurch
und steckt in die Oeffnungen erst kleine, dann von Zeit zu Zeit gröf sere
Hölzer, welche endlich Lippe und Öhrläppchen zu einer ungehem^en We l t e
ausdehnen. Wi e häfsllch Ohren und Lippe und durch sie das ganze Gesicht
entstellt werden müs s en, ma g man aus der Grofse des Pflockes
schliefsen, welcher auf der i3ten Plat te, Figur 4 abgebildet ist. Man
halte diese Abbildung nicht für übertrieben ; denn ich maf s ein solches
cylindrisches Ohrholz, des auf der i iten Vignet te des ersten Theils abgebildeten
Chefs K E R E N G N A T N Ü C K , und f and, dafs dasselbe vier Zoll vier
Linien englisches Maf s Im Durchmes ser hiel t , bey einer Dicke von anderthalb
Zoll. Die Zeichnung stellt dasselbe in natürlicher Gröfse dar. Diese
Scheiben verfertigen sie aus dem Holze des Barrigudo-Banms {Bombax
ventrisosa), welches leichter als Ko r k und sehr weifs ist. Die weifse
F a r b e erhält dasselbe erst durch sor g s ame s Trocknen am F e u e r , Indem
( * ) Si e nennen das Ho l z für die L i p p e Gnimatö {gni ausge sprochen yvie im Französ i schen
und etwas durch die Na s e ) , das in den Ohr en abe r A'umä {Nu durch die Na s e , mä kurz
ausgcspx-ochen).