Bösenbergs war die Bearbeitung eines umfangreichen, der Senckenbergischen Naturforschenden
Gesellschaft gehörigen Materials japanischer Spinnen; es war Bösenberg vergönnt, auch diese
Arbeit, welche von der Senckenberg. Naturf. Gesellschaft herausgegeben werden wird, beinahe
völlig zu Ende zu führen, sowohl im Text, wie in den Abbildungen, die sein gewandter Stift
in ebenso klarer wie künstlerisch vollendeter Weise zu fertigen verstand.
Viel zu früh für die Wissenschaft, wie für seine Freunde ist Bösenberg im 62. Lebensjahr
der Krankheit erlegen, die ihn die letzten Monate seines Lebens schwer ergriffen hatte.
Seine umfassende Spinnensammlüng, die fast alle-deutsche Arten und viele Exoten enthielt,
hatte er schon vor einigen Jahren samt allen in derselben befindlichen Originalen, seiner neuen
Arten dem K. Naturalien-Kabinet in Stuttgart als Geschenk überwiesen, nachdem er schon
früher die zoologische Sammlung des naturhistorischen Museums in Hamburg in ähnliqh hochherziger
Weise bedacht hatte..
Stuttgart, April 1903
D r . L am p e r t.
V o r w o r t .
Wohl über keine Tiergruppe giebt es weniger umfassende und ausführliche Arbeiten
als über die Spinnen.
Sind schon im allgemeinen der Forscher und Beobachter dieser Tiere stets wenige so
ins besondere gilt dieses m Bezug auf unsere einheimische Fauna, denn seit mehr als 30 Jahren
hat sich die Litteratur über unsere Tiere auf kleinere Abhandlungen, teils über eine Lokalfauna
oder Abteilungen derselben, teils über einzelne neue Arten, beschränkt.
Es giebt kein W e rk, welches auch nur annähernd einen Überblick gestattet über die
ausserordentlich zahlreichen Arten der in ggütschland lebenden Spinnen, und doch handelt
es sich um, auch für den Laien, hochinteressante Tiere, die im Haushalte der Natur eine
wichtige Rolle spielen, um Tiere, die vom menschlichen Standpunkte aus betrachtet, ungemein
■ I und m m H H B jH j sind. nützlich eines Teils durch das Vertilgen ungeheurer Massen
schädlicher oder lästiger Insekten, andernteils dadurch, dass sie wieder ändern nützlichen
Tieren, namentlich den insektenfressenden Vögeln, als Nahrung dienen und zwar hauptsächlich
in einer Zeit, (im Frühjahre) wo letztere kaum eine andere Nahrung finden würden.
Von den Arbeiten über deutsche Spinnen ist die bedeutendste jene von Prof. A. Menge
über „Preussische Spinnen“ , in welcher 317 Arten beschrieben und abgebildet sind Dieser
ausgezeichnete und gewissenhafte Beobachter hat aber leider das Bestimmen von Spinnen nach
seiner Arbeit dadurch ausserordentlich egchwert, dass er seine Abbildungen einesteils in viel
zu kleinem Massstabe, andernteils aber, nach in Ätzkali ausgekochten Präparaten (die Epigynen
der $ ) ausgeführt hat, die §in Zerstören des zu untersuchenden Objektes bedingen.
Die zum Teil klassischen Arbeiten von Dr. L . Koch-Nürnberg, von dem der Wissenschaft
leider so früh entrissenen Prof. Bertkau in Bonn, dem ebenfalls verstorbenen Grafen Keyserling
u. a. behandeln alle nur einzelne Familien oder Gattungen unserer Tiere.
Das Bestreben diesem Mangel an einheitlicher Litteratur, soviel als möglich abzuhelfen,
war mir Veranlassung mit der nachfolgenden Arbeit an die Öffentlichkeit zu treten und damit
einesteils das bisher entdeckte und beschriebene Material zusammen zu steilen, andern-
teiis aber, und d ie se s ganz b e so n d e rs , Anregung zu geben, das Erforschen unserer
deutschen Fauna nach dieser Richtung hin fortzusetzen und dem Studium unserer Tiere neue
Freunde zuzuführen.
Ich kann und will diese einleitenden Worte nicht schliessen ohne eine tiefempfundene
Pflicht der Dankbarkeit zu erfüllen, Allen^den Herren Gelehrten und Forschern, die mich,
teils durch ihre Kenntnisse und Erfahrungen, teils durch .Material aus ihren Sammlungen unter