60 E i n i g e Worte über die Botocuden
E i n i g e Worte über die Botocuden 6
er Kinder und junge Leute raube, sie in hohle Bäume verberge, und
dort füttere.
Dies sind die Beobachtungen, welche ich während der kurzen Zeit
meines Aufenthalts in jenen Wäldern zu machen Gelegenheit hatte. Durch
die um sich greifende Bevölkerung der Ostküste, werden die rohen Botocuden
immer weiter in ihre Wälder zurückgedrängt, und es ist nicht
zu bezweifeln, dais die Civilisation auch endlich zu Ihnen den We g finden
werde. Zwar wird es hiezu noch einer Pveihe von Jahren bedürfen, da
man in Brasilien die Kunst nicht mehr versteht, mit welcher die Jesuiten,
abgesehen von ihren vielen nachtheiligen Einrichtungen und dem Unheil
ihrer Herrschaft, die rohen Stämme der Urbewohner jener Wildnisse zu
bilden wifsten. Genauere Kenntnifs von dem originellen Stamme der Botocuden
zu erhalten, mufs der Reisende ihn am Rio Grande de Belmonte
aufsuchen, da die Beobachtung desselben am Rio Doge bis jetzt noch
unmöglich ist.
Um dem Leser einen kurzen vorläufigen Begriff von der Sprache
dieser Wilden zu geben, theile ich hier nur einige Nahmen derselben
mit; am Schlüsse dieses zweyten Bandes der Reisebeschreibung aber wird
für den Sprachforscher eine Liste einiger Sprachproben gegeben werden.
M ä n n er nahmen.
Jucakemet (das mittelste e sehr kurz)
Cupilick.
Jakeräcke {J wie 0
Macnina (das mittelste n durch die Nase)
Mäcann ia zwischen a und e')
Makiängj'cing
Ahö (durch die Nase)
Kerengnatnuck (durch die Nase)
W e i b ernahmen.
Enkepmäck ißn sehr kurz und so wie die zweyte Sylbe durch die Nase.)
Maringjopu
Uemuck
Schampachan
Pucat,
N a c h a g-
Die Bemerkungen, welche ich über die Botocuden zu machen Gelegenheit
gehabt habe, waren niedergeschrieben, als mir die Nachrichten
zu Gesichte kamen, welche Herr Obrist-Lieutenant VON E S C H W E G E ZU
p^illa Rica über die Urvölker der Capitania von Minas Geraés in seinem,
bey dem Industrie-Comptoir zu Weimar erschienenen Werke: Journal
von Brasilien, gegeben hat.
Ich bin so glücklich mit dem achtungswerthen Herrn Verfasser in
Verbindung zustehen, welches mich aber nicht abhalten darf, über einige
Stellen dieser Schrift meine Bemerkungen hier nieder zu legen. Ich
glaube um so mehr dies thun zu können, ohne der Tadelsucht beschuldigt
zu werden, da die anerkannten Verdienste unseres trefflichen Landsmanns
durch meine Critik nicht geschmälert werden können. Der lange
Aufenthalt des Herrn VON E S C H W E G E in der, in mineralogischer Hinsicht
so wichtigen Capitania von Minas Geraés, berechtigt uns, sehr interessante
Nachrichten und Beobachtungen von ihm zu erwarten; denn seme
Kenntnisse, und die günstige Lage, in welcher er sich befindet, setzen
ihn in den Stand, für die vollkommnere Erforschung jenes Landes und
seiner Bewohner weit mehr zu leisten, als Reisende, die bey einem kurzen
Aufenthalt in demselben, von der Sprache, den Sitten und Gebräuchen
der daselbst lebenden Völkerschaften nie eine so genaue Kunde erlan