l 2 E i n i g e Worte über die Botocuden
E i n i g e Worte über die Botocuden i 3
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schaale einer Schildkröte an, die sie zu diesem Behufe zuweilen unter
ihrem Gepäcke mit sich führen. So bemahlt hat der Botocude dennoch
seiner Idee von Schönheit noch nicht völlig Genüge geleistet; es mufs nun
noch eine Halsschnur von Fruchtkernen oder schwarzen Beeren hinzukommen,
die auf einen Faden gereiht werden. Am Bio Doge verfertigen
sie diese Halsschnüre, welche sie Pohuit nennen, von harten schwarzen
Beeren, und befestigen in der Mitte zwischen denselben mehrere Zähne
von Affen oder Raubthieren; ein Putz, der auch von den Paris und den
meisten übrigen brasilianischen Urvölkern getragen wird. Am Belmonte
scheinen sie diese schwarzen Früchte nicht zu haben, denn sie bedienen
sich daselbst kleiner gelbbräunlicher glänzender Fruchtkerne. Weiber und
Kinder tragen häufig solche Schnüre, die Männer hingegen unter den
Botocuden seltener, doch fand ich einige, welche selbst um die Stirn herum
eine Menge derselben befestiget hatten. Am Fdo Doge hat man öfters
Anführer mit einer Menge von Schnüren behangen gesehen, an welchen
besonders viele Thierzähne befestiget waren.
Gewöhnlich führen diese Wilden auf ihren Zügen mancherley Tand
mit, um sich bey vorkommenden Gelegenheiten damit zu putzen. Um
den Hals trägt jeder Mann an einer starken Schnur befestigt sein gröfstes
Kleinod, ein Messer, welches oft nur ein scharfes Stückchen Eisen, oder
eine Messerklinge ist, die sich durch den langen Gebrauch bis auf einen
kleinen Ueberrest abgenutzt hat. Dieses Instrument erhalten sie, da sie es
fleifsig wetzen, äufserst scharf; auf der i/^ten Tafel Figur 6 ist ein solches
abgebildet, wie sie es mit einer Schnur umwickelt, zu gebrauchen pflegen.
Ihre Anführer zeichneten sich zuweilen durch einige auf ihrem Kopfe
oder am Körper befestigte Vogelfedern aus. Ehedem sah man sie auch
wohl mit einem Fächer von zwölf bis fünfzehn oder mehreren hochgelben
Schwanzfedern des Japd [Cassicus cristatas) geziert, den sie mit Wachs
in die Haare des Vorderkopfs eingeklebt und mit einer Schnur befestigt
hatten, und die gelbe Farbe contrastirte nicht übel mit der Kohlenschwärze
der Haare. Diesen gelben Federfächer, der Tafel i3, Figur 6 abgebildet
i s t , nennen sie Nacancann oder Jakeräiunn-iokL Da die Mode ihn seit
einiger Zeit verdrängt zu haben scheint, so habe ich am Belmonte ihn
nur in ihren Hütten noch gefunden. Andere Anführer schmückten sich
blos mit ein Paar Vogelfedern, meistentheils mit denen der Papageyen,
welche sie mit einer Schnur vor die Stirn befestigten Ein zu Linhares
am Rio Doge bey einem Ueberfalle im August i8i 5 getödteter Anftihrer
war sehr geschmückt, trug um Ober - und Unterarme, Schenkel
und Waden Schnüre von hochrothen ^ rara-Feder n und an den beyden
Enden seines Bogens waren Büschel von den hochorangefarbenen
Federn der Tucankehle {Ramphastos dicoloras ^ L INN. ) befestigt. Es ist
indessen doch sehr selten, dafs die Botocuden, um sich zu schmücken,
von Vogelfedern Gebrauch machen; denn selbst ihre Anführer gehen mehrentheils
nackt, und sind wie alle andere bemahlt. Am Rio Grande de
Belmonte , wo sie durch das dort herrschende friedliche Einverständnifs
Gelegenheit zum Tauschhandel haben, erhielten sie zwar einige Tücher und
andere Gegenstände, jedoch habe ich nie gesehen, dafs sie dergleichen
trugen. Die Weiber heben zwar den Putz und schätzen besonders Piosenkränze,
rothe Schnupftücher und kleine Spiegel; die Männer ziehen Aexte,
Messer oder anderes Eisengeräthe vor. Kunstsinn verräth sich in dem
Schmucke, den sich die Botocuden verfertigen, ganz und gar nicht; dahingegen
andere Stämme, wie zum Beyspiel die Camacan im Sertam der
Capilania da Bahia^ sehr saubere Arbeiten liefern. Die Stämme der
Urvölker von Mexico und Perü^ besonders aber die Nationen am Ma-
(*) Auf dem Titelkupfer ZUMAHCGRAV'S undPiso' s Naturgeschichte Ton Brasilien, findet
man diesen Federschmuck abgebildet.
(**) Die Botocuden nennen diesen schönen Papagey Hatarat, und setzen zum Unterschied
von einer kleinem Art, das Wort gipakeiü^ (grols oder dick) hinzu.