Fig. 122. N aga -S chlangen auf e in e r Trep p en stu fe in Ngatja, L andscha ft Ndona.
Mittel-Flores.
(Von Ende durch die Landschaften Rea und N d o n aG ö tte r-, Geister- und Seeienkult; Ehegebräuche der
Bewohner von Rea und Ndona; Morphologisches und Geologisches von Mittel-Flores.)
Von Ende durch die Landschaften Rea und Ndona.
Am 23. Januar 1910 verließ die Sunda-Expedition mit dem Regierungsdampfer
„Zeemeeuw“ den Hafen von Sumbawa. Bei der Fahrt die Küste entlang zogen noch einmal
die Berge und Ebenen des Landes an uns vorüber. Sie erschienen heute in einem ganz
anderen Lichte, als gute, alte Freunde, denn sie haben mir die Geschichte ihres wechselvollen
Daseins anvertraut.
Schon als mit der Bildung des südmalayischen Gebirgsbogens in der mittleren Tertiärzeit
die erste Erhebung begann, regten sich auch die eingeschlossenen und gestauten Magmen
und ergossen große Decken von Lava über das Land* das wohl erst nur an wenigen Punkten
über den Meeresspiegel aufragte. Diese ältesten Tertiärvulkane sind durch die Erosion aufgelöst
und nur noch in Resten vorhanden, nicht so die jüngeren neogenen Feuerberge,
deren imposante Ruinen heute der Insel Sumbawa ihr charakteristisches, zerrissenes Aussehen
verleihen.
Der ältere Sangenges und sein jüngerer Nachbar, der Batu Lanteh, erhoben ehemals
stolzer ihre Häupter in die Wolken. Sie mußten dein unaufhörlich an ihnen nagenden
Gewalten der Atmosphäre ein Stück ihres Baues nach dem anderen überlassen, und heute
stehen sie da mit spätreifem Talsystem und scharf geschnittenen Bergzügen, sowie spitzen,
eckigen und steilwandigen Häuptern, zerfressen zu Ruinen,
Die zweite, pliozäne Gebirgsbildung brachte den Einbruch eines die Insel der Länge
nach durchziehenden Grabens und an der Wende dieser Periode bezw. im älteren Diluvium,
die dritte Phase, ein aus Bruchschollen sich aufbauendes Gebirge, das Sumbawa einerseits
mit Sumba, andererseits mit Celebes verband. Mit dieser Zeit beginnt auch die dritte große
Eruptionsepoche, welche heute noch in den tätigen Vulkanen Tambora und Sangeang andauert.
In altdiluvialer Zeit bildete Sumbawa noch mit Flores und Celebes, sowie mit
Lombok, Bali, Java und Sumatra einen Teil des asiatischen Festlandes. Die Landbrücken
mit Celebes waren aber nur von kurzem Bestand. Die ganze Insel versank zum Teil
wieder, stieg aber im Verlauf des Diluviums um vielleicht 1200 m periodisch auf, wie die
zahlreichen Terrassen bekunden, welche teils durch die Meeresbrandung ausgenagt, teils
durch Anhäufung von Meeresschlamm und Sand in ruhigen Buchten gebildet wurden.
Bei diesem Vorgänge löste sich das Land in Inseln auf.