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66 E i n i g e Worte über die Botocuden
E i n i g e Worte über die Botocuden 6 7
Mehrere Schriftsteller haben bestritten, dafs die Völker von^ord - und
Süd-Amerika von einerley Race seyen. Indefs haben ziiverläfsige, unterrichtete
Männer mich versichert , dafs die Physiognomie und Farbe der
Botocuden, so wie der andern brasilianischen Stämme, völlig mit der
der Nationen des nördlichen Amerika, zum Beyspiel der Cherokys in
Nord-Carolina, überein kommen. Dei^ von mir nach Europa mitgebrachte
junge Botocude 9 u ä c k gab Anlafs zu dieser Vergleichung CO- ^^^
also die Farbe der Amerikaner kupferroth oder graubraun nennen, immer
bleil>t sie die auszeichnende der ganzen amerikanischen Race, sowohl in
den nördlichem als in den südlichem Theilen dieses Continents, mit der
Ausnahme, dafs die Kälte dieselbe bleicht ^^^
von verschiedenen Farbenabweichungen gefunden werden. Wie sehr der
Einflufs des Climas auf die Färbung der menschlichen Haut wirkt, zeigt
9 u ä c k auf eine auffallende Art; denn nachdem er während des Sommers
eine ziemlich braune Gesichtsfarbe gehabt hat, erblafst dieselbe von der
Temperatur des Winters dergestalt, dafs man ihn für einen Europäer
halten könnte, und selbst seine Backen erscheinen etwas roth gefärbt;
ich mufs indessen dabey bemerken, dafs er nicht von der dunkelsten Race
der Botocuden ist. V o l n e y fand an den Nord-Amerikanern bedeckte
Theile des Körpers heller gefärbt, als die u n b e d e c k t e n d a v o n habe
(*) Hierüber siehe S. T ä t e r im 3ten Theile ate Äbth. des Mithridates S. Sog und
Folge. Eben so ist es mir im höchsten Grade interessant gewesen von einem instruirten
Reisenden, dem Herrn Obristlieutenant TiiOHrf, der lange Zeit in Indien gelebt hat, zu
^fahren, dafs diese Physiognomie meines Botocuden vollkommen mit der Malayischen übereinstimme,
ein Satz, welchen auch Herr Ritter B lümein'Bach durch die Vergleichung des
Ton mir mitgebrachten Schädels bestätigte, der auf der 58ten Tafel der Decades Craniorum,
so wie auf der Vignette dieses Abschnittes abgebildet ist,
(**) Die Kinder der Eskimaux werden übrigens nach den Versicherungen der Brüder-
Missionarien völlig weifs geboren, und auch von den übrigen nordameriUanischen Völkern
haben mehrere Schriftsteller dieses behauptet.
r-^**) Siehe J. S. V a t e r Untersuchungeu über Ameriita's Bevöllierung, Seite 66-
ich in Brasilien kein Beyspiel gesehen; denn obgleich die civilisirtenTndier
mit Hemden und Beinkleidern bedeckt gehen , so sind sie dennoch am
ganzen Körper gleich braun gefärbt. Es scheint indessen aus V o l n e y ' s
Beobachtung hervor zu gehen, dafs die bedeckten, heller gefärbten Stellen
der Haut jener mehr nördlich wohnenden Nationen, als die wahre Grundfarbe
derselben anzusehen waren, und dafs daher vielleicht im allgemeinen
jene nördlichen Stämme eine hellere Farbe hatten, als die von Süd-
Amerika, jedoch in beyden Theilen dieses Continents finden sich Ausnahmen
von dieser Regel, denn man kennt im nördlichen Theile dunkelgefärbte
Völker, und im südlichen die weifsen Botocuden, so wie gewisse
andere hell gefärbte Nationen. Wäre indessen blos das CUma die Ursache
der braunen Farbe der Amerikaner , so müfsten ja die Portugiesen nach
mehreren Generationen auch diese Farbe annehmen , und doch ist es
gewifs, dafs diese die Färbung ihrer europäischen Voreltern noch besitzen,
wo nicht ihre Race mit Neger - oder Indierblut vermischt worden ist.
Veränderungen, welche S m i t h (-) an den Pflanzern von Nord-Amerika
wahrnahm, und die er dem Clima zuschreibt, habe ich nicht an den brasilianischen
Portugiesen bestätigt gefunden; sie haben ihre Gesichtszüge
nicht verändert, ihr Haar ist noch kraus und lockicht geblieben, und
selbst ihre Farbe erreicht nur selten die dunkele Mischung der Indier.
Zwar arbeiten in Brasilien die Abkömmlinge der Portugiesen se-lten in
ihren Pflanzungen, dies überlassen sie ihren Negern; allein sie fischen
und jagen sehr häufig, wo sie den Strahlen der Sonne hinlänglich ausgesetzt
sind; ihre Farbe wird alsdann gewöhnlich mehr gelblich, aber
nicht so graubraun dunkel als die der meisten Indier. Ich mufs hier den
Leser auf die schöne Stelle in v o n H u m b o l d t s Versuch über den politischen
Zustand von Neu-Spanien (B. I. S. 115) verweisen, wo der Verfasser
höchst interessant über diesen Gegenstand redet. Wenn gleich
(•"^y Siehe J. S. V a t e r Untersuchungen über Amerika's Bevölkerung, S. 72.
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