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1 1 6 Reise von Villa dos Ilheos nach S. Pedro d'Alcantara
Jetzt lebt hier der Geistliche {^Padre VI G A R I O ) mit etwa fünf bis sechs
Familien, welche sich sämmtllch von hier hinweg- sehnen5 es müste denn
die Regierung bald bessere Mafsregeln treffen. Man sprach gegenwärtig
von einer neuen Aufräumung der Str6ifse5 so wie von Wiederbevölkerung
von S, Pedro.
Die Lage dieses Dorfes ist wild. Es ist rundum eingeschlossen vom
Urwalde, der voll von wilden Thieren ist, und wo die Patachos in kleinen
Haufen umherstreifen. Zwar haben dieselben hier noch keinen Schaden
angerichtet, da man aber auch noch kein Einverständnifs mit ihnen hat
anknüpfen können, so traut man ihnen nicht, und nimmt sich um so mehr
in Acht mit ihnen in irgend eine Berührung zu kommen, als die wenigen
Menschen sich gegen einen Angriff derselben nicht würden verLheidigen
können. Die Wohnungen der Bewohner sind unmittelbar von ihren Pflanzungen
eingeschlossen, diwch welche ein schmaler unebener Pfad in die
Strafse führt, auf welchem unsere Maulthiere mit ihrer Ladung nicht ohne
die Hülfe der Axt fortkommen konnten.
W i r hatten «S. Pedro an einem grofsen Festtage erreicht, welches
gegen meine Absicht war, da man in Brasilien nicht gern an solchen
Tagen zu reisen pflegt, auch war nur der unvorhergesehene Aufenthalt
an der eingestürzten Brücke die Ursache dieser Verzögerung. Einer
iTieiner Leute 5 welcher in S, Pedro wohnhaft war , erhielt deshalb von
seiner Fi-au starke Vorwürfe , und es kam zwischen ihnen sogar zu
Thätlichkeiten. Die folgenden Tage waren ebenfalls Festtage, und der
Geistliche des Orts hatte die Gefälligkeit, die Bestimmung der Stunde zum
Gottesdienst jedesmal uns zu überlassen. Er war erfreut mit uns reden
und sich unterhalten zu können, auch hatte er die Gefälligkeit mir ein
grofses Canoe zu leihen, als ich es für nöthig fand, wegen einiger zu
treffenden Einrichtungen, mich noch einmal nach der f^illa dos Ilheos
hinab zu begeben. Ich suchte einen gewissen, dieser Wälder vollkommen
R e i s e von Villa dos ilheos nach S. Pedr o d'Alcantara II7
kundigen Neger, welchen ich mitzunehmen wünschte, auch war es nöthig,
noch mancherley Gegenstände anzuschaffen, welche ich vergebens in S.
Pedro zu finden gehofft hatte. Der Flufs Ilhéos oder eigentlich der Arm
desselben, welcher da Cachoeira genannt wird, fliefst, wie schon
gesagt, nahe h^y Ferradas vorbey, mit ihm läuft die Minas-Strafse von
der Seeküste herauf bis hierher parallel, und oft n\xr in geringer Entfernung
von demselben, daher macht man auch oft die Reise nach Ilheos
hinab zu Wasser , wozu man einen Tag, und zurück etwa zwey Tage
gebraucht. Der Flufs war jetzt in der trockenen Jahreszeit so klein, dafs
man an manchen Stellen das Canoe kaum fortbringen konnte; denn Felsenstücke
und Steine füllen ihn oft beynahe gänzlich aus. Diese Felstrümmer
geben ihm zum Theil das Ansehen des oberen Theils des Rio Grande de
Belmonte; nur erscheint der Ilhéos immer schmal im Vergleich mit jenem
bedeutendem Flusse. Er hat einige starke Fälle und ist daher für die
Canoes beschwerlich ; verstehen die Canoeiros ihr Geschäft nicht vollkommen,
so können diese kleinen Cascaden sogar gefährlich werden; die Cachoeira
do Banco do Cachorro ist die erste, wenn man von <S. Pedro
herab kommt und eine der stärksten. Der Flufs in seinem Mittelstande ist
hier ziemlich wild , und schiefst 4 bis 5 Fufs hoch schnell hinab. Aufser
diesem Wassersturz giebt es noch einige andere, die, wenn sie auch nicht
gefährlich sind , dennoch das Canoe oft mit Wasser anfüllen und die Reisenden
und ihr Gepäcke benetzen. Selbst in seinem niedrigsten Stande
behält aber der Flufs immer einige tiefe Stellen zwischen gewissen Felsen;
hier sammeln sich gewöhnlich viele Fische, da das Wasser wenig Strom
hat. Wir sahen auf einigen Felsstücken grofse Jacarés^ deren dunkelgraue
Farbe ihr Alter anzeigte; gewöhnlich tauchten sie bey unserer Annäherung
sogleich in die Tiefe hinab, und wir schössen vergebens unsere
Doppelflinten nach ihnen ab. Diese Ai^t, der Crocodilus sclerops ^ wird
bey weitem nicht so grofs, als die mehr nördlich unter dem Aequator
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