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2O4 R e i s e von Minas Geraés nach Arrayal da Conquista
dornigem, oder mit Bromelien ang-efülltem Dickicht zur Ruhe beg^eben hat.
Sobald das Raubthier die Hunde gewahr wird, sucht es einen schräg geneigten
Baum zu erklimmen und wird mit der gehörigen Vorsicht von dieser
unsicheren Wohnung herabgeschossen; eine Ansicht dieser Art von Jagd
giebt die Vignette dieses VI. Abschnittes. Allein nicht immer geht die Jagd
so leicht ab 5 denn recht starke Unzen räumen den Hunden nicht so leicht
das Feld, sie tödten im Gegentheil öfters einen oder ein Paar derselben,
nehmen sie selbst mit und vei^zehren sie. Nicht gar weit von P^alo befand
sich im Sertam eine berüchtigte grofse Unze, welche den Hunden nie aus
dem Wege gieng. Drey f^acjueiros waren eines Tages im Walde dem
Vieh gefolgt, und ihre umher schweifenden Hunde hatten zufällig die frische
Fährte des Raubthiers gefunden und dasselbe gestellt. Die drey Männer
waren ohne Schiefsgewehr, blos mit ihren langen lanzenartigen J^aras
bewaifnet und iiberlegten, ob es dennoch rathsam sey, die seltene Gelegenheit
zu benutzen. Sie entschlossen sich dazu und giengen muthig auf
das drohend zwischen den tapferen Hunden stehende Unthier los. Die Unze
griff sogleich an und verwundete die drey Jäger nach einander, welche ihr
aber mit ihren Stangen wiederholte Stöfse und eine Menge Messerstiche beybrachten.
Einer von ihnen, der weniger Muth hatte, suchte sich, nachdem
er verwamdet worden, zurückzuziehen. Schon befand sich der Tapferste
unter den Klauen des Feindes niedergeworfen, als der Furchtsame sich
wieder ermannte, beyde griffen mit neuem Eifer an, und tödteten das Thier
mit vielen Stöfsen. Kaum konnten die schwer Verwundeten gegen Abend
nach Hause zurückkehren. Sie zeigten den Ort an, wo sie so ehrenvoll
gekämpft hatten, man gieng dahin und fand die stolze Unze in ihrem Blute
ausgestreckt von mehreren getödteten braven Hunden umringt. Dieser in
jener Gegend des Sertam allgemein bekannte Vorfall, der mir von glaubwürdigen
Männern mitgetheilt ward, beweifst, dafs man Unrecht hatte,
wenn man die süd-amerikanische Unze feige nannte 5 auch hat man überall
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in BrasiUen, besonders in früheren Zeiten, wo die Raubthiere in bewohnten
Gegenden noch häufiger waren, einzelne Fälle gehabt, wo Menschen
angefallen und geLödtet wurden, ob dies dennoch gleich weit seltener vorfällt,
als man dasselbe von Indien und Afrika erzählt. Verschiedene Schriftsteller
haben Beyspiele ähnlicher Vorfälle aufgezeichnet, zum Beyspiel der
Jesuit E C K A R T (siehe V O N M U R R s Reisen einiger Missionäre u. s. w. Seite
542) und andere. Aufser den genannten grofsen Arten findet man Im Sertam
von Bahia noch mehrere kleine, zum Thell ebenfalls schön gezeichnete
wilde Katzen; unter ihnen nenne ich, als mir bekannt, den Mbaracayä
{Felis pardaliá), den Gato Marisco oder in manchen Gegenden//yrara
{Felis ragaarundi), ferner eine rothe ungefleckte Art, wahrscheinlich den
Eyra des A Z A R A , und eine neue bis jetzt noch nicht bekannte, welche ich
ihres sehr langen Schwanzes wegen, Felis macroura nannte. Von ihr habe
ich eine vorläufige Notiz dem Herrn Doktor S C H I N T Z in Zürich mitgetheilt,
der sie In seiner Uebersetzung von C U V I E R Regne Animal zu benutzen
wünschte. Sie hat beynahe die Zeichnung des Mbaracayä oder Chibigaaza
des A Z A R A , Ist aber kleiner, schlanker, und hat einen weit längeren Schwanz.
Die Jagd der verschiedenen efsbaren Thierarten würde den T^ac¡aeiros
eine angenehme Abwechslung In ihren Nahrungsmitteln verschaffen können,
wenn Pulver und Bley in diesen Gegenden nicht so seltene theuere Artikel
wären. Eben deswegen sind auch in vielen Gegenden die Jäger selten, und
die Bewohner bleiben unabänderlich bey ihrer Nahrung von Mandioccamehl,
schwarzen Bohnen und Ochsenfleisch.
Die einförmige Lebensart, welche den J^aqaeiro an das Vieh fesselt,
mit dem er zusammen aufwächst, bildet rohe, unwissende, gegen alles
Uebrige gleichgültige Menschen, die weder über sich selbst nachdenken,
noch Irgend einige Kenntnlfs von der übrigen sie umgebenden Welt haben.
Schulen und Lehranstalten für das Volk sind hier eine völlig unbekannte
Sache, und es Ist eben so wenig für die geistige Bildung dieser Menschen,
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