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2 4 8 R e i s e von Conquista nach der Hauptstadt Bahía
der Imbuzeiro j ein Baum, welcher die 7môa, eine gelbe runde Frucht von
der Gröfse einer Pflaume trägt, die einen äufserst angenehmen aromatischen
Geschmack hat Man findet in dieser Gegend nur höchst selten
einmal eine Fazenda^ wo man übernachten könnte; in den schon einmal
urbar gemachten, und jetzt zum Theil verwilderten Pflanzungen fand ich
häufig den prachtvollen Buschbaum Boagainmllea brasiliensis, der von
seinen grofsen Bracteen über und über roth gefärbt ist, und neben welchem
die Ccissfa-Stämme mit ihren hochorangenfarbenen Blumen auf das herrlichste
sich auszeichnen. Wir fanden hier, wie auf vielen Fazendas des
Sertam^ einen besonderen an der Seite offenen, von oben aber gegen die
Witterung mit einem Dache versehenen Schoppen, unter welchem die Reisenden
abzutreten und zu übernachten pflegen. Das Haus des Besitzers
der Fazenda von S, Agnès befand sich in der Nähe unseres Schoppens,
und war ringsum von seinen Pflanzungen und den Waldungen umgeben.
Man zeigte mir hier ein colossales Fell eines kürzlich in den benachbarten
Waldungen erlegten schwarzen Tiegers {Felis brasiliensis^^ welches ohne
den Schwanz über 6 Fufs lang war, wollte mir dasselbe aber nicht überlassen
, da die Portugiesen solche Felle gewöhnlich zu Pferdedecken zu benutzen
pflegen. Mehrere Tropas aus Minas oder dem Sertam^ die sich
mit uns zugleich hier eingefunden hatten, führten eine Menge junge Papageyen
mit sich, welche sie sprechen lehren und alsdann in Bahia verkaufen.
Da der Abend äufserst angenehm und mondhell war, so sandte ich
meine Leute aus, um Frösche von der Art des Ferreira zu fangen,
welche in den benachbarten Sümpfen aufserordentlich häufig waren. Sie
bewaffneten sich mit einem brennenden Stücke Holz, und kehrten mit mehreren
jener Sumpfbewohner zurück, welche zu einer neuen noch unbe-
(*) Spondia iuberosa. Aubuda, siehe K ö s t e r s travels etc. pag. 496. im Anhange.
Pieise von Conquista nach der Hauptstadt Bahía 2 4 9
schriebenen Art von Laubfröschen gehören Der Ferreira hat ein
unansehnliches Aeufsere, allein seine Stimme ist um so viel auffallender.
Wir fanden hier auch noch einen anderen kleinen Laubfrosch welcher
schön gezeichnet ist.
Unsere Reise wurde nun angenehmer, nachdem wir 5. Agnès verlassen
hatten. Das Land nimmt jetzt einen mehr romantischen Charakter
an, der Wal d ist höher und schattenreicher, und daher geschlossener und
kühler, auch fanden wir häufig ein recht gutes trinkbares Wasser. Die
Strafse zieht nun immer mehr zu Thale, und immer bemerkbarer wird
die Annäherung an die Küste. Wir erreichten das Thal des Flusses Jicfuiriçâ^
der, obwohl noch unbedeutend, dennoch schon wild schäumend über
mahlerische Felsen durch dunkele Wälder hinab rauscht. Einzelne Fazendas
mit ihren rothen Dächern zeigen sich hier von Zeit zu Zeit auf kleinen
grünen Wiesenplätzchen an den Berghängen und erinnern an die
Scenen unserer europäischen Alpenketten f dergleichen stille ländliche Wohnungen
nehmen an Zahl zu, je mehr man dem Laufe des Flusses hinaufwärts
folgt.
(*) Ich nenne ihn Hyla Faber 3 Zoll g Linien lang, mit grofsen langen Füfsen, dicken
Zehen, runden stariten Heftplatten und halben Sch-wimrahauten an den Yorderfüfsen; ganzer
Körper hell fahlgelblich, etwas blafs lettenfarben, mit einem dunkelen sch-warzlichen Striche,
•welcher Ton der Nasenspitze bis zwischen die Hinterschenkel läuft; Schenkel und Schienheine
mit Terloschenen graulichen Querbinden; auf dem YorderkÖrper bemerkt man feine schwärzliche
Züge, -welche zum Theil erhaben sind; Haut glatt, nur an dem weifsUchen Bauche ist sie
chagrinartig gekörnt; einige Individuen M'aren oliTenbramiHch gefaiht, schienen aber übrigens
hieher zu gehören.
(**) Hyla aurata eine noch unbeschriebene Art : 1 Zoll 1 Linie lang; dunkelbräunlich
olivengrün, zuweilen olivenbraun; quer über die Stirne läuft von einem Auge zu dem anderen
eine schön gelbe oder goldfarbene Linie ; im Nacken entspringt eine ähnliche in ihrer Mitte
etwas unterbrochene Mittellinie, -welche bis an das Ende des Körpers fortläuft; zu jeder Seite
derselben befindet sich eine ähnliche, der Rücken ist daher mit drey gelben Längsstreifen
bezeichnet, auch bemerkt man auf den Oberarmen und Schenkeln einige gelbe oder goldi^rbcne
Fleckchen.
Tb. II. 32
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